Mit MS World Voyager zu Balten, Skandinaviern und Polen - 17.07. - 28.07.2022

  • Prolog


    Eigentlich wollte ich ja den kommenden Jahreswechsel in der Antarktis verbringen. Reise auf MS Hamburg war seit langer Zeit gebucht. Aber das blöde Stachelvirus :cursing: will einfach nicht weggehen. @Jobohat ja sehr eindrücklich von seiner Antarktis-Reise vor ca. 7 Monaten berichtet. Diese ganzen Unwägbarkeiten (Testen, Quarantäne etc.) wollte ich mir in dem Teil der Welt nicht antun - zumal diese Reise sehr kostenintensiv ist! Schweren Herzens habe ich mich Mitte Juni 2022 entschieden, dass ich meinen Traum, meine Lieblingstiere, die Pinguine, in ihrem natürlichen Lebensumfeld zu erleben, erst einmal zu begraben ;( .


    Es musste aber eine andere Reise gebucht werden, um mir diese schwere Entscheidung zu versüssen - möglichst ohne grosse Anreisestrapazen (Flug) und auf einem kleinen Schiff.


    Das Ergebnis der Suche werdet ihr nun "erlesen" können...


    So, 17.07. Abfahrt Kiel


    Der Koffer ist gepackt, die Vorfreude riesig - endlich wieder eine "richtige" Reise :thumbup: . Am gestrigen Tag habe ich den obligatorischen Covid-Schnelltest "mit Bravour bestanden" - bin also negativ! Die Frage, die mich nun umtreibt - habe ich auch nichts vergessen? Um 1500 Uhr soll die Einschiffung am Ostseekai beginnen. Gegen 1300 Uhr halte ich es nicht mehr zu Hause aus und bitte meinen privaten PKW-Shuttle, mich doch endlich zum "Objekt der Begierde", der MS World Voyager, zu bringen. Es ist Sonntag, kaum Verkehr, nach ca. 10 Min bin ich vor Ort. Ist sie lütt ^^ . Daneben liegt MS Seven Seas Splendor. Auch nicht soo ein gewaltiges Schiff, aber dennoch ist der Grössenunterschied deutlich!
    Ein Spaziergang an der Kiellinie ist bei so schönem Wetter natürlich etwas sehr Schönes - die Zeit bis zum Boarding vergeht aber kaum. Dann verabschiede ich mich von "FM" (Fördemama) und begebe mich in das Terminal des Liegeplatzes 28 am Ostseekai. Den Koffer gebe ich ab, ein kleines Buffet mit Cookies und Wasser ist aufgebaut, pünktlich beginnt das Boarding. Es werden ausschliesslich die notwendigen medizinischen Papiere gecheckt, dann darf ich über die lange Gangway an Bord!


    Gleich am Eingang zum Schiff begrüsst mich der Hotel-Manager. Ein feuchtes, duftendes Tuch wird mir gereicht, ein Getränk (Saft) ebenso. Mein kleiner Rucksack wird von einem freundlichen Crewmitglied aus Nicaragua zu meiner Kabine 640 auf Deck 6 gebracht, nachdem ich an der Rezeption endgültig eingecheckt habe. Ein Foto wird von mir gemacht, die Bordkarte mir gegeben. Es herrscht eine wunderbare relaxte Atmosphäre :thumbup: .
    Zwar habe ich mich ja nun vorher intensiv mit dem Schiff auf Fotos, im Katalog und auf Youtube vertraut gemacht, aber wenn ich dann so live das Ganze erlebe - das ist nochmal etwas ganz Anderes - viel schöner!!! Die Kabine mit ihren 25 qm Fläche mit Infinity-Fenster ist wunderschön :love: . Schnell den Koffer, der nach ca. 10 Min auch den Weg in die Kabine gefunden hat, auspacken. Da das Wetter so schön warm ist, gehe ich zuerst ein Deck höher, zum Pool auf Deck 7. Dort befindet sich der Lido-Grill, die Lido-Bar - und ein Eiswagen :icecream: @Ursus: Nun gibt es 9 Sorten eines anderen italienischen Herstellers, du hast das Eis im Mai so oft (laut deinem Bericht) genossen. Es ist echt lecker!!!


