Beim Sichten meiner Fotos habe ich mich nun doch für einen Reisebericht entschieden. Nach den letzten 2 Jahren ist man ja regelrecht ausgehungert nach schönen Motiven auf Reisen. Da ich persönlich nur auf Reisen fotografiere, hatte ich meine Kamera auch über 2 Jahre nicht in der Hand.
Zuletzt hatte ich auch oft das Gefühl, dass meine Fotos meinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden. Deshalb hatte ich fast ein bisschen Angst, die Kamera wieder einzusetzen. Ich hatte mir aber vorgenommen, die Fotos unterwegs nicht anzuschauen, um die Freude am Fotografieren nicht zu verlieren.
Die Reise war nicht lange geplant. Erst 1,5 Wochen davor habe ich das OK bekommen, meinen Mann an seinen Arbeitsplatz begleiten zu können. Durch die Osterwoche war es eine kleine Herausforderung auch wieder günstige Flüge nach Wien zu finden und so kam es, dass meine Reise ab Trondheim südgehend nach Bergen ging, danach die normale Rundreise Bergen-Kirkenes-Bergen, allerdings dann nochmal zurück nach Trondheim. Von dort sollte es am späten Nachmittag nach Oslo gehen und nach einer Übernachtung beim Flughafen morgens um 7 Uhr nach Wien.
Die Eindrücke zum Schiff wurden ja schon von @vilem und auch mir hier umfangreich beschrieben. Auch im Wiki gibt es bereits eine umfangreiche Fotosammlung zu den verschiedenen Bereichen des Schiffs. Deswegen werde ich hier nicht mehr darauf eingehen und mich voll und ganz auf das Naturerlebnis konzentrieren.
30.3./31.3.2022 Anreise Trondheim (südgehend)
Am 30.3.2022 sitzt eine überglückliche Sandra neben ihrem Lieblingsmann im Flugzeug nach Oslo. Es ist noch Maskenpflicht und ich bin froh dem Virus bis jetzt entkommen zu sein. Die Frage stellt sich nur, wie lange das noch gut geht. Keiner möchte im Urlaub krank sein, egal was es ist.
Es gibt wifi im Flugzeug und etwa 30 Minuten vor der Landung erreicht mich die traurige Nachricht, dass mein Onkel nach langer Krankheit verstorben ist. Ich war vorbereitet auf diese Nachricht, trotzdem trifft sie mich. Auch wenn ich eigentlich nicht sehr gläubig bin, fühle ich mich ihm hier hoch über den Wolken gerade sehr nah und das tröstet mich.
Wir haben ca. 3 Stunden Aufenthalt in Oslo, bevor wir nach Trondheim weiter fliegen. Die Zeit vergeht sehr schnell mit Abendessen und einem Norwegisch-Kurs, den ich online absolviere.
Im Flugzeug von Oslo nach Trondheim bin ich die einzige Person, die eine Maske trägt. Am liebsten würde ich mir eine 2. FFP2 überziehen, aber ich komme mir schon so wie ein Alien vor. Mittlerweile ist es fast 22 Uhr, wir entscheiden uns trotzdem für den günstigeren Zug in die Stadt. Vom Bahnhof gehen wir die paar Schritte zum Scandic Nidelven. Trotz des bereits langen Tages kann ich in dem schmalen weichen Bett kaum schlafen. Es fühlt sich jetzt schon wie Seegang an.
Das Frühstücksbuffet am nächsten Morgen lässt keine Wünsche offen. Ich bin einerseits auf Grund der Vielfalt des Angebots und andererseits wegen der vielen Menschen ohne Mund-Nasen-Schutz komplett überfordert.
An diesem Morgen hat es Minusgrade in Trondheim, beim Marsch zum Hafen wird mir trotzdem warm. Und dann ist es so weit. Eine Wand tut sich vor mich auf. Ungläubig starre ich auf den blau-gold-weißen Koloss, der sich vor mir auftut. Witzigerweise habe ich einen bekannten Geruch beim Betreten der Capella in der Nase – es fischelt.
Das Gepäck stellen wir erstmal in den Gepäckraum, ich erhalte die Schlüsselkarte für die Crewkabine meines Mannes sowie eine extra Karte, die mir den Zugang in die Crewbereiche verschafft. Der Haken an der Sache ist, dass es in der Crewkabine nur 1 Bett gibt und wir hoffen auf eine Lösung bis zum Abend. Nun gehen wir erstmal getrennte Wege, die Arbeit ruft.
Es ist schon seltsam in Trondheim südgehend an Bord zu kommen. Die Passagiere sind bereits eine Gemeinschaft, die dem Ende der Reise entgegenblickt. Ich vernehme viele österreichische Dialekte, spreche aber niemanden an. Die Abfahrt verzögert sich, aber die Sonne scheint, also finde ich einen Liegestuhl.
Als es endlich losgeht hat man die Qual der Wahl – Munkholmen oder die Maud (A530), ein Versorgungsschiff der norwegischen Marine.
Aus dem Wiener Frühling kommend, bin ich überrascht, dass im Trondheimsfjord der Schnee bis zum Wasser liegt. Das Wetter ist typisch norwegisch – also wechselhaft mit Sonne bis Schneesturm.
Trotzdem entdecke ich zum ersten Mal nicht nur Grip Fyr, sondern auch die bebaute Insel Grip.
Während bei der Einfahrt in Kristiansund wieder ein Schneeschauer runter kommt, scheint die Sonne schon wieder, bis die Capella eingeparkt hat. Eher zufällig kommt mir das Sundbaat in den Sinn. Die Infotafel bei der Klippfischfrau verrät die Abfahrtszeit in wenigen Minuten (16:45) und Rückkehr um 17:03. Das ist wirklich perfekt für eine kleine Hafenrundfahrt.
Danach geht es auf eine absolut ruhige Hustadvika. Bei mir ist mittlerweile die Luft raus und ich hätte auch gern einen Heimathafen. An der Rezeption dann die frohe Kunde, wir bekommen eine normale Außenkabine Kabine auf Deck 5. Nachdem wir kurzzeitig in der falschen Kabine stehen, die für 5 Personen (Doppelbett, Sofadoppelbett und Gitterbett) hergerichtet ist, darf ich in der 5204 dann endlich den Koffer auspacken.