Havila Capella 30.3.2022 bis 15.4.2022 - Frühling, oder doch noch Winter?

  • Beim Sichten meiner Fotos habe ich mich nun doch für einen Reisebericht entschieden. Nach den letzten 2 Jahren ist man ja regelrecht ausgehungert nach schönen Motiven auf Reisen. Da ich persönlich nur auf Reisen fotografiere, hatte ich meine Kamera auch über 2 Jahre nicht in der Hand. :pardon:


    Zuletzt hatte ich auch oft das Gefühl, dass meine Fotos meinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden. Deshalb hatte ich fast ein bisschen Angst, die Kamera wieder einzusetzen. Ich hatte mir aber vorgenommen, die Fotos unterwegs nicht anzuschauen, um die Freude am Fotografieren nicht zu verlieren. :fie:


    Die Reise war nicht lange geplant. Erst 1,5 Wochen davor habe ich das OK bekommen, meinen Mann an seinen Arbeitsplatz begleiten zu können. Durch die Osterwoche war es eine kleine Herausforderung auch wieder günstige Flüge nach Wien zu finden und so kam es, dass meine Reise ab Trondheim südgehend nach Bergen ging, danach die normale Rundreise Bergen-Kirkenes-Bergen, allerdings dann nochmal zurück nach Trondheim. Von dort sollte es am späten Nachmittag nach Oslo gehen und nach einer Übernachtung beim Flughafen morgens um 7 Uhr nach Wien.


    Die Eindrücke zum Schiff wurden ja schon von @vilem und auch mir hier umfangreich beschrieben. Auch im Wiki gibt es bereits eine umfangreiche Fotosammlung zu den verschiedenen Bereichen des Schiffs. Deswegen werde ich hier nicht mehr darauf eingehen und mich voll und ganz auf das Naturerlebnis konzentrieren.


    30.3./31.3.2022 Anreise Trondheim (südgehend)
    Am 30.3.2022 sitzt eine überglückliche Sandra neben ihrem Lieblingsmann im Flugzeug nach Oslo. Es ist noch Maskenpflicht und ich bin froh dem Virus bis jetzt entkommen zu sein. Die Frage stellt sich nur, wie lange das noch gut geht. Keiner möchte im Urlaub krank sein, egal was es ist. :fie:


    Es gibt wifi im Flugzeug und etwa 30 Minuten vor der Landung erreicht mich die traurige Nachricht, dass mein Onkel nach langer Krankheit verstorben ist. Ich war vorbereitet auf diese Nachricht, trotzdem trifft sie mich. Auch wenn ich eigentlich nicht sehr gläubig bin, fühle ich mich ihm hier hoch über den Wolken gerade sehr nah und das tröstet mich. :girl_pinkglassesf:


    Wir haben ca. 3 Stunden Aufenthalt in Oslo, bevor wir nach Trondheim weiter fliegen. Die Zeit vergeht sehr schnell mit Abendessen und einem Norwegisch-Kurs, den ich online absolviere.


    Im Flugzeug von Oslo nach Trondheim bin ich die einzige Person, die eine Maske trägt. Am liebsten würde ich mir eine 2. FFP2 überziehen, aber ich komme mir schon so wie ein Alien vor. :wacko1: Mittlerweile ist es fast 22 Uhr, wir entscheiden uns trotzdem für den günstigeren Zug in die Stadt. Vom Bahnhof gehen wir die paar Schritte zum Scandic Nidelven. Trotz des bereits langen Tages kann ich in dem schmalen weichen Bett kaum schlafen. Es fühlt sich jetzt schon wie Seegang an.


    Das Frühstücksbuffet am nächsten Morgen lässt keine Wünsche offen. Ich bin einerseits auf Grund der Vielfalt des Angebots und andererseits wegen der vielen Menschen ohne Mund-Nasen-Schutz komplett überfordert.