    Um 1700 Uhr ist Rettungsübung, Musterstation ist vor dem Bordshop. Nach ca. 15 Min ist auch dieses Prozedere durch und um 1745 Uhr, 15 Min später als geplant, legt das Schiff ab. Ich stehe auf Deck 5 vorn auf dem Observation Deck - tolle Location, um unmittelbar die Fahrt des Schiffes zu erleben. In der Friedrichsorter Enge ist viel los, "Kleinzeugs" kreuzt den Weg. 2 mal erklingt unser Typhon - dunkel und gut vernehmbar :8o: .


    Um 1900 Uhr beginnt im Restaurant das Abendessen. Witzigerweise beginnt das Fix Menü mit Pasta, meinem Lieblings-Essen :love: . Natürlich wähle ich dieses Menü mit 5 Gängen auch aus...Sehr lecker und edel, schön angerichtet das Alles!


    Nach 90 Min Schlemmerei gehe ich an Deck, gegen 2125 Uhr queren wir die Vogelfluglinie zwischen Puttgarden und Rödby. Es ist viel los auf dem Fehmarnbelt! Ich sauge tief die klare Seeluft ein. Zurück auf der Kabine checke ich noch im Bord-TV, wie schnell wir eigentlich unterwegs sind - 15 kn, also Fullspeed. Natürlich wird auch die Position des Schiffes angezeigt.


    Ich mache mich für den Schlaf bereit und sinke in das gemütliche Bett. Ein sonores Brummen begleitet mich in den Schlaf - morgen ist Seetag.


    to be continued...

  • Bin sehr gespannt, wie dir die Reise gefallen hat. Bis hierhin hört sich ja alles sehr positiv an.
    Und offenbar ist der Eiswagen größer geworden!!! :icecream:


    Vorn auf Deck 5 war auf unser Tour eigentlich nie jemand. Wahrscheinlich haben alle die Türen nicht so gut aufbekommen. :laugh1:


    Lieben Gruß von
    Ursus

  • @Ursus: Tja, die Tür / das Schott an Backbord ist auch etwas schwer zu öffnen und zu schliessen - wenn denn überhaupt jemand der Paxe sich die Mühe machen möchte, um dort vorn in Ruhe die Schiffsfahrt zu erleben... Manchmal war auch ich etwas bequem :pinch:

  • Ja, lieber JK, das prompte Verfassen eines Berichtes hier im Forum wirkt therapeutisch - dann zerfliesse ich nicht so in Wehmut ;( :girl_cray2: .


    Mo, 18.07. Seetag


    Die erste Nacht in ungewohnter Umgebung verläuft bei mir stets unruhig :S . Hatte gehofft, dass mich das sonore Brummen friedlich schlafen lässt. Das Duschen im feudalen Bad ist sehr erfrischend - und aufregend X/ . Warum? Weil das Wasser aus 3 Quellen herauskommen kann - je nachdem, wie man die Dusche einstellt:


    1.Quelle: Handduschkopf
    2. Quelle: Regenduschkopf
    3.Quelle: "Achterne" Duschköpfe - also 4 Brausen, die hinten in der Duschkabine angebracht sind (dort ist auch ein Sitz eingebaut!)


    So, nun musste ich erst einmal verstehen, wie ich diese verschiedenen Quellen koordiniert bekomme X/ . Wasn Spass :8o: . Na ja, irgendwie wurde ich ja dann doch sauber.


