abenteuerliche Wintertage in der Arktis (8.3. - 20.3.2020)

  • Die letzten Tage mit Frost, Schnee, Eis und Sonne haben mir das Gefühl gegeben, der Urlaub sei zu mir nach Hause gekommen. Es war der reinste Genuss, im Sonnenschein auf dem gefrorenen Sund unterwegs zu sein und den Kopf frei zu bekommen. Dabei ist mir immer wieder meine Reise vom letzten März in den Sinn gekommen, zumal sich in der letzten Woche auch hier zum Teil ähnliche Fotomotive ergeben haben.


    @tangojoe hatte mir schon vorgeschlagen, doch einen Reisebericht zu schreiben. Ich versuch´s.


    Aufhänger für meine Reise war, dass ich vor längerer Zeit im Fernsehen eine Beschreibung der Zugstrecke von Narvik nach Kiruna sah, im Winter. Im Spätsommer bin ich diese Strecke schon mal mit dem Auto gefahren und fand sie wunderschön (mit Ausnahme der beiden Städte). Ich stellte mir also vor, selbst einmal eine solche Zugfahrt im Winter zu unternehmen. So recherchierte ich Mitte Februar nach Übernachtungsmöglichkeiten in Narvik und Kiruna. In Kiruna war schnell etwas gefunden, für Narvik gab es nichts. Wie sich herausstellte, fand genau zu meinem gewünschten Übernachtungszeitraum die alpine Ski-Junioren-WM in Narvik statt, die Stadt war quasi ausgebucht. Also umdisponieren: die Anreise sollte mit dem Flieger erfolgen, der Flughafen Narvik/Harstad liegt, wie der Name verrät, ziemlich in der Mitte zwischen beiden Städten, in Evenes. Ich konnte also genausogut ein Zimmer in Harstad suchen. Dies gelang mir auch. Und ich wusste, dass von da Busse nach Narvik fahren. Um so richtig was von der Bahnstrecke und auch vom Winter zu haben, buchte ich noch Zwischenaufenthalte in Björkliden und Abisko. Die Flüge von Berlin nach Oslo und von da weiter nach Evenes und Rückreise von Kiruna nach Stockholm und von da wieder nach Berlin komplettierten die Buchungen. Es konnte losgehen, mein Winterabenteuer.

  • 08.03.2020, sonnig - wolkig, 3°C - 1°C


    Noch ist es dunkel, ein Taxi bringt mich zum Bahnhof. Die Bahnhofshalle ist kalt und zugig, keine Sitzgelegenheiten, das Reisezentrum noch geschlossen. Glücklicherweise steht aber der Zug schon da, ich kann einsteigen, drin ist es warm. So langsam wird es hell, die Zugfahrt beginnt. Auf manchen Feldern liegt ein wenig Reif, und am Himmel sieht man rosa angehauchte Wattewölkchen, es sieht schön aus. Über Greifswald geht dann die Sonne wie ein riesiger glutroter Feuerball auf. Weiter südlich, bei Prenzlau, sehe ich dann erste Kraniche in der Morgensonne auf den Feldern. Schon komisch, um in den Norden zu kommen, fahre ich nach Süden. Es ist herrlichstes Sonntags- und Frauentagswetter.


    Beizeiten bin ich dann in Berlin-Tegel auf dem Flughafen. Die Zugverbindung war so, dass ich entweder 3 Stunden oder nur 50 Minuten Zeit vor dem Abflug habe. Also habe ich den früheren Zug genommen. Auf dem Flughafen nutze ich nun die Zeit, nochmal etwas umzupacken; wie ich erfahre, sind Wärmepflaster im Koffer nicht erlaubt, sie könnten sich entzünden. Also alle in den Rucksack. Weiter vertreibe ich mir die Zeit mit lesen, einchecken und am Gate warten. Die Maschine ist ausgebucht, offenbar wollen die Norweger Sonntag mittag nach Hause. Ich habe einen Fensterplatz, sehe Dörfer, Flüsse, eine Küstenlinie, dann verschwindet alles in den Wolken. Zeit für ein Schläfchen. Als ich wach werde, wird mir bewusst, dass es nun endlich mit einer Märzreise klappt. 2016 war die Schweiz schon gebucht - ich wurde krank. 2019 wollte ich in den Harz - und wurde krank. Und dieses Jahre wurde ich schon wieder krank - aber im Februar. Es war knapp.


