Ein Tag auf dem Schrottplatz - oder die Ersatzersatzreise (08.-16. April 2022)

  • Einmal noch LOFOTEN fahren... :love: Der Plan stand irgendwie im Raum, aber nach 2015 ließen es Fahrplan und Ferientermine außerhalb des Sommers nicht zu und Weihnachten ist Familie, was sich im Rückblick auf die letzten zwei Jahre auch als das richtige Tabu erwiesen hat ;( Auf der Rundreise mit der VESTERÅLEN im Oktober 2018 reifte der Plan - und am Tag nach der Rückkehr und mit den Bäuchen noch voll des herrlichen Lutefisk wurden an der Norspitze von Askøy Nägel mit Köpfen gemacht und mein Freund J. und ich buchten jeweils eine 400er für die Osterreise der LOFOTEN im April 2020... :lofoten2:


    Naja, was dann kam, brauche ich hier ja nicht weiter auseinanderzuklamüsern, aber als es im Sommer besser wurde, wurde mit Prozenteprofit umgebucht auf die Neujahrsreise 2020/21 der VESTERÅLEN. Die Preise waren niedrig, die Auswahl groß und es wäre in 500er-Außenkammern rauf und runter gegangen. Dass :thumbdown: Pickelkralle :thumbdown: auch da vor war, war vielleicht ganz gut, denn das verbleibende Guthaben hatte leberschädigendes Potenzial... (Man muss die Sache eben positiv sehen :saint: )


    Weiteres Umgebuche kam dann aber nicht mehr in Frage, die Preise waren explodiert - statt 500er im Promillerausch Sklavendeck mit Haferschleim (auf Wasser gekocht, ohne Zucker oder Salz :bad: ) und dazu die sich schon länger regende Erkenntnis, das Hurtigruten nicht mehr wirklich das ist, was es einmal war... :pardon: Also wurde das Geld genommen (von Hurtigruten übrigens anstandslos und schnell erledigt) und es begann die Frage zu bohren, was mit den Kröten anzufangen sei, die in die Schatztruhen zurückgeflutet waren :hmm:


    Da war doch was... Kann man einen Archipel im Nordatlantik unbeaufsichtigt lassen? Die Frage war ja schon beantwortet, aber was war mit der Insel dahinter? Kann man die 36 Jahre ohne Kontrolle lassen? Stimmten Gerüchte, dass die Straßen dort asphaltiert worden seien? Und auch sonst hatte sich ja viel zugetragen - man war reich geworden und wieder deutlich ärmer, hatte den Luftverkehr lahmgelegt und mancherlei Dinge mehr. Also sollte Island mit der NORRÖNA die Ersatzersatzreise werden, wieder in der Osterzeit, aber zwei Jahre später, als ursprünglich Ende 2018 gebucht.


    Und außerdem hatte ich ja mit der NORRÖNA noch ein Hühnchen zu rupfen, weil beim Umbau die Hotdogziege gemeuchelt wurde...


    Reise oder Kriegspfad? Und warum Schrottplatz. Na, mal sehen, was wurde...


    But that's another cuppa ;)

  • Da J. mit der BERGENSFJORD nach Hirtshals anreisen und dementsprechend morgens ankommen würde, hatte ich mich frühzeitig dazu entschieden, mich schon am Freitag auf die Socken zu machen und die Nacht auf Sonnabend im Hotel Skaga zu residieren - aber damit ich nicht immer nur die Asphaltschlange, die sich den dankse motorvej nennt, entlangfräste, hatte ich mir fest vorgenommen, einen Besuch abzustatten, den ich sonst, üblicherweise auf der Rückreise in der Gegend unterwegs, immer auf "das nächste Mal" verschoben hatte ;) Und so kam ich, nach einem netten Schneesturm bei Skanderborg in Ebeltoft an, wo Fregatten JYLLAND schon geduldig auf mich wartete...



    Obschon eine Woche vor Ostern, war es im Museum sehr übersichtlich und die Führung am Schiff fand in der Idealbesetzung 1:1 statt ^^ Anschließend wurde ich dann losgelassen und stieg hinab in das Trockendock, in dem die JYLLAND liegt:



    Da kann man sehr schön auch den Schacht inspizieren, durch den der Propeller des Schiffes - die Fregatte war bereits mit der Dampfmaschine gebaut worden - hochziehen konnte.