    Im ersten Tagesprogramm des gestrigen Einschiffungstages war die Information zu lesen, dass in dieser Nacht die Uhren an Bord um 1 Stunde vor gestellt werden! Ich bin um 0700 Uhr an Deck. Im Bord-TV, bzw. auf Monitoren auf Deck 4 (Getränke-Station + Main-Lounge) kann ich sehen, dass wir uns der Nordspitze Bornholms zubewegen. An Deck ist`s herrlich, so schöne frische Seeluft :thumbup: .


    Von 0800 - 1000 Uhr wird im Restaurant das Frühstück dargeboten. Entweder als Buffet, man kann aber auch Spezialitäten a la Carte bestellen. Das nutze ich aus und bestelle Eggs Benedict. Als "Vorspeise" bediene ich mich am Buffet und lade mir Brötchen und Aufschnitt auf den Teller. Die schweren, frischen und von zahllosen Körnern bedeckten Brötchen verlieren diese aber schnell, sobald ich sie durchschneide. Später ist der Teller mit Körnern bedeckt - daraus könnte ich mir durchaus ein kleines Müsli "basteln" ;) . Das Hauptgericht, Eggs Benedict, besteht hier an Bord aus Lachs, nicht Schinken. Ist zwar ganz nett, so etwas sich zum Frühstück machen zu lassen - mein Fall ist es aber nicht. Der Filterkaffee, der stets vom umsichtigen und freundlichen Personal eingeschenkt wird, ist ok, mehr nicht! Aber da sind die Geschmäcker verschieden... Zusätzlich bestelle ich mir frisch gepressten O-Saft - im Hintergrund höre ich das "sonore" Brummen - nein, nicht der Schiffsmotoren, sondern der Saftpresse. Jau, so kann der Tag beginnen :thumbup: .


    Ich verbringe die nächste Zeit achtern auf Deck 6 - meine Kabine 640 befindet sich backbords unmittelbar anschliessend. Ohh, Mann ist das schön! Die Sonne scheint, ich blicke auf die Heckwelle - und in die Ferne... :thumbup: . Auch kann ich durch die Tür zum Kabinengang sehen, dass mein Kabinensteward meine Kabine gemacht hat - das Schild, welches ich an die Türklinke hängte, bevor ich zum Frühstück ging, ist weg. Top-Service!!! Im Verlaufe der Reise blieb dieser Service auf konstant hohem Niveau - und das 2 mal am Tag, wohlgemerkt! Rajputtee, so der Name meines Kabinen-Stewards, stammt von (aus) Mauritius.


    Im Tagesprogramm ist u.a. zu lesen, dass


    a) Um 1030 Uhr eine Info-Veranstaltung des Kreuzfahrt-Direktors im Auditorium vorn auf Deck 4 stattfindet


    b) Danach anschliessend die Ausflüge der kommenden Tage vorgestellt werden


    c) 2 Termine für Brücken-Führungen um 1500 und 1530 Uhr angeboten werden. Interessierte mögen sich bitte in Listen an der Rezeption eintragen.


    d) Um 1845 Uhr Willkommens-Cocktail und anschliessendes Gala-Abendessen steigen...


    Na, da ist doch etwas geboten, oder?


    Zu a) Informativ und lustig


    Zu b) Auch informativ


    Zu c) Sehr informativ!!! Pro 4-Stunden-Schicht sind mindestens 2 Offiziere anwesend. Wobei es einige weibliche Offiziere an Bord gibt :thumbup: . Bei voller Fahrt (ca. 16 kn) verbrauchen die beiden Rolls-Royce-Maschinen mit je 2665 kw ( 3623 PS) ca. 1 t Marinediesel pro Stunde.