    An diesem Morgen hat es Minusgrade in Trondheim, beim Marsch zum Hafen wird mir trotzdem warm. Und dann ist es so weit. Eine Wand tut sich vor mich auf. :godtur HA: Ungläubig starre ich auf den blau-gold-weißen Koloss, der sich vor mir auftut. Witzigerweise habe ich einen bekannten Geruch beim Betreten der Capella in der Nase – es fischelt. :bad:


    Das Gepäck stellen wir erstmal in den Gepäckraum, ich erhalte die Schlüsselkarte für die Crewkabine meines Mannes sowie eine extra Karte, die mir den Zugang in die Crewbereiche verschafft. Der Haken an der Sache ist, dass es in der Crewkabine nur 1 Bett gibt und wir hoffen auf eine Lösung bis zum Abend. Nun gehen wir erstmal getrennte Wege, die Arbeit ruft.


    Es ist schon seltsam in Trondheim südgehend an Bord zu kommen. Die Passagiere sind bereits eine Gemeinschaft, die dem Ende der Reise entgegenblickt. Ich vernehme viele österreichische Dialekte, spreche aber niemanden an. Die Abfahrt verzögert sich, aber die Sonne scheint, also finde ich einen Liegestuhl.


    Als es endlich losgeht hat man die Qual der Wahl – Munkholmen oder die Maud (A530), ein Versorgungsschiff der norwegischen Marine.



    Aus dem Wiener Frühling kommend, bin ich überrascht, dass im Trondheimsfjord der Schnee bis zum Wasser liegt. Das Wetter ist typisch norwegisch – also wechselhaft mit Sonne bis Schneesturm.



    Vorbei an Edøy


    Trotzdem entdecke ich zum ersten Mal nicht nur Grip Fyr, sondern auch die bebaute Insel Grip.


    Während bei der Einfahrt in Kristiansund wieder ein Schneeschauer runter kommt, scheint die Sonne schon wieder, bis die Capella eingeparkt hat. Eher zufällig kommt mir das Sundbaat in den Sinn. Die Infotafel bei der Klippfischfrau verrät die Abfahrtszeit in wenigen Minuten (16:45) und Rückkehr um 17:03. Das ist wirklich perfekt für eine kleine Hafenrundfahrt.


    Havila Familie grüßt zurück.


    Danach geht es auf eine absolut ruhige Hustadvika. Bei mir ist mittlerweile die Luft raus und ich hätte auch gern einen Heimathafen. An der Rezeption dann die frohe Kunde, wir bekommen eine normale Außenkabine Kabine auf Deck 5. Nachdem wir kurzzeitig in der falschen Kabine stehen, die für 5 Personen (Doppelbett, Sofadoppelbett und Gitterbett) hergerichtet ist, darf ich in der 5204 dann endlich den Koffer auspacken.

    :gr-blume: Sandra


    2011 NK * 2012 NN * 2012 LO * 2013 LO * 2014 2x LO * 2015 VA * 2016 2x NX * 2018 Fram, NX, LO * 2019 LO
    Reiseberichte im Profil

  • Hallo Sandra
    Es freut mich sehr von dir wieder einen Bericht zu lesen. :sdanke: Ich werde ihn genau verfolgen denn Havila steht auf jeden Fall auf meiner Bucket list. Ich hoffe sehr, dass das Problem zeitnah gelöst werden kann und ein normaler Betrieb wieder möglich ist.
    Liebe Grüße
    Karin

  • 1.4.2022 FlorøBergen


    Meine letzte Reise entlang der norwegischen Küste war im Dezember 2019 mit MS Lofoten. Nach den ersten Eindrücken des neuen modernen Schiffes vermisse ich die Kleine schmerzlich. Nun steht halt „nur“ mehr die Landschaft und Natur im Mittelpunkt. Die Schiffe sind austauschbar geworden. Bei der MS Lofoten ging es mir auch um das Schiff, mein 3. zu Hause. :lofoten2:


