25 Jahre Trainingslager für DIE EINE REISE oder mit Pipi in den Augen ums Nordkap 05. - 16.11.2018

  • Dies scheint inzwischen ein wenig anders zu sein.


    Sowohl beim offiziellen Silvesterkonzert bei meiner letzten Silvesterfahrt als auch beim Mitternachtskonzert wenige Tage danach, wurde diesbezüglich nichts gesagt und es wurde von den Darbietenden auch wohlwollend jeder Zwischenapplaus angenommen.


    Ich kannte dies auch bis letzten Oktober zuletzt nur so mit einem abschließenden Applaus am Ende.

  • Ich muss mich entschuldigen, dass es so lange gedauert hat bis es weiter geht.
    Irgendwie läuft manchmal die Zeit davon...



    Die Vesteralen zeigen sich heute morgen sehr schüchtern. Das Wetter hat sich eingetrübt und es nieselt. Dabei habe ich mich doch zu einer Wanderung angemeldet. Aber es gibt ja kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.
    In Harstad geht es von Bord. Der Bus steht schon bereit. Meine Frau, die etwas kränkelt bleibt an Bord zurück und erwartet mich dann hoffentlich sehnsüchtig wieder an Bord zurück.
    Während der Busfahrt ist es immer noch trüb und nass. Es geht an Bergen und und am Wasser entlang. Nach einer kurzen Fährpassage sind wir dann am Punkt angelangt, wo die Wanderung beginnt. Pünktlich hat sich das Wetter gebessert. Es ist zwar noch immer bedeckt aber trocken.
    Wir laufen einen Berg hinauf durch eine Vegetation, die schon sehr an die Baumgrenze in den Alpen erinnert. Manche sind fast etwas überfordert mit der Steigung. Und so zieht sich die Truppe teils weit auseinander. Auf halber Höhe des Berges stehen wir in einem Moor. Seltsam das sich so ein Moor dort hält, wo es doch in jede Richtung das Wasser abfließen könnte. Nach ein paar Erklärungen seitens des Expeditionsteams und einem kleinen Imbiss mit Keks und Tee mache ich noch einen Rundumblick und ein paar Fotos, dann geht es wieder zurück. Wo doch der Berg noch viel weiter hoch gehen würde. Manch einer ist froh wieder hinunter zu dürfen, andere (auch ich) währen gerne weiter bergan gelaufen. Leider ist der Rückweg der gleiche, den wir hochgelaufen sind. Und so ist der Abstieg doch etwas langweilig. Dafür könnte man sich dann gut mit ein paar Mitreisenden näher Unterhalten. Mit dem Bus geht es dann der Trollfjord, die derweil auf ihrer Route weitergefahren ist, hinterher. Als wir über eine Brücke fahren taucht die Trollfjord gerade unter uns durch um uns im Hafen wieder aufzunehmen.
    Im Nachhinein hätte ich gut auf den Ausflug verzichten können. Etwas kurz und unspektakulär. Ich vermisste das Schiff.
    Den Raftsund passieren wir im blaugrauen Dämmerlicht des beginnenden abends. Na ja. Des nachmittags, der aussieht als abends. Aber so weit oben verschieben sich ja die Tages und Nachtzeiten etwas zu Gunsten der Nacht. Die Berge ganz in schwarz mit weissen Wolkenfetzen die. Als ob sie sich mit Watte bedecken würden. Nach der Passage des Trollfjordes wird es an Deck, wie schon bei der nordgehenden vorbeifährt, wieder ruhiger. Ich bin weiter an Deck. Eine Ruhe und Stille umgeben mich. Eine ganz besondere Stimmung, fast meditativ. Fast geräuschlos gleiten wir durch die Dämmerung.


    Die 2. Hälfte geht viel schneller als die erste. Schon bald soll das Ende nahen. Neidisch werfe ich schon seit Kirkenes Blicke auf die Gegenschiffe. Sie haben alles noch vor sich und bei uns geht es schön zurück. Wehmut kommt jetzt schon auf. Zu Hause sage ich immer, man soll froh sein etwas gemacht zu haben und nicht betrübt sein, weil etwas vorbei ist. Jett ist es gerade schwer einzuhalten.
    Die 7 Schwestern haben ihre Köpfe in Wolken gehüllt. Aber während der Vorbeifahrt klettern die Wolken immer höher. Als wir schon fast vorbei sind kann man dann zwischen den einzelnen Gipfeln hindurchgehen. Da haben jetzt die Geduldigen wieder mal das Glück auf ihrer seite gehabt und sind dann für ihr ausharren belohnt worden.
    In Brønnøysund gehen wir kurz am Hafen entlang zu Norwegens Mittelpunkt. Den Rückweg machen wir durch ein paar Geschäfte, dabei verbraten wir unser letztes Bargeld, das wir in Deutschland umgetauscht hatten. Gut ausgerechnet bleiben nur noch 11 NOK übrig.
    Die See zeigt sich immer mal wieder von Ihrer raueren Seite. Manchem bekommt das schaukeln anscheinend nicht so gut. Wegen mit könnte es ruhig noch ein wenig mehr sein. Mit 2 Getränken in den Händen sich den Weg durch den Panoramasalon zu suchen kann aber schon eine kleine Herausforderung sein. Zum einschlafen werden wir sanft geschaukelt.