    Ach ja - noch mehr Zahlen: Das Schiff ist 126 m lang, 19 m breit, Tiefgang 4,70 m, 8 Decks hoch


    Schon vor der Brückenführung, und auch während dieser, habe ich erstaunt an Backbord einen Frachter wahrgenommen, der sich anschickt, uns zu überholen :8o: Wir fahren knapp 14 kn - und der Frachter? Leider habe ich kein Wlan-Paket an Bord gebucht, mein Handy ist im Flugmodus - besser is... Deswegen kann ich weder sehen, wie schnell der Überholer ist, noch, wohin er so schnell fahren muss. Ich denke so:"Der schrubbt aber ganz schön durch die See".


    Zwischen 1600 und 1700 Uhr ist Kaffeestunde in der Observation Lounge vorn auf Deck 7. Ich checke mal die Lage - werde aber in Zukunft diesen täglichen Programmpunkt schwänzen.


    So, nu ist aber Zeit, um sich in Schale zu schmeissen X/ . Auf dieser Reise sind zwei Gala-Abende geplant. Na ja, mitgehangen, mitgefangen... Oder auch: Wenn scho, denn scho...


    In der Main-Lounge auf Deck 4 spielt der Ozean-Pianist auf dem Flügel. Drinks werden gereicht, ebenso Canapees. Dann marschieren die wichtigen Protagonisten ein - angeführt vom Kreuzfahrtdirektor. Dieser stellt nun die Offiziere vor. Auch hier sieht man, dass verschiedenste Nationen der Welt an Bord arbeiten. Ein paar Beispiele:


    Kapitän (Deutschland), ich zitiere ihn: Aus der "Seefahrerstadt" Bochum stammend
    Kreuzfahrtdirektor (Deutschland), aus Köln stammend
    Staff-Captain (Portugal)
    Hotel-Manager (Österreich), aus Wien stammend
    Chefkoch (Rumänien)
    Bordarzt (Serbien)
    Maitre - Hausdame (Ukraine)


    Und viele Andere, z.B. Mauritius, Nicaragua, etc.


    Schnell merke ich, dass sich besonders der Kapitän und der Kreuzfahrtdirektor hervortun - ist fast schon Comedy :D , wie sich die Beiden gegenseitig die Bälle zuspielen.


    Das 6-gängige Gala-Abendessen wird bei mir nur aus 4 Gängen bestehen - die Vorspeise und Suppe sind nicht so nach meinem Gusto 8| . Dennoch schmause ich andächtig... Es gibt Feldsalat mit Kartoffel-Speck-Dressing, gefolgt von einem Wildschwein-Ragout mit geschmorter Kirschtomate. Hauptgericht ist ein vorzüglicher Steinbutt mit gedünsteten Kartoffeln und Tomatensauce. Dessert ist ein leckeres Nougatmousse m. Orangenragout und Orangenhippe - oberlecker das Alles :thumbup:


    Zum "Verdauen" der Köstlichkeiten stehe ich lange achtern auf Deck 6 (kurzer Weg in die Koje!). Es ist ca. 2115 Uhr, als ich plötzlich ein starkes Rumoren unter mir verspüre. Häähh? Wasn nu los? Das Schiff wird abrupt langsamer, fast stehen wir nach einiger Zeit. Es folgt eine Durchsage des Kapitäns (auch in Zukunft immer mit "Moin, liebe Gäste" beginnend): Die Backbord-Maschine hat sich gerade - ich zitiere ihn - "verschluckt". Deshalb hat auch der angeschlossene Generator seinen Dienst quittiert :8o: . Ergebnis: Teilweise funktioniert die Klimaanlage und einige Leuchten in den Kabinen nicht. Uihhh! Aber nach ca. 10 Min nimmt das Schiff wieder Fahrt auf, alles funktioniert wieder, wie es soll.


    Bald hüpfe ich in die nahgelegene Koje, es ist 2200 Uhr.


    P.S.: Sorry, das Foto des Frühstücks zeigt nicht die von mir beschriebenen Eggs Benedict, sondern "nur" pochierte Eier, die ich am Folgetag bestellte...



    Wird weitergehen...