    In Oslo wird es dann spannend, das erste Mal, dass ich einen Umsteigeflug habe. Ich finde den Inlandstransfer schnell, vorbei an allen Läden. Ob ich jedoch mitkomme? Am Gate wird nach 8 Freiwilligen gesucht, die sich auf einen Flug morgen früh umbuchen lassen würden; Lohn wären 250 Euro + Hotel und Getränke. Die Maschine ist also überbucht. Zögerlich findet sich der eine oder andere, die Entscheidungsfindung zieht sich hin. Ich will nicht, meine weitere Reiseplanung würde damit wackeln. Endlich beginnt das Boarding, mit Verspätung. Wieder habe ich einen Fensterplatz, in Oslo mit Ausblick auf das regennasse Rollfeld. Dann ist noch das Gepäck einzuladen, ich hoffe stark, dass mein Koffer dabei ist. Mit einer halben Stunde Verspätung starten wir. Noch einmal dieses mulmige Gefühl beim Steigflug. Dann sind wir über den Wolken, Sonnenschein. Ab und zu ist die Wolkendecke dünner, dann kann ich schneebedeckte Landschaft und zugefrorene Seen erkennen. Und dabei Kaffee trinken, den gibt es bei SAS sogar gratis. Irgendwie hat der Flugkapitän in der Luft alle überholt, wir landen fast pünktlich. Und zu meiner großen Freude hat es auch mein Koffer geschafft, in Oslo richtig abzubiegen.


    Nun kann ich zum Hotel laufen. Es ist ungefähr einen Kilometer weit. Solange ich auf dem Flughafengelände bin, gibt es wenigstens einen Weg, allerdings bedeckt mit Glatteis. Und die Spikes sind noch im Koffer...Und wirklich glatt ist das Eis auch nicht, offensichtlich gab es tagsüber Matsch und nun ist es wieder gefroren. Hoppelpiste als Test für den neuen Koffer. Ich bin froh über jedes Kilo Gepäck, was ich n i c h t mitgenommen habe. Ab dem Ende des Flughafengeländes geht es nur noch die Straße entlang, die ist geräumt. Aber auch ziemlich stark befahren. Ich bin froh, als ich dann an der Tankstelle abbiegen kann. Dann noch einen steilen Anstieg hoch, geschafft. Ich checke im Flughafenhotel ein. Und trotz der Strapazen mit dem Gepäck strahle ich - innen und außen. Schon der Anblick der Berge beim Aussteigen aus dem Flugzeug hat das bewirkt. Nur kurz suche ich mein Zimmer auf, es ist klein, aber fein, mit Blick Richtung Flughafen. Dann gehe ich gleich nochmal los. Viele Möglichkeiten habe ich im Dunklen nicht, es bleibt bei der E10, so weit die Lampen reichen, also Ortslage. Es ist natürlich kein entspanntes Gehen, es fahren eine Menge Autos vorbei. Aber ich hatte einfach noch Bewegungsdrang, hatte ja den ganzen Tag gesessen. Zurück im Hotel frage ich an der Rezeption noch nach dem Bus für morgen und bestelle mir ein Bier. Das schafft dann die nötige Bettschwere, für heute reicht es.

  • @Kassiopeia, da bin ich doch gerne dabei! Ich bin wie du die Strecke Narvik-Kiruna mit dem Auto gefahren, allerdings im Juni. Da war es auf der Höhe noch winterlich: zugefrorene Seen, Schneefelder....Ich bin gespannt, wie du die Fahrt mit dem Zug durch die Winterlandschaft erlebst.