    Im Dezember spielte der Routenplan sowie die Essenszeiten nur eine untergeordnete Rolle, die meiste Zeit ist es ja dunkel. Es ist ziemlich egal wann man frühstückt und zu Abend isst. Mittags konnte man schnell ans Buffet.
    Da ich im Vorfeld ja wusste, dass auf der Capella jede Mahlzeit nur noch serviert wird und man eine Essenszeit angeben soll, hab ich mich mit einer Tabelle der Hafenanläufe sowie Sonnenauf- und -untergangszeiten und Schiffsbegegnungen vorbereitet. So hatte ich während der ganzen Reise eine Tischreservierung für Frühstück um 8:30 und für Abendessen um 18:00. Für die Rundreise ab 1.4. war es möglich diese Zeiten mit etwas Spielraum zu nutzen. Wenn ich wusste, dass ich zu sehr abweichen würde, habe ich immer Bescheid gegeben. Das hat toll funktioniert. Für das Mittagessen war es möglich keine Tischreservierung zu haben (aber vermutlich nur, weil ich meistens alleine am Tisch saß). Ich wurde nie weggeschickt, auch wenn es manchmal einen kurzen Moment gedauert hat, bis mein Tisch oder ein anderer bereit war.
    Mit dem Beginn der neuen Rundreise am 12.4. änderte sich mit einem Personalwechsel alles. Die Essenszeiten waren plötzlich bindend, es bildete sich ständig eine lange Schlange vor dem Restaurant, weil es nun auch Einlasszeiten ins Restaurant gab. :pillepalle:


    Nun aber zurück zum Morgen des 1.4.22. Während wir in Florø liegen, mache ich mich schnell fertig, damit ich zur Abfahrt um 8:30 draußen bin. Stabben Fyr liegt ja gleich nach der Ausfahrt, heute im wunderschönen Sonnenlicht.



    Nicht weiter verwunderlich, dass es mich nach dem Frühstück auch gleich wieder hinaus zieht. Das Schiff wird noch von einer dünnen Schneedecke überzogen. Gegen 11 Uhr geht es durch den Steinsund.



    In Bergen nimmt uns ein Kreuzfahrtschiff fast die Luft zum Atmen.

    Das Anlegemanöver der Havila Capella dauert gefühlte Ewigkeiten. Da ich etwas Zeit mit meinem Mann verbringen möchte, warte ich auch bis zur Abreise des letzten Gastes, um mit ihm ins Zentrum von Bergen zu laufen. Er muss ein paar Besorgungen machen und es bleibt nur Zeit für eine schnelle gemeinsame Kanelbolle.


    Die Fløyenbahn ist heute den ersten Tag nach dem Umbau wieder geöffnet. Trotz des schönen Wetters verzichte ich auf eine Auffahrt und schlendere in Richtung Bryggen. Es ist wohl einer der ersten Frühlingstage und außerdem Freitag. Die Bergenser genießen ihr utepils.



    Zurück am Schiff treffe ich bald auf @AEvenaar und @vilem, die Wiedersehensfreude ist groß. Als zum Sonnenuntergang die Capella auch eigentlich abfahren sollte, tut sich nichts. Auf Grund von Wartungsarbeiten im Maschinenraum legen wir erst kurz nach 22 Uhr ab, nach der Passage der Askøybrücke geht es ins Bett.

    :gr-blume: Sandra


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  • Hallo Sandra,
    wie schön, dass Du Dich entschlossen hast, uns von Deinen Reiseerlebnissen zu berichten!!
    Die Fotos sind traumhaft schön, da ist nichts zu merken von einer 2-jährigen Fotografierabstinenz.

  • Vielen Dank für den interessanten Reisebericht. :good3:


    Trotzdem entdecke ich zum ersten Mal nicht nur Grip Fyr, sondern auch die bebaute Insel Grip.