    Weiter voraus stellte sich dann die ersthafte Frage, ob die JYLLAND bei ihrem Bau für das Absetzen von special forces gedacht worden war :lol:



    So eine Luke im Unterwasserschiff ist für mich am Ende des Tages auch bloß eine Einladung zum Eintreten - und ich fand mich



    in gähnender Leere wieder =O Kessel und Dampfmaschine waren schon zu Zeiten, als an meine Wenigkeit noch niemand auch nur ansatzweise gedacht hat, von Bord verschwunden und für Ersatz fehlten bisher sowohl der Bedarf als auch das liebe Geld :search_1:


    Aber, wie auch bei Hurtigrutens und anderen edlen Reiseveranstaltern zur See gibt es an Bord der JYLLAND verschiedene Buchungsklassen, als da wären:


    a) Das Sklavendeck



    Immerhin wird der im Eingangsbeitrag erwähnte Haferschleim da für die hungrigen Mäuler zentral zubereitet



    Und die Tafelrunde machte eine zwar etwas gedrängten, aber doch vergnügten Eindruck auf mich



    Vielleicht liegt das ja auch an der Gewissheit der sichergestellten medizinischen Versorgung an Bord... :whistling:



    b) Die Herrschaft



    Ganz angenehm, oder? Vor allem, wenn man sich einredet, der Herr Seeoffizier sei bei der Ausübung seines schweren Dienstes für das Vaterland fesch abkonterferit worden :laugh1:


    Aber auch das ist an Ende doch bloß "arme Würstchen-Klasse", denn über allem steht


    c) Die Königsklasse :an-king:


    Ja, genau - und das ist nicht irgendein Buchungstrick oder eine Masche, wie seinerzeit the King's shilling - die JYLLAND war im Laufe ihrer langen und vielschichtigen Karriere auch Königsyacht (ja, wirklich - es gab auch eine Zeit, zu der es die DANNEBROG noch nicht gab!) und entsprechend nachgerüstet worden :8o:



    König Christian IX. hat die JYLLAND mehrfach benutzt, u.a. 1874 für seinen Besuch auf Ísland zur Tausendjahrfeier der Entdeckung der Insel. Eingedenk meines eigenen Reiseziels also ein passender Zeitpunkt für den Besuch an Bord ;)


    Ob auch das Steuerrad für den König schöngemacht worden ist, ließ sich allerdings nicht ermitteln - aber immerhin steht es direkt vor den Zugängen zu den auf die ursprüngliche Poop aufgesetzten königlichen Gemächern:



    Ach ja, "Zähne" hat die JYLLAND natürlich auch



    Einige der Herren von der Besatzung üben übrigens noch immer daran :cool:



    Der König konnte sogar das Konterfei seines Vorvorvorgängers betrachten, wenn ihm der Sinn danach stand ;)



    Blöd nur, wenn das unter Beschuss geschehen wäre, denn die Auswirkungen sind im Museum sehr anschaulich dargestellt - SO einen Splitter will sich bestimmt niemand reißen :fie:



    Das Glattdeck der JYLLAND macht einen sehr aufgeräumten Eindruck:



    Und damit sind die Museumsbesuche für diese Reise auch fast (!) schon abgearbeitet und der Restritt nach Hirtshals konnte in Angriff genommen werden



    Dort musste natürlich kontrolliert werden, wie die MISTRAL der STAVANGERFJORD Platz machte



    bevor es nach einem Nachtmahl im Fiskehus in die Latifundie meines Zimmers im Skaga ging - nicht Königsklasse, sondern "normalo" :8o:



    Mit dem Hotel war ich jedenfalls mehr als zufrieden und kann es nur wärmstens empfehlen, falls mal eine Unterkunft in Hirtshals benötigt wird :good3:


    Und dann...


    But that's another cuppa... ;)

  • Die Latifundie im "Skaga" hatte gehalten, was sie versprach - oder war es doch der Schlummertrunk gewesen? :saint:



    Egal, auf zum dänischen Frühstück im Hotelrestaurant. Hatte ich mich in der Tageszeit oder der location geirrt? :hmm: Mit dänischem Frühstück verbinde ich sonst ja Plundergebäck, gebratene Speckstreifen und gefärbtes Wasser :gutenmorgen: - und nun dies :lol:



    Nein, es war dann doch nur der Vorrat für den Abendeinsatz des Fressoirs - um die Ecke fand sich dann alles wie erwartet, reichlich und gut (OK, mal von dem gefärbten Wasser abgesehen ;) ) und mit prima Ausblick über die Hafeneinfahrt :thumbup:



    Da konnte ja nichts verfrieren, die BERGENSFJORD war pünktlich



    und nachdem ich J. und sein Gepäck eingeladen hatte, ging es zurück zum Hotel, mein Zimmer räumen und dann zur Mole, kucken, was die NORRÖNA so trieb - pünktlich war sie ja



    und ordnungsgemäß festgemacht wurde auch, wie sich von Downtown Hirtshals aus feststellen ließ.