    Viele Grüße
    omlia :)


    Reiseberichte im Profil

  • Vielen Dank für den interessanten Reisebericht. :good3:
    Da die Erzbahn auch auf meiner Reisewunschliste steht, bin ich besonders gespannt ... :8o:
    Bild 002 kann ich nicht so Recht zuordnen - ist es nach einem Start oder vor einer Landung entstanden? :hmm:

  • 9.3.2020, Tauwetter, bedeckt, 3 °C


    Ich habe unruhig geschlafen, wurde immer wieder mal wach, so wie häufig in der ersten Urlaubsnacht. Aber dann bin ich doch ausgeschlafen, dusche und gehe zum Frühstück. Die Bedienung ist lustlos, sieht nicht, dass nur noch Brotkanten daliegen. Belag ist aber noch genug da. Satt werde ich schon werden. Beim Blick nach draußen beeile ich mich, das Wetter wird immer besser, auf den Bergspitzen sogar Sonne. Mein Bus fährt 11.05 Uhr, bis dahin will ich noch einen kleinen Ausflug machen, fülle mir die Thermoskanne mit Tee auf. Dann geht es wieder die E10 entlang, glücklicherweise mit weniger Verkehr als gestern. Irgendwann kann ich rechts zum fylkesvei 722 abbiegen, ab da ist Ruhe. Ich gehe in der Mitte der Straße, da ist sie nur nass, an den Rändern auch glatt. Mir kommt meine Kondition vom Walken nun zugute, ich habe einen recht schnellen Schritt drauf, gönne mir nur Pausen zum Fotografieren. Immer wieder schaue ich auch auf die Uhr, damit ich nicht verpasse, rechtzeitig umzukehren, um den Bus noch zu erreichen. Schließlich fährt der nächste (und letzte für diesen Tag) erst fast vier Stunden später. Ich komme bis in den Ort Evenes, bis zum Fjord. Die Sonne kämpft sich ab und zu durch die Wolken, ich genieße den Anblick der Berge, schneebedeckt. Und jede Menge Birken, die Rinde offenbar von Tieren abgenagt. Evenes besteht nur aus ein paar Häusern, der Kirche und einem Campingplatz. Und einer kleinen Mole, im Sommer gibt es sogar eine Fährverbindung. Dann kehre ich um, mache wieder lange Schritte. Mir ist warm, als ich am Hotel ankomme, das waren ungefähr 10 km. Den Koffer hatte ich schon vorbereitet für die Weiterreise, nun checke ich aus, indem ich die Zimmerkarte in eine Box werfe, das ist alles.


    Den Berg hinab laufe ich zur Tankstelle. dort frage ich den Betreiber, wo denn hier der Bus hält. Na, hinter dem gelben Auto da - ist die Antwort. Aber es sei nicht sicher, nicht jeder Bus würde da halten. Ich gehe zu der angegebenen Stelle. Kein Busschild, ich weiß nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Bus direkt in die Tankstelle fährt. Ich gehe lieber weiter zur Tankstelleneinfahrt. Da kann ich den Bus vielleicht stoppen. Und siehe da, kurz vor der Einfahrt hält er auch wirklich. Ein Mann springt heraus, nimmt mir den Koffer ab und verstaut ihn (?? Frauentag war doch schon gestern??). Ich frage den Busfahrer, ob es eine gute Idee von mir war, da zu stehen, Ja, sagt er. In die Tankstelle fahre er nicht, das sei privates Gelände. Die richtige Haltestelle sei nach der Tankstelle (da hält er aber nicht). Na, ich sitze jedenfalls im Bus. Es geht zunächst zum Tjeldsund Kro, dort steige ich um. Dieser Bus fährt weiter nach Å i Lofoten. An der großen Brücke über den Tjeldsund steige ich aus und kehre im Kro ein, es bleibt genügend Zeit zum Mittagessen, es gibt fish & chips. Und den herrlichen Blick auf die Brücke.