    Der morgen des letzten ganzen Tages der Reise begrüßt uns wieder trüb. Nach dem Frühstück besuchen wir die hinter uns liegende Vesteralen. Ich glaube, da hätte ich mich auch wohl gefühlt. Mit viel Holz und alles kleiner als auf der Trollfjord wirkt sie sehr gemütlich. Unser Kapitän, der mot dem besten Job der Welt, den wir auf dem weg treffen, fragt uns ob wir uns das Boot angesehen haben? Denn nur seine Trollfjord kann sich Schiff nennen. Ja jetzt kenne ich auch den Unterschied zwischen Boot und Schiff.
    Nach dem Mittagessen bricht die Wolkendecke auf und ein unvergessliches und unvergleichliches Schauspiel nimmt seinen Anfang. Die Sonne kommt zum Abschied nehmen und das Meer liegt wie ein Spiegel so glatt vor uns. Die Restwolken am blauen strahlenden Himmel spiegeln sich auf der Wasseroberfläche. Der Anblick fasziniert das Publikum. Langsam spricht es sich herum und immer mehr kommen an Deck. Sogar von der Brücke werden Fotos gemacht. Einzigartig! Der Sonnenuntergang scheint endlos zu werden. Alle farben waren vorhanden. Vom weiss der Wolken über das gleißende gelb der Sonne bis hin zum dunklem lila am anderen Ende des Himmels. Jede erdenkliche Farbe war auf einmal vorhanden. Immer wieder andere Ausblicke, ander Lichtverhältnisse. Der Oberknaller. Da war sie wieder, die Angst.
    Die Angst nicht alles sehen zu können,
    nicht alles in sich aufnehmen zu können,
    es schnell wieder zu vegessen,
    sich nicht sattsehen zu können,
    den Augenblick nicht festhalten zu können.
    Zum Schluss verschwindet die untergehende Sonne hinter einem Bergrücken um dann doch noch einmal hervorzukommen um die zu beglücken, die wieder ausgeharrt haben. Als die Sonne dann fast untergegangen war kommt noch der Mond hervor. Das erste mal auf dieser Reise. Bei den Nordlichtern hat er sich immer glücklicherweise zurückgehalten. Jetzt weisst er uns den Weg nach Kristiansund. Als wir mit lautem hupen unter derBrücke hindurchfahren wird es langsam wieder dunkle Nacht. Die Lichter der Stadt beginnen sich mehr abzuheben von der schwärzer werdenden Umgebung und spiegeln sich mit dem Mond im Hafenbecken um die Wette.
    Nach dem Abendessen lassen sich am klaren Himmel die verschiedenen Sternbilder sehr gut erkennen. Der Orion, ein Wintersternbild zeigt sich von seiner besten Seite.
    Die letzte Nacht an Bord ist gekommen. Nur noch einmal schlafen und dann heißt es einen Rückweg in den Alltag finden. Es fällt bestimmt nicht leicht.