  • Da hat sich ja dann doch Einiges gegenüber meiner Fahrt mit der World Explorer in 2020 sehr positiv verändert. Könnte dann ja doch noch mal einen Versuch wert sein, dieses Schiff zu buchen. Danke für Deinen Bericht! Freue mich auf die Fortsetzungen!!

  • Moin,
    Danke für den Bericht und die Bilder... :thumbup:


    Zweimal am Tag die Kabine machen...? Der hätte von mir auf jeden Fall einmal davon frei bekommen... :whistling:


    Da es sich augenscheinlich um ein Kühlschiff handelt, könnte es durchaus über 20 Knoten laufen... :8):


    "Seefahrerstadt" Bochum


    =O :D

  • Übrigens, es befinden sich 100 Passagiere und 114 Crewmitglieder aus ca. 20 Nationen an Bord - die Gesamtkapazität des Schiffes beträgt knapp 200 Passagiere.


    Di, 19.07. Riga (Kiel-Riga 566sm)


    Gegen 0700 Uhr schwinge ich meine Beine aus dem bequemen Bett. Wieder fröhliches Duschen :D (welche Quelle solls sein?), dann mich zum Beginn der Frühstückszeit im Restaurant um 0800 Uhr (1000-1030 Uhr wird ein kleines Spätaufsteherfrühstück in der Observation Lounge angeboten) für den Tag mit erstem Landgang gestärkt. Danach hole ich mir an der Rezeption die bereitgelegte gute Information zum Landgang in Riga :thumbup: . Ich lese mir interessiert die Blätter durch; um 1100 Uhr beginnt im Auditorium das Lektorat "Finnland - Schmunzeln im Land der 1000 Seen". Der Lektor, auch aus Wien stammend, erzählt sehr lustig und fundiert von fliegenden Handys etc.


    Heute verschiebe ich das Mittagessen auf den Nachmittag (bis 1600 Uhr gibts etwas im Lido-Grill). Denn ich möchte unbedingt die Einfahrt nach Riga über den Fluss Düna erleben. Es ist spannend, sich einem fremden Hafen in langsamer Schiffsgeschwindigkeit zu nähern. Was kommt nach der nächsten Biegung, sehe ich schon Kirchtürme? Erst einmal grüsst an Steuerbord ein grosses Kreuzfahrtschiff - die "Voyager of the Seas". Bin ich froh, auf so einem kleinen, überschaubaren Schiff wie der World Voyager zu sein :thumbup: . Verschiedenste Hafenanlagen werden passiert, Containerschiffe und andere Frachtschiffe liegen an den diversen Kais.


    Dann, ca. 1215 Uhr, ist die futuristische Hängebrücke zu sehen, die sich nah an unserem Liegeplatz befindet. An Backbord liegt die Altstadt, an Steuerbord sehe ich das moderne Riga. Zum Anlegen drehen wir allerdings um 180 Grad.
    Es ist 1300 Uhr, als das Schiff freigegeben ist. Sogleich gehe ich von Bord, um genügend Zeit zu haben, um mir die Altstadt Rigas anzuschauen. Mensch, ist das laut hier - genau am Liegeplatz verläuft eine vierspurige Strasse, die Brücke ist auch so gut ausgebaut. Dieses nutzen einige Menschen, um ihre "Feuerstühle" ordentlich aufzudrehen :wacko1: .
    Na ja, zur ruhigen Altstadt ist es nicht weit. Aber was machen denn meine Füsse? Sie können sich mit dem plötzlich auftretenden, groben Kopfsteinpflaster nicht so richtig anfreunden - ich stolpere nur so durch die Gassen X( . An Bord ist alles so eben... Ich besuche Kirchen, weiche einem Schauer aus (es ist auch noch Einiges zu renovieren hier), bestaune am Rathausplatz das "Schwarzhäupterhaus", und auch andere Bauten. Tolle Fassaden, sehr schöne Giebel :thumbup: .