    Für eine meiner nächsten Reisen habe ich auch einen mehrtägigen Aufenthalt in Kristiansund geplant - von dort aus würde ich dann u.a. einen Ausflug zur Insel Grip unternehmen - mal schauen, wann sich das umsetzen lässt ... :hmm:

  • Nach den ersten Eindrücken des neuen modernen Schiffes vermisse ich die Kleine schmerzlich. Nun steht halt „nur“ mehr die Landschaft und Natur im Mittelpunkt. Die Schiffe sind austauschbar geworden. Bei der MS Lofoten ging es mir auch um das Schiff, mein 3. zu Hause.


    Du sprichst mir aus der Seele. Auch ich vermisste "die Kleine" unendlich, von Tag zu Tag mehr. Man konnte ihr und ihrer Besatzung beim Arbeiten zusehen. Meine letzte (und erste) Reise auf MSLofoten war im Februar/März 2020. Danach war der Küstendienst für sie zu Ende, auch aus der geplanten Reise im Dezember 2020 wurde nichts.


    Es war so schön, mit dir zu reisen, und um so schöner, dass du einen Reisebericht schreibst. <3


    :lofoten2:

  • @AEvenaar :friends:


    2.4.22 Ålesund


    Das frühlingshafte Wetter in Bergen war vorerst nur eine Eintagsfliege. Beim morgendlichen Blick aus dem Fenster sehe ich Måløy. Wir haben also noch immer gute 2 Stunden Verspätung. Das soll mir recht sein, 10 Stunden in Ålesund sind ja sowieso total überbewertet, wenn man nicht gerade den Ausflug in den Geirangerfjord gebucht hat. Dieser wird auf Grund der Verspätung noch abgesagt werden, aber die Passagiere hätten bei den heutigen Wetterkapriolen auch nicht viel davon gehabt.


    Nach einem ruhigen Frühstück auf Stad locken mich die Wolkenformationen dann doch hinaus. Ich mag die Anfahrt auf Torvik mit dem Leuchtturm und Häusern auf den Inselchen. Außerdem kommen wir beim Havila Hauptbüro in Fosnavåg vorbei. Und ich kann in der Ferne bei Ulsteinvik die MS Fridtof Nansen liegen sehen.



    In Torvik trifft mich dann fast der Schlag. Ca. 20 Personen warten hier auf Einlass ins Schiff, normalerweise ist hier außer dem Gabelstaplerfahrer keine Menschenseele zu sehen. Schnell wechsle ich wieder auf die steuerbord-Seite, denn die Sonne macht einen Versuch durch die Wolken zu brechen. Ich denke an meinen Onkel und muss lächeln.



    Kurz vor Ålesund gibt es einen Point of Interest, allerdings stört die Geschichte über Ålesund dieser interessante Schleppverband. Gleichzeitig geht der erste von noch vielen Graupel- und Schneeschauern nieder.



    Der Schleppverband ist das letzte Bild auf der Kamera des heutigen Tages. Ich verzichte heute auf das Mittagessen, laufe einmal quer durch die Stadt zur Fähre nach Langevåg. Der Nachmittag steht im Zeichen ganz erfolgreichen Shoppings in der Devoldfabrik. Das Gelände und die Gebäude an sich wären sicher auch interessant, vieles ist aber eingerüstet und hat die Aufhübschung auch bitter nötig.


    Der Rest des Tages ist gemütlich, vermutlich hab ich gestrickt. Um 22:30 begegnet uns lautlos und in völliger Dunkelheit die MS Vesterålen. In Molde schlafe ich wahrscheinlich schon.

    :gr-blume: Sandra


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  • Liebe Sandra,
    schönen Dank für Deinen Bericht!
    Nach Deinem Titel würde ich sagen "nochmal Winter", denn wir waren eine Woche vor Dir unterwegs, da war der komplette Trondheimfjord schneefrei

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