    Danach nehme ich den nächsten Bus nach Harstad, die Strecke führt immer am Tjeldsund entlang. Wunderschöne Landschaft, aber es regnet inzwischen leider. Am Byterminalen steige ich dann aus, dann beginnt eine Herausforderung: mit dem schweren Koffer den Gehweg entlang. Die Wege sind nicht geräumt, voll Glatteis, darin eingesunkener Splitt, darüber teils mehrere Zentimeter hoch Wasser. An steilen Stellen schießt das Wasser in Bächen die Straße runter. Ich komme schlecht voran und es dauert auch eine Weile, bis ich das Brygga Gjestehus gefunden habe. Der Inhaber trägt mir dann den Koffer hoch ins Zimmer, das finde ich sehr nett. Erstmal Pause. Das Zimmer ist nicht sehr groß, aber sauber und ordentlich, einfach gehalten. Es ist ok.


    Nach der Pause gehe ich in die Stadt, informiere mich in der Touristeninformation und bei einem Tourenanbieter über Ausflüge, decke mich mit Stadtplan und Fahrplan für Fähren ein. Weil es so regnet, verstecke ich mich in einem Kaufhaus, später dann im Bakerinnen. Dort trinke ich Kaffee und esse einen ziemlich großen Keks. Die Kalorien vom Frühstück und Mittag sind ja auch längst abgelaufen, insgesamt heute ca. 14 km. Zu guter Letzt kaufe ich mir noch eine Dose Bier, dann geht es zurück zum Zimmer. Erstmal heißt es Sachen trocknen. Auf alles mögliche war ich vorbereitet: Wind, Schnee, Kälte, Glätte - aber Regen? Die Daunenjacke ist quaddernass, mein Shirt darunter auch. Die Schuhe haben einigermaßen gehalten. Heute abend also ruhig; bisschen schreiben, bisschen lesen, bisschen Bier trinken. Morgen früh ist zeitiges Aufstehen angesagt.

  • 10.03.2020 Neuschnee, Wolken, Sonne, 1°C - -3°C


    Eine Nachricht von einem Freund weckt mich. Gut so, denn mein Wecker hätte nicht geklingelt. Ein Blick aus dem Fenster, es schneit. Oh, schön! Dann duschen und anziehen. Im Frühstücksraum bin ich die Einzige. Das Frühstück ist einfach, aber in Ordnung. Nach dem Frühstück schnappe ich mir den Rucksack, auf geht´s zum Kai. Dorthin ist es heute einfacher zu gehen, da es etwas kälter und somit nicht so matschig ist. Allerdings glatt unter dem Neuschnee. Am Kai liegt schon die MS Spitsbergen, ich will mit nach Tromsø. Das einzige Hurtigrutenschiff auf der Linie, auf dem ich noch nicht war. Sie wurde ja auch erst 2017 in Dienst gestellt. Der Panoramasalon ist halb so groß wie bei den anderen Schiffen, mit unbequemen Sesseln, man sitzt wie ein Fragezeichen. Und Möglichkeiten, an Deck zu gehen, gibt es auch viel weniger. Warum? Noch ist der Salon fast leer, bis auf ein italienisches Pärchen, offenbar Backpacker. Die Gäste, die die Rundreise mitmachen, sitzen vermutlich noch beim Frühstück. Ich habe freien Blick nach vorn. Nach den Schneeschleiern bei der Abfahrt bessert sich das Wetter, die dick verschneiten Berge werden von der Sonne angestrahlt, ich fotografiere sowohl von drinnen als auch an Deck. Aber durch den Fahrtwind ist es ganz schön kalt. Ich gehe wieder rein, es dauert lange, bis mir wieder warm wird.