    So langsam beginnt aber mein Verkneter mir mitzuteilen, dass er nun durchaus Kapazität aufzuweisen hat. Ok, Ich finde die Altstadt ganz shön, hätte mir aber doch mehr erwartet... Also gehe ich Richtung des Liegeplatzes des Schiffes. Auf der Promenade am Fluss kommt mir unser Kreuzfahrtdirektor entgegen. Ein kleiner Plausch, dann trennen sich unsere Wege wieder.


    Es ist ca. 1545 Uhr, als ich an Bord und stracks zum Lido-Grill gehe. Eine frische Pizza und leckere Limonade stillen den Hunger.


    Kurz nach 1700 Uhr legen wir ab, fahren die Düna abwärts zum Rigaischen Meerbusen. Das Wetter wird immer besser, die Regenwolken verschwinden. Deshalb werde ich auch das Abendessen auf der Terrasse des Restaurants um 1900 Uhr einnehmen. Essen mit Frischluft - wie schön :) . Die Abendunterhaltung ab 2115 Uhr unseres Ozeanpianisten tue ich mir nicht an - lieber stehe ich an Deck! Irgendwann werde ich müde und entschwinde in der Koje - ein erlebnisreicher Tag neigt sich dem Ende zu...


    Wird weitergehen...




  • Mi, 20.07. Tallinn (Riga-Tallinn 288 sm)


    Heute begebe ich mich erst gegen 0715 aus der Koje. Frisch gemacht, dann geht es raus an Deck. Es ist sonnig, aber auch pustig, der Finnische Meerbusen wogt hin und her ^^ . Ich setze mich zum Beginn der Frühstückszeit um 0800 Uhr im Restaurant an einen Platz, der nah am Buffet ist - in Zukunft werde ich nur noch vom Buffet die Leckereien holen. Herrlich schlotziges Rührei, Kartoffel-Rösti, Würstchen etc. landen auf meinem Teller :thumbup: .


    Um 1045 beginnt im Auditorium das Lektorat über Tallinn. Wieder sehr fundiert und lustig geht es zu. Die Vorfreude und Neugier auf die Hauptstadt Estlands wächst immer mehr :thumbup: .


    Das heutige Mittagessen besteht aus einem BBQ, welches auf Deck 7 am Pool stattfindet. Vor dem starken Wind durch die hohen, getönten Glasscheiben geschützt, sitzen wir Passagiere an den Tischen und lassen uns Garnelenspiesse, Würste, Steaks etc. schmecken. Eine sehr schöne Veranstaltung, wie ich finde :essen: :icecream: .


    Bald schon kommt die Silhouette einer Stadt in Sicht - Tallinn! Der Lotse wird übernommen, wir nähern uns der Stadt. Zwei Kreuzfahrtschiffe liegen schon an den beiden Piers des Kreuzfahrthafens: MSC Preziosa und AIDAVita. Letztere ist verkauft worden und wartet seit Beginn der Pandemie, wieder in den Betrieb zu gehen. Wir drehen um 180 Grad und legen mit der Backbordseite an der Pier an, an der die AIDAVita liegt. Es ist ca 1400 Uhr. Das Anlegemanöver, Vertäuen und die Ausbringung unserer Gangway wird vom gegenüberliegenden Schiff mit grosser Freude und Aufmerksamkeit verfolgt :search: . Die Besatzung, welche das Schiff in Schuss halten soll, hat ja sonst nicht so viel Abwechslung in ihrem Alltag - nur, wenn ein anderes Schiff anlegt, dann ist "Theater" :pilot:


    Ich bereite mich auf den Landgang vor - Sonnenschutz, Wasserflasche auffüllen, Kamera und Handy einpacken, ebenso die Landgangsinformationen und die Bordkarte... Habe ich auch nichts vergessen? Hach, immer dieser Stress ;) . Beim Gang über die Pier zum Terminal fällt mir auf, dass der Größenunterschied zur danebenliegenden MSC Preziosa gewaltig ist - wir könnten als Beiboot fungieren :D .