    Die Koffer sind gepakt. Alle Mitbringeldekodingens und all die Anziehsachen haben Plaz gefunden.
    Ein letztes Frühstück...
    ... Wo ist die Zeit geblieben?
    Auch auf einer ruhigen und langsamen Reise vergeht die Zeit wie im Fluge.
    Heute gibt es richtige Wellen. Die Türen zum Aussendeck sind nur mit viel Mühe zu öffnen. Der Wind reisst an jedem herum, der draussen sich aufhält. Nach jedem Wellenberg fallen wir in ein Tal auf See.
    Sogar das Meer ist verärgert, dass es schön zu Ende ist.
    Das Treppensteigen ist heute lustig. Die Stufen scheinen unterschiedlich hoch zu sein. Mal könnte man 2 Stufen gleichzeitig nehme, dann komme ich mir sich so schwer vor als ob ich heftig Übergewicht hätte. Je nach Wellengang.
    Am Schluss bin ich froh wieder im Panoramasalon durch alle Sessel und Taschen gekommen zu sein. Sitzen ist jetzt doch bequemer. Das Wetter beschert uns eine kleine Verspätung die sich aber in Grenzen hält.
    Während der Fahrt nach Bergen bemerken einige Passagiere, dass ihr Rückflug umgebucht oder storniert wurde. Das sorgt für mächtig Unruhe an Bord. Wir wurden nur auf andere Sitze im Flugzeug umgebucht. Andere fliegen jetzt über München oder Paris nach Hause.
    Bei der Einfahrt durch Bergens Schären in den Hafen beruhigt sich die See.
    Nach dem Anlegen beginnt das Warten auf das Ausschiffen. Die Blicke werden trauriger ob des nahen Endes der Reise.
    Gut organisiert geht es vom Schiff. Mit einem letzten Gruss geht es vorbei an der Crew mit Kapitän. Die Koffer sind schnell gefunden und am Weg zum Bus stehen die Leute vom Expeditionsteam noch Spalier. Mit einer tiefen Vorbeugung bedanke ich mich für die grandiose Reise.
    Am Flughafen in Bergen bricht dann kurzzeitig ein mittleres Chaos aus. Manche die nicht wussten, dass sie umgebucht wurden, stehen am falschen Schalter. Andere Schalter machen trotz Warteschlange zu. Check-in Automaten wollen nicht so recht funktionieren.
    Wir kommen gut durch, ausser das mein Rucksack aufällig aussortiert wird. Da mache ich mich noch lustig über die Gepäckstücke, die auf das extra Fliesband geleitet werden und dann steh ich auch dort...
    Aber es war nur eine Trinkflasche, eine leere, die die Aufmerksamkeit auf sich zog. Jetzt nur noch eine Schlange bei Global Blue für die Steuer. In einer Buchhandlung versteckt. Ein kurioser Ort für so etwas. Es geht schneller als es ausgesehen hat. Wenn man alles gut ausgefüllt und vorbereitet hat ist es kein Problem.
    Ein letzter allerletzter Drücker für unsere Tischnachbarn und dann trennen sich die Wege.
    Der Flug nach Amsterdam vergeht wieder wie im fluge.
    Ein Spaziergang über die Rolltreppen in der Ebene zum Anschlussflug nach Nürnberg.
    Von Amsterdam bis Nürnberg haben wir keine Wolken. So können wir unter uns viele kleine und große Ortschaften, Fussballstadien oder Autobahnen erkennen. Aber wo oder was das alles ist bleibt unbekannt. Gibt es Ortsschilder für Flugzeugpasagiere?


    Gut angekommen am klitzekleinen Airport Nürnberg beginnt die letzte kurze Etappe Richtung Heimat.

  • FAZIT:


    Es war die Reise unseres bisherigen Lebens die alles vorangegangene, was Urlaub betrifft, in den Schatten stellt.
    Es hat alles gepasst. Von der langen Zeit der Vorfreude, es war über ein Jahr zu überstehen, bis zu den Eindrücken die immer wieder im Alltag sich hinter den Augen melden.
    Ich sitze immer wieder zu Hause mit einem Lächeln im Gesicht, dann bin ich im Gedanken wieder zurück am Schiff.
    Wenn ich am TV etwas mit Polarlichtern sehe, muss ich mir die Tränen des Glücks trocknen. Danke für die Hinweise auf solche Sendungen im Kalender. Die Festplatte ist immer gut gefüllt.
    Wir sind froh, es nicht bis ins Rentenalter aufgeschoben zu haben. Jetzt haben wir die Erinnerung daran länger.
    Es wird mit Sicherheit nicht das einzige Mal sein, dass wir gefahren sind. In 4 Jahren ruft die 50. Dann soll es wieder los gehen. Die Zeit bis dahin?
    Schon für den nächsten Urlaub war es schwer sich ein Ziel zu suchen. Wir waren der Meinung, dass alles bei Weitem nicht annähernd an die Hurtigrutenreise herankommt.
    Das Essen an Bord war der Hammer.
    Natürlich hatten wir Glück, dass das Wetter so toll mitspielte und uns so verwöhnte mit Sonnenauf- und -untergängen. Manchmal sogar in Einem.
    Das Ziel war es einmal Polarlichter zu sehen, dass es dann gleich nächtelang dazu kam, grandios.
    Etwas mehr Zeit in manchen Städten (Tromsö, Trondheim) hätten wir uns gewünscht, aber es ist ja keine Kreuzfahrt. Und das ist gut so.
    Die Natur, die Landschaft, die Berge und das Meer an sich vorbeiziehen zu lassen, den Alltag mit jeder Seemeile hinter sich lassen zu können, ein Abschalten in Vollendung ist das Wertvollste der Reise.
    Nichts machen zu müssen und doch beeindruckt zu werden.