    Dann laufen wir Finnsnes an. Ich ahne es schon, es wird glatt sein. Ich ziehe meine Spikes an, einer geht dabei kaputt. Also führt mein kurzer Landgang in den Amfi. Im Sportgeschäft bekomme ich neue, ich sage, dass ich nur wenig Zeit habe, weil ich vom Schiff komme. Die Verkäuferin beeilt sich extra, sehr nett. Die neuen Spikes sind viel besser, die Krallen sind auf der ganzen Sohle verteilt. Da habe ich mehr Halt, ich ziehe sie gleich im Geschäft an. Es bleibt noch ein klein wenig Zeit für den Strandwinkel hinter dem Hafen, dort findet sich immer so schönes Seeglas. Und dann hurtig zurück zum Schiff. Noch ein Bild vom Schiff, dann ist schon das Typhon zu hören, das die Passagiere zurück an Bord ruft. Und da bemerke ich, dass meine Bordkarte weg ist. Nun kann ich nur hoffen, dass ich trotzdem wieder an Bord darf, Zeit zum Suchen an Land bleibt nicht mehr. Ich schildere beim Einlass mein Problem. So schlimm ist es nicht, nachdem ich meinen Namen genannt habe, kann ich zur Rezeption gehen und bekomme dort eine neue Karte. Und dann genieße ich wieder die Aussicht, das Wetter wird immer besser. Ich bin froh, dass heute für mich ein Ruhetag ist, ich merke die Kilometer von gestern doch noch. Die Entscheidung für den Ausflug war die richtige; inzwischen hat die Sonne die Oberhand, strahlt die Berge an, alles weiß und etwas Wald, am Fuße der Berge kleine Häuschen. Pittoresk! Obwohl ich die Strecke schon mehrere Male gefahren bin, fotografiere und filme ich immer wieder. Die Stimmung ist ja jedesmal eine andere.


    Bei strahlender Sonne laufen wir dann Tromsø an. Im Fahrtwind frieren mir fast die Finger ab, aber diese Bilder will ich machen. Der letzte Besuch mit Hurtigruten in dieser Stadt war an einem Dezembernachmittag, bei Schneesturm und Dunkelheit. Ganz anders heute. Noch vor den meisten Touristen komme ich in die Stadt. Ich habe auch nicht so viel Zeit wie sie. Mein Schiff zurück geht schon in 1 Std. 45 min, während sie 4 Stunden Zeit für Landgang haben. Gleich der erste Souvenirshop ist mein Ziel, hier habe ich schon etliche Sachen gekauft. Heute soll es etwas für meine Nichte und ihren Freund sein, ich werde nach meiner Rückkehr bei ihnen in Berlin übernachten. Ich werde fündig, Handschuhe für meine Nichte, Socken für den Schwiegerneffen. Und eine Postkarte für (und an) eine Freundin, das hatte sie sich gewünscht. Dann bummle ich die Einkaufsmeile entlang. Gehen lässt es sich hier sehr gut, die Fußwege sind schnee- und eisfrei und trocken. Kein Wunder, sind sie doch beheizt. Ich sehe, dass neue Souvenirshops hier wie Pilze aus dem Boden geschossen sind, alle hypermodern und todschick. Der Tourismus gewinnt in Tromsø immer mehr an Bedeutung. Für mich gibt es nur eine Kurzfassung eines Stadtrundganges, aber ich kenne Tromsø ja bereits, heute war der Weg das Ziel. Im Einkaufszentrum Nerstranda kaufe ich noch zwei Bücher, eins ist das neue von Jan-Erik Fjell, "Lykkejegeren".