    Voller Neugier begebe ich mich nun auf den ca. 1,4 km langen Weg in die Altstadt. Am Fährhafen vorbei, führen mich meine Schritte weiter - was sehr gut ist, und ich ausdrücklich hervorheben möchte: Der Weg ist excellent ausgeschildert :thumbup: . An jeder Biegung, Kreisverkehr etc. weist ein gut zu lesendes und nicht zu übersehendes (besonders wichtig) Schild zur Altstadt! Bravo Tallinn :good3: . Nach ca. 20 Minuten komme ich an den dicken Mauern der "Dicken Margarete" an. Hier beginnt die Altstadt Tallinns. Der Geschützturm der Stadtbefestigung beherbergt heute das Museum für Seefahrt. Ich gehe aber die Hauptstrasse mit dem einfach zu merkenden Namen "Pikk" weiter in die Altstadt hinein... Auch die Strassenschilder sind gut zu lesen - ich fühle mich hier sehr wohl. Und das trotz so vieler anderer Touristen, die mir ständig vor die Füsse laufen :pinch: , bzw. vor die Linsen der Kameras, mit denen ich zu tun habe 8| . Ob ich nun auch vor die Füsse anderer Menschen laufe - ööhhmm, jaa... ;) .


    Schöne Fassaden sehe ich auf dem weiteren Weg der "Pikk" entlang. Mein erstes richtiges Ziel ist der Rathausplatz. Ich bin überwältigt! Natürlich sieht Alles noch mal eine Spur schöner aus, wenn die Sonne von einem wolkenlosen Himmel herab scheint :thumbup: . Ich fotografiere und filme, was die Speicherkarten hergeben. So ein wunderschönes Panorama :thumbup: .
    Ich besichtige das Rathaus. Hier ist´s schön kühl, in den alten Mauern. Erstmals ist der Bau 1322 erwähnt, die heutige Fassade von 1402. Den Eintritt von 5 € verschmerze ich - wenn ich scho mal hier bin... Hach, ich liebe diese alten Hallen und Einrichtungsgegenstände. Mir gefällt dieser Bau sehr! Ich gehe hinauf auf den Dachstuhl, und überblicke die Stadt. Eine schmale Treppe führt hinunter in das Erdgeschoss. Irgendwann verlasse ich das Rathaus, überquere den Platz und betrete die Alte Apotheke, die sich an einer Ecke des Rathausplatzes befindet.


    Die Ratsapotheke ist hier in diesem Gebäude seit 1422 untergebracht. Es ist eine Mischung aus Museum und noch immer normalem Verkauf von Elixieren und Medikamenten :8o: . Auch hier sind mehr Touris als Einheimische zu sehen - schwierig, um Fotos zu machen!


    Das weitere Ziel ist nun der Domberg, die Oberstadt. Wieder gehe ich die "Pikk" entlang. Durch ein Stadttor führt nun der Weg bergan. Und wieder so grobes Kopfsteinpflaster :pinch: . War da nicht gestern was in Riga? Na ja, irgendwie gewöhnen sich meine Füsse an die Unebenheiten...


    Oben angekommen stosse ich als Erstes auf den Prachtbau der Alexander-Newski-Kathedrale. Diese grösste Kuppelkirche Tallinns wurde Ende des 19.Jahrhunderts an dieser prominenten Stelle errichtet - gegenüber liegt nämlich das Schloss. Hier ist das estnische Parlament zu Hause. Nachdem ich von Aussen die Kathedrale aus verschiedensten Perspektiven und Seiten abgelichtet habe, betrete ich das Innere. Bitte keine Fotos! Ich bestaune dennoch das etwas Anders wirkende Innere einer orthodoxen Kirche :8o: .


    Durch schmale Gassen erreiche ich nun den Dom St. Marien von Tallinn. Leider ist der Turm eingerüstet, eine Besichtigung des Doms ist aber zum Glück möglich :thumbup: . An einem fast riesig wirkenden Desinfektionsspender (ca. 1 m hoch) vorbei betrete ich das sakrale Bauwerk. Den Eintritt von 2 € verschmerze ich ebenfalls... Mir gefällt es hier sehr gut, wunderschön der Bau! Und wieder die Kühle :dance3: .
    Beim weiteren Durchschreiten der Gassen des Dombergs fallen unzählige Bauten auf, die der Regierung und Botschaften dienen. Am Ende einer Gasse komme ich auf eine grosse Aussichtsterrasse - samt Panoramablick :thumbup: . Die Patkuli-Aussichtsplattform bietet linker Hand den Blick auf das "Stenbocksche Haus", seit 1792 Stadtpalais. Nun nutzt es die Estnische Regierung. Ganz im Hintergrund ist das Blau des Finnischen Meerbusens zu sehen. Und natürlich unterhalb die Unterstadt mit zahlreichen, leider meist eingerüsteten, Kirchtürmen :| .


    So langsam tun meine Füsse weh, die Blase drückt immer mehr - natürlich meldet sich auch mein oberes Verdauungsorgan, liebevoll von mir "Verkneter" genannt :D .


    Also heissts für mich - ab zurück zum Schiff. So manch Foto mache ich noch auf dem Weg durch die Altstadt zurück zum Hafen. Tallinn - du bist eine Pracht :dance: .


    Gegen 1800 Uhr bin ich an Bord. Da das Wetter so schön ist, platziere ich mich kurz vor 1900 Uhr auf die Terrasse des Restaurants auf Deck 4. Mit Blick achteraus auf das moderne Kreuzfahrtterminal geniesse ich wieder vorzügliche Küche samt Service - es sind allerdings nur 2 Mädels als Kellnerinnen an Bord. Ungewöhnlich, wie ich finde =O .


    Den weiteren Abend und Sonnenuntergang verfolge ich von Deck aus. Passagiere, die den geführten Ausflug mitgemacht haben, machen mich auf ein weit entfernt am anderen Ende des Hafens befindliches Gebäude aufmerksam - eine Veranstaltungsarena. Auch ohne Fernglas ist zu erahnen, dass dort etwas abgeht - nämlich der Auftritt (neudeutsch "Gig") der Band Rammstein. Zuerst ist weisser Rauch zu sehen, dann wird dieser dunkler - die Bühne brennt nun wohl (also nicht wirklich, aber Pyro ist wohl schon im Einsatz) :wacko1: . Da der Wind aus der entgegengesetzten Richtung weht, kommt trotz Wahnsinnslautstärke bei solchen Events nichts Akustisches bei uns auf dem Schiff an.


    Nachdem die Sonne wunderschön untergegangen ist, bereitet sich die World Voyager zur Abfahrt vor, es ist 2245 Uhr. Der Kapitän ("Moin, liebe Gäste") erzählt, dass wir die nun vor uns liegenden 46 sm mit nur einer Maschine und 7 kn Geschwindigkeit bewältigen werden. Denn der Fahrplan muss eingehalten werden, gegen 0700 Uhr soll der Lotse an Bord kommen. Ah ja, denke ich, dann brummt es nicht so "unterm Bett" ;) . Beruhigt und müde begebe ich mich in die gemütliche Koje.


    to be continued...

  • Tallinn ist wirklich eine tolle Stadt. Dank deiner wunderschönen Fotos sowie deines ausführlichen Berichts :thumbup: bekommt man einen guten Eindruck und vor allem Lust darauf, dort mal hinzureisen. Wahrscheinlich lohnt es sich in Tallinn auch ein längerer Aufenthalt außerhalb einer Kreuzfahrt.

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