Eine Nacht im Bøkfjord fyr

  • Aufgewachsen in Norddeutschland hatte ich schon immer den Wunsch, einmal in einem Leuchtturm zu übernachten.
    Hat lange gedauert, aber letztes Wochenende war es endlich so weit: Bøkfjord fyr nördlich von Kirkenes. Vom Schiff aus ist das Leuchtfeuer eine knappe Stunde nach der Ausfahrt aus Kirkenes auf der rechten Seite zu sehen:



    Es markiert die Einfahrt in den Bøkfjord. Das ursprüngliche Leuchtfeuer wurde 1910 gebaut, 1944 wurde es wie fast alle Gebäude in der Finnmark auf dem Rückzug der deutschen Truppen völlig zerstört. Das jetzige Feuer wurde 1947-48 wieder aufgebaut und blieb bis 2006 das letzte bemannte Leuchtfeuer Norwegens, seit dem läuft der Betrieb automatisiert. 1998 wurde es unter Denkmalschutz gestellt.


    Es gibt keine Strasse, die direkt zum Feuer führt. Die Anreise erfolgt über Jakobsnes (bis hier gibt es sogar eine Busverbindung), von dort führt eine 10 km lange Schotterpiste bis Reinøysund.



    Am Ende des Weges startet ein Wanderweg zum Feuer, Länge 11 Km, mittelschwer.



    Die bequeme Alternative ist mit dem RIB-Boot des Anbieters Kirkenes Opplevelser, der auch für die Übernachtungen zuständig ist. Der Anliegeplatz liegt etwa 100 Meter vor dem Schild zum Wanderweg.


    Hier sei gleich deutlich gesagt, dass eine Fahrt nur bei brauchbarem Wetter stattfinden kann, eine Buchungsbestätigung ist definitiv keine Garantie, dass die Fahrt auch stattfindet. Bei meiner Tour hatte ich Bilderbuchwetter, ist eher die Ausnahme. In diesem älteres Video vom NRK sieht man, wie es bei schlechterem Wetter zugeht.


    Der norwegische Wanderverein DNT, bzw. Sør-Varanger Turlag, bietet meist einmal im Jahr eine gemeinsame kombinierte Wanderung an, eine Strecke mit Boot, zurück zu Fuss, Übernachtung als Option. Von dieser Tour handelt der Bericht, die Wanderung kommt im 2. Teil.


    Die Fahrt mit dem Boot dauert etwa eine halbe Stunde, vor dem alten Torpedobunker gibt es einen kurzen Fotostopp.




    Neben dem Gebäude des Leuchtfeuers befindet sich ein Wohnhaus, in dem früher die Leuchtturmwärter untergrbracht waren. Es gibt 7 Schlafzimmer mit jeweils 2-3 Betten, 2 Gemeinschaftsräume, Küche, WC mit Dusche. Alle Zimmer haben Elektroheizung, zusätzlich gibt es noch Holzöfen. Mobilempfang ist ausreichend bis gut. Das einzige was selber mitgebracht werden muss, sind Lebensmittel und Getränke. Fliessend kalt und warm Wasser ist vorhanden.





    An dem Abend gab es sehr klare Sicht mit guten Lichtstimmungen. Hier der Bugøynestoppen,
    mit 497 Meter der höchste Berg der Kommune Sør-Varanger, zu der auch Kirkenes gehört:



    Hier noch 2 Bilder des Leuchtfeuers mit Licht:


  • Was für ein Abenteuer und ideales Wetterchen...das ehem.Wohnhaus sieht von innen recht einladend aus und macht einen gepflegten Eindruck!Den Torpedobunker habe ich mit dem Fernglas auch schon oft beobachtet. :8):

  • Am nächsten Morgen kam die zweite Gruppe, nach einer kurzen Besichtigung der Räume sollte die Wanderung beginnen.



    Einer der Teilnehmer hatte eine Drohne im Gepäck, hier sein Video auf fb.


    Wenige Meter hinter dem Leuchtfeuer sieht man die riesigen zur "Festung Kirkenes" gehörenden Anlagen aus dem 2. Weltkrieg. Kanonen, Schützengräben, Bunker, einige gesprengt andere intakt. Die Festung Kirkenes sollte die deutsche Besatzung in Kirkenes vor einem Seeangriff schützen. Die 10,5 cm Kanonen sind noch vorhanden. Auf der westlich gelegenen Insel Kjelmsøy gab es 24 cm Kanonen, der Bøkfjord dazwischen war vermint.




    Hinter dem ersten Hügel waren Verpflegung und Materiallager, hier sieht man noch einen Vorrat an Schornsteinen.



    Die erste Stunde der Tour regt zum Nachdenken an. Insbesondere über jedes Bier, dass man am Vorabend zu viel getrunken hat, es geht nur bergauf.



    Einen Wander"weg" wie in Deutschland sollte man in der Finnmark nicht erwarten, ein sichtbarer Trampelpfad ist schon Luxus. Meist geht es durch Stock und Stein, die Route ist durch Steinhaufen mit einem roten T markiert. Wer alleine geht, sollte unbedingt eine Karte dabei haben und diese auch lesen können! In den Tälern gibt es meistens keinen Mobilempfang. Feste wasserdichte Schuhe sind erforderlich. So gut wie jede Strecke geht zum Teil durch "myr" Gebiete, das sind feuchte Hochmoore. Man sackt zwar nur 10-15 cm ein, bei Sportschuhen reicht das aber für nasse Füsse.



    Nach dem Aufstieg auf etwa 280 Meter geht es durch das "Norskedalen" wieder langsam bergab.



    Diese "Klettereinlage" ist harmloser als sie aussieht, seit letztem Jahr gibt es ein Seil zum Festhalten.



    Ein kleine Stück neben der Route sieht man eines der vielen Flugzeugwracks, die in der Finnmark seit dem Krieg fast unverändert liegen. Hier ein Motor einer britischen Albacore.



    Die Tour und besonders die Übernachtung hat mir sehr gut gefallen.
    Zwei drei Tage im Winter mit Holzofen dürften interessant sein..

  • Klingt nach einer aufregenden und spannenden Tour,untermalt von fantastischen Ausblicken und herbstlichen Farben,dazu noch Geschichtsunterricht!Wir lange seid ihr zurück zu Fuss bis Reinøysund unterwegs gewesen?

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