    Dann geht es zum Hurtigboot, vom gleichen Terminal wie das Hurtigrutenschiff. Ein riesiges Gebäude, auch da etliche Markenläden, sehr teuer. Die Finanzkraft der Gäste soll offenbar gleich im Hafengelände auf die Probe gestellt werden. Ich habe gestern mit Hilfe des netten Jungen in der Touristeninformation eine App auf das Handy geladen, sie heißt mobilett (inzwischen Troms Billett). Es war nicht ganz einfach, weil sie eigentlich nur für norwegische Handynummern funktioniert, insofern brauchte ich die Unterstützung. Damit kann ich nun das Fährticket bezahlen, es ist wohl auch günstiger. Und dann geht es mit dem Hurtigboot die gleiche Strecke zurück, doppelt so schnell. Fotos sind nicht mehr möglich, es gibt keine Möglichkeit, an Deck zu kommen; und von innen - die Scheiben sind voll Tropfen. Also, zurücklehnen und genießen, dazu Kaffee und eine Waffel vom Bistro. Ab Finnsnes wird es dann dunkel, kalt außerdem, die Lüftung ist so kalt eingestellt. Ich setze mich auf mein Schaffell und wickle mich in meine Jacke, an die kalte Bordwand stopfe ich den Schal. Dann lese ich Zeitung, sie liegt kostenlos aus. Es fahren offenbar außer mir ausschließlich Einheimische mit, vermutlich auf dem Heimweg von der Arbeit. Es wird gestrickt oder am Handy hantiert. Von weitem sind die Lichter von Harstad zu sehen, ins Auge fällt besonders eine riesige beleuchtete Skipiste.

  • Liebe @Kassiopeia habe deinen Bericht jetzt erst entdeckt, wie toll wieder eine Winterreise und dann noch Zugfahrt im Winter! Steht seit TV Bericht auch bei mir auf der Wunschliste. Und dann deine mysteriösen Andeutungen... Das wird ja immer spannender... Freue mich aufs Arktische Abenteuer!

  • Die Wege sind nicht geräumt, voll Glatteis


    Das ist der Grund, dass ich ausser vom Bus beim Vesterålenausflug noch nie was von Harstad gesehen habe - bin schon mehrmals vom Schiff und habe jedes mal gleich wieder umgedreht, da alles vereist war.


    Gleich der erste Souvenirshop ist mein Ziel, hier habe ich schon etliche Sachen gekauft


    Ist auch mein Souvenirshop des Vetrauens :D

    Meine Fahrten: FINNMARKEN - NORDLYS - NORDNORGE - KONG HARALD - VESTERÅLEN - LOFOTEN (5X) - FRAM

    Reiseberichte siehe Profil !


  • @Kassiopeia
    Habe deinen spannenden Bericht jetzt in einem Rutsch gelesen! Super! Solche Reisen mag ich oder besser "mochte ich", denn sie sind altersbedingt so jetzt nicht mehr möglich.Bei Kiruna, Narvik, Björkliden, Åbisko klingeln meine Ohren, sind wir doch hier auf unseren Schweden/Norwegen Campigreisen immer gerne gewesen- das war ab 1983. Die Nordkalottenstraße war da ganz neu.
    Ganz gespannt bin ich darauf, wie es bei dir weiter geht , denn zur gleichen Zeit am 10.3. 2020 sind wir hoffnungsvoll in Bergen auf die MS Polarlys gestiegen und am 14.3. endete unsere Reise abrupt in Tromsø mit dem Heimflug am 15.3. wegen Corona: Fast alle Häfen waren zu für Landgänge, nur Einheimische durften noch aussteigen. Colorline hatte den Betrieb eingestellt- mit der wollten wir von Oslo heimfahren- und jedem ausländischen Touristen wurde empfohlen, so schnell wie möglich Norwegen zu verlassen.
    Ich bin gespannt auf die Fortsetzung! :)

  • 11.03.2020 teils bedeckt, teils sonnig, -1°C


    Heute schlafe ich etwas länger, ohne Termine. Ein Blick aus dem Fenster, heute liegt die Nordlys da. Als erstes mache ich die Heizung an, dann versuche ich, auch das Bad zu erwärmen, indem ich die Tür offen lasse. Es klappt nicht, die kalte Lüftung im Bad ist zu stark. Also lieber duschen, Haare waschen und ganz fix anziehen. Dann zum Frühstück. Der Küchenjunge sitzt gelangweilt mit seinem Handy in der Lobby im Sessel. Als ich zum Büffett komme, finde ich dort die Reste von gestern. Ich gehe zurück und frage, ob es denn heute keine Brötchen gibt (gestern gab es zwei). Oh, die müssten erst aufgebacken werden, das dauere. Es bleibt unklar, wie es dann zu solcher Langeweile kommen konnte. Wie es scheint, bin ich der einzige Gast, um den kann man sich doch dann kümmern, oder? Ich trinke also erst Kaffee, die Brötchen gibt es dann eine Viertelstunde später. Ein Glück, dass ich nichts Eiliges vorhatte.