    Habt Dank für alle Tips und Hinweise, für die Einträge und Berichte und für die Sendungen im Kalender.


    Herzlichste Grüsse
    Jürgen und Heike

  • Vielen Dank für den schönen Bericht.


    Ich versteh die Gefühle sehr gut. NIcht umsonst " die schönste Seereise der Welt "


    Auch wir planen wieder zu fahren, aber es wird wahrscheinlich wieder eine Herbstreise werden


    Liebe Grüße Ricka

  • Ja, vor 4 Jahren haben wir auf der Fähre in Frederikshavn die letzten 400 m auf See mitverfolgen können, bevor es wieder an Land ging. Wir haben direkt das Navi eingeschaltet als wir ins Auto durften.

    2 Mal editiert, zuletzt von Bine () aus folgendem Grund: Unnötiges Zitat entfernt. Bitte die Zitierregeln beachten/Bine

  • @baer
    danke für diesen tollen Reisebericht, auch wenn es kein Livebericht war. Das du es alles noch so im Kopf hattest und so schön im Nachgang beschreiben konntest, mit solchen poetischen Beschreibungen. Super!
    Und:
    "Man verspricht sich ja mit einer Ehe bis ans Ende der Welt mit seinem Partner zu gehen. Wir haben es getan!"
    -Seufz!-
    Gruß LaLuna

  • Ich könnte mir vorstellen, dass die Nutzung eines Navi im Flugzeug möglich wäre


    Möglich ist es, aber im Prinzip verboten, da in der Regel alles Elektronische verboten ist dass sendet und empfängt.

    Meine Fahrten: FINNMARKEN - NORDLYS - NORDNORGE - KONG HARALD - VESTERÅLEN - LOFOTEN (5X) - FRAM

    Reiseberichte siehe Profil !


  • Erst mal danke für den schönen Bericht - ich habe immer mal wieder mitgelesen und den Bericht sehr genossen :thumbup:




    Schon für den nächsten Urlaub war es schwer sich ein Ziel zu suchen.
    ...


    Etwas mehr Zeit in manchen Städten (Tromsö, Trondheim) hätten wir uns gewünscht


    Also meine Empfehlung für den nächsten Urlaub wäre ja: Norwegen auf dem Landweg.


    Grüße
    Duck

  • Hallo Baer,
    vielen Dank für Deinen schönen Reisebericht.
    Ich kann Deine Gefühle beimBetrachten des Polarlichtes gut nachempfinden. Mir geht es seit sechs Jahren so. Und auch die weiteren Überlegungen zu weiteren Urlauben kommen mir bekannt vor.
    Ich wünsche euch noch viele tolle Huru-Erlebisse.


    Bis dann


    Alter Vater

  • Mit einer tiefen Vorbeugung bedanke ich mich für die grandiose Reise.


    Liebe Heike, lieber Jürgen,


    :sdanke: für Eueren Bericht mit den so treffend beschriebenen "Innenaufnahmen der Gefühle". :heart: :girl_sigh:
    Dass noch weitere Hurtigrutenfahrten bevorstehen werden, entnehme ich dem oben zitierten "Freud'schen Verschreiber" -
    bei uns hat es auch genau so angefangen...der selbe Termin fürs "erste Mal"....es blieb nicht dabei, bald starten wir wieder :love:
    das wünsche ich Euch ebenfalls!

  • Also meine Empfehlung für den nächsten Urlaub wäre ja: Norwegen auf dem Landweg.


    Grüße
    Duck


    Ein andere Möglichkeit wäre die Variante Bergen - Kirkenes - Bergen mit Übernachtungen hinterher in Trondheim.


    Wenn auch Ålesund intensiver besucht werden soll, wäre ein Hinflug nach Oslo, Bahnfahr nach Lillehammer und weiter nach Åndalsnes, weiter mit dem Bus nach Ålesund denkbar. Nach Übernachtung(en) ginge es von dort mit dem Hurtigrutenschiff nach Kirkenes und zurück nach Trondheim - von dort wäre eine Fahrt mit der Dovrebahn via Hamar zurück zum Flughafen Oslo denkbar. So habe ich das im September geplant, erlebt und genossen ... :D

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