    Da bis zum Einchecken reichlich Zeit war und man ja auch nicht mehrere zweite Frühstücke einnehmen kann, ging es raus zum Leuchtturm



    der auch bestiegen werden sollte. Dabei wurde J. gleich Opfer des nicht eben glühenden Verhältnisses, das Ola og Kari Nordmann zum Bargeld pflegen, denn am Leuchtturm ist eben nur Bares Wahres :mosking:


    "Har du kontanter?" :hail:
    "Selvsagt, tyskerne elsker god gammeldags kontantbetaling!" :imsohappy: :laugh1:


    Aber natürlich besteigt man so einen Leuchtturm ja nicht einfach aus Spaß, Jux und Dollerei, sondern um den Schiffsverkehr zu überwachen, wozu sich die Bullaugen des Turms bereits hervorragend eignen:



    Auf der Galerie ist der Überwachungsblick dann aber deutlich klarer :8):



    Gleich auch noch mal gekuckt, ob nicht die NORRÖNA ausgekniffen war - war aber brav und lag noch da, wo sie zu liegen hatte :ok:



    Dass der Ausblick auch sonst schön und bei der Brandung beeindruckend war, ist natürlich nur am Rande von Interesse gewesen und war auf gar keinen Fall auch nur ansatzweise der Grund dafür, hinaufzusteigen! :P



    Noch immer Zeit... "Was tun?" hätte der Herr Genosse gefragt, nach dem an Bord der SEDOV ein "Zimmer" benannt ist. In unserem Fall war die Antwort einfach und auch deutlich weniger anstrengend, als das Anzetteln einer Weltrevolution: Besuch des Secon Hand Shops der Heilsarmee in der Jørgen Fibigersgade, bevor es zurück zum Terminal ging.


    Vor dem Blick auf die Gangway von dieser Seite



    galt es aber noch zu warten, bis die gestrengen Vertreter der Königin :police: mit ihrem Narkohund die Runde machten. Der setzte sich eine Sitzreihe weiter auch fröhlich neben einen Koffer, dessen Inhalt kurz darauf zur allgemeinen Begutachtung am Boden ausgebreitet war :verwirrt: Am Ende waren es wohl irgendwelche Seenotpillen, die den Hund angesprochen hatten, denn abgeführt wurde niemand :thumbup:


    Von Bord aus ließ sich erst einmal ein für NORRÖNA-Reisen ungewöhnlicher Blick genießen: das Auto eines Rundreisepassagiers mit Smyril Line geparkt am Terminal =O



    Die Parkberechtigungen sind ja ein wie ein Augapfel bewahrtes Privileg von FjordLine - aber da J. ja von denen ein Ticket hatte, hatte ich nun einen ordnungsgemäßen Parkbeweis und die Karre musste nicht for penge am Hotel verbleiben :dance3:


    Vor dem Bezug der Kammern musste eine andere Qualitätskontrolle durchgeführt werden :beer:



    Aber dann konnten wir unsere Residenzen für die kommende Woche inspizieren und einrichten:



    Hunger und Durst sollten auch kein Problem sein :mosking:



    In dieser Sicherheit konnte kontrolliert werden, dass der Tanker sich ordnungsgemäß auf den Weg gemacht hatte - nicht dass man den noch bis Seyðisfjörður mitgeschleppt hätte



    bevor sich auch die NORRÖNA auf den Weg nach Nordwesten machte:



    Nur am Rande bemerkt: Obwschon das Dach schon lange nicht mehr auf dem Schwimmdock sitzt, habe ich mich noch immer nicht an den Anblick gewöhnt...



    Da fehlt einfach was... :P


    Nachmittags war dann die hochgepriesene Infoveranstaltung in mehrfacher Ausfertigung. Auf Deutsch brechend voll, auf Dänisch übersichtlich sortiert - gut, dass wir letztere genommen haben ;) Man wurde mit einem sirupartigen Getränk ruhiggestellt, zumindest muss das der Plan gewesen sein, und es war gut, dass das meeting auch ein Ende hatte :whistling: Erstmal nachspülen - der Sirup hatte Nachgeschmack zwischen Maracuja und staubiger Backpflaume <X


    Ansonsten konnte man es ja ruhig angehen lassen, bis es zur Bespeisung am Büffel, äh Buffet, ging, wo das pralle Leben tobte. Wie früher: ein paar Leute hatten das Buffetprinzip nicht verstanden, andere orderten Wein und wehklagten dann laut, dass sie ihn zahlen mussten, ein Kellner wurde angeschnauzt, aber man wurde satt, bevor es in die Nacht ging.



    Eine genauere Inspektion der Verschlimmbesserungen an der NORRÖNA 2.0 würde am Seetag stattfinden...


    But that's another cuppa... ;)

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