    Nach dem Frühstück packe ich meinen Rucksack und ziehe los, zu Fuß Richtung Trondenes. Es wäre auch ein Bus gefahren, aber bei diesem schönen Wetter laufe ich lieber. Und zwar mit den neuen Spikes, damit ich überhaupt sicher ankomme. Es ist wieder spiegelglatt, nur die Straßen sind geräumt. Die Bürgersteige zum Teil mit Splitt abgestumpft, teils gar nichts gemacht. Dazu alles abschüssig und steil, ohne die Spikes kaum zu machen. Sowas tragen hier die meisten über den Schuhen, manche regelrecht Schneeketten. An den Straßenrändern türmt sich der Schnee auf, zum Teil über zwei Meter hoch. Wie in meiner Kinderzeit. Ich komme zur Kirche von Harstad - geschlossen. Aber von dem Platz davor ein herrlicher Ausblick über die Stadt und den Fjord. Ein Kriegsschiff liegt vor Anker, man sieht hier jeden Tag welche. Später erfahre ich, es gab hier gerade eine NATO-Übung. Ich gehe weiter, unterwegs kommen mir Busse entgegen mit Hurtigrutengästen, die vermutlich im Historischen Center in Trondenes waren. Ich gehe bis zur Kirche, herrlich, wie sie da in der Sonne liegt. Danach setze mich ins Café im Historischen Center, trinke einen Kaffee und schreibe ein wenig. In die Ausstellung will ich nicht, da war ich schon. Dann finde ich doch noch eine Möglichkeit, über den Schnee zum Strand zu kommen, es gibt eine Stelle, wo er nicht so tief ist. Uferbereiche ziehen mich immer magisch an, an Stränden finde ich immer was, hier ist es jede Menge Seeglas. Nur die schönsten Stücke wandern in meine Jackentasche, sie beult sich schon aus.


    Am Fjordufer entlang wandere ich wieder zurück in die Stadt, vorbei an der Werft, dann eine Pause im Zimmer. Weiter geht es dann mit dem Bus, nachmittags besuche ich den Amfi in Kanesbogen und das Strandcenter. Bis auf ein Eis springt aber nichts dabei heraus. Der Himmel ist inzwischen bedeckt. Dennoch möchte ich auch heute eine Schiffstour machen, heute als Rundtour zu den vorgelagerten Inseln. Es sind nur ein paar Einheimische mit an Bord. Anfangs sind die Berge ringsum noch gut zu erkennen, später trübt es sich ein und wird auch langsam dunkel. Für Fotos ist es nix, aber trotzdem ein schöner Ausflug, warm und trocken. Leider ist kein Kiosk an Bord, zu essen habe ich auch nichts mit. Nachdem das Mittagessen ausgefallen ist, hatte ich gehofft...Zum Schluss sieht man kaum die Hafeneinfahrt von Harstad, obwohl wir schon fast da sind. Schneetreiben hat eingesetzt. Ich bin der letzte Gast an Bord, die anderen sind auf den Inseln ausgestiegen. Das wird wohl ein hartes Leben da draußen sein, wenn z. B. wegen Sturm das Schiff nicht fährt oder Stromausfall ist. Nach der Ankunft gehe ich in den Extra und besorge etwas zum Abendbrot. Das gibt es dann im Zimmer, Teller und Besteck kann ich aus dem Frühstücksraum nehmen.

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