Island, die vierte (26.07.-06.08.2022)

  • Meine für 2020 gebuchte Islandreise fiel leider wie so vieles dem Pickelvirus zum Opfer. Zwei Jahre später wagte ich einen erneuten Anlauf, diesmal mit Forenbeteiligung.


    Dienstag, 26.07.2022: Anreise

    Frisch geboostert fuhr ich, aus Erfahrung klug geworden, viel zu früh mit der DB Richtung FRA. Was soll ich sagen? Ich brauchte jede Minute der 2,5 Stunden, die ich zu früh dran gewesen wäre: Oberleitungsstörung, Stellwerksausfall, Umleitung und dann noch am Flughafen vorbeigefahren. :cursing: Eine Mitreisende erwischte es noch besser: am Bahnhof Ludwigshafen gestrandet, musste sie für teuer Geld ein Taxi nehmen.
    Nach S-Bahn zum Flughafen und Bus zum T2 reihte ich mich dort in die ellenlange Schlange ein. Nach einer Stunde war ich dran und ab da klappte doch tatsächlich alles, auch der Flug war pünktlich und die Koffer kamen mit :thumbup:



    In Keflavik fanden sich nach und nach alle 13 Teilnehmer ein, @BBe49 erkannte mich sofort und ich sie :)
    Wir wurden zum Hotel (Reykjavík Lights) gefahren und da es regnete und ich die Stadt eh schon kannte, ging ich mit @BBe49 nur noch zum Chinesen.



    Mittwoch, 27.07.2022: Golden Circle

    Der Wetterbericht war nicht prickelnd, gelbe Wetterwarnung für den Südwesten... Immerhin war das Frühstück schon mal gut und reichlich und um 9 Uhr saßen wir im Bus mit isländischem Reiseleiter und isländischem Fahrer- beide sprachen deutsch. Nach einem Einkaufsstopp beim Supermarkt in Mosfellsbær fuhren wir nach Þingvellir. Den eigentlich geplanten Besuch bei den geothermischen Bohrlöchern ließen wir sausen, Wind, Regen und Wolken hätten dort wenig Freude gemacht.
    In Þingvellir war ich schon 2x bei vergleichbarem Wetter, aber wir gingen tatsächlich einen mir noch unbekannten Weg von oben durch eine der Spalten zum Öxarárfoss! Der führte beeindruckend viel Wasser.



    Die Allmannagjá mit den Besuchermassen ließen wir auf unserem weiteren Weg zu den wassergefüllten Spalten rechts liegen. Als wir auf den letzten Metern zurück zum Bus waren, wurde aus dem Regen plötzlich Starkregen und die Regenkleidung wurde dem ersten ernsthaften Test unterzogen. Mein Fazit: die integrierte Regenhülle der Fototasche ist nicht das Gelbe vom Ei :thumbdown:


    An einem idyllisch gelegenen Platz am Nordufer des Þingvallavatn machten wir Mittagspause, es gab sogar eine Hütte mit großer überdachter Veranda. Dumm nur, dass der Wind aus der falschen Richtung kam und der Regen waagrecht bis ins letzte Eck reichte... Also lieber im Bus Pause machen ;)


    Gestärkt, aber nicht wirklich getrocknet ging es weiter mit einem Abstecher zu den Seyðishólar. Diese 5000-6000 Jahre alten Schlackenkegel gehören zum Grimsnes- Vulkansystem, dem jüngsten Islands. In einem Krater befindet sich eine Kiesgrube, durch den hohen Eisengehalt der Gesteins war das eine sehr farbenprächtige Angelegenheit! Für die bunten Steinchen trotzten wir gerne den Sintfluten und manche Exemplare wanderten in unsere Taschen.



    Danach ging's zum obligatorischen Geysir, immer noch im Starkregen. Ich hatte im allerletzten Moment meine bisher nie genutzte Regenhülle für die Kamera in den Koffer gepackt und unterzog sie jetzt einer Belastungsprobe: bestanden! Leider braucht man beide Hände und kann sich die Kamera nicht um den Hals hängen, aber für Spazierwege, wo man keine Stöcke braucht, geht es gut. Dem Strokkur behagte der Regen auch nicht, er wirkte recht unmotiviert und zeigte nur kurze und wenig hohe Ausbrüche. Da waren die kleineren Dinge am Wegesrand doch interessanter.




    Zuletzt stand der Gullfoss an, aber das hatte ich schon 2x bei weniger Regen, also machte ich nur ein Alibifoto.



    Bald waren wir beim nahegelegenen Hotel. Es hatte eine schöne Lage und man hätte theoretisch von dort abends am Fluss entlang zu den Fällen laufen können... Bei dem Wetter blieb nach dem Abendessen immerhin Zeit, sich um die nassen Sachen zu kümmern, die Heizung war zum Glück bestens.

  • @Albatross
    Eine Reise nach und durch Island! Wie schön! Schon der Anfang läßt mich in deinen Fotos schwelgen. Regenwetter? Stört vielleicht deine Kamera, aber die aufgenommenen Motive sind wunderschön und läßt mich als Betrachterin nicht an Regen denken.
    Der Beginn deiner Reise erinnert mich an meine erste Wander-Zeltreise nach Island 1980. Das erste, was ich mir dort kaufte, war ein Regenanzug, der manchesmal zum Einsatz kam, denn wir hatten ja nur ein kleines Zelt als Unterschlupf. Trotzdem ist es bis heute eine unvergessene Reise geblieben. Im Oktober 2021 konnte ich dann ein kleines Wiedersehen mit Island feiern, nämlich auf der Wikinger-Themenreise mit der MS Norröna ab Hirtshals. Der Reisebericht darüber steht im Forum.
    Ich freue mich schon auf die Fortsetzung deines Berichtes.


    Liebe Grüße von Trollebo :)

  • Wie @Albatross schrieb, waren wir mal wieder ( dieses Mal gemeinsam) auf Island. Für mich war es auch das 4. Mal, davon 2013 nur ein Schnuppertag, 2017 und 2018 dann so "richtig". Wir haben uns darauf geeinigt, dass ich den Berichten (und den fantastischen Fotos) von @albatros von Fall zu Fall Ergänzungen hinzufüge.
    Die Anreise mit der Bahn von Leipzig zum Flughafen Berlin-Brandenburg verlief für mich erstaunlich?/ erfreulich! unspektakulär. Ich war ebenfalls wegen der Horrormeldungen in denTagen vorher, sehr für losgefahren Aber die Züge waren pünktlich, alles lief bestens. Von Öffnung des Schalters von Icelandair und Aufgabe meines Gepäcks sowie der Sicherheitskontrolle vergingen 35 Minuten, so dass ich noch in aller Ruhe etwas Essen konnte, bevor das Boarding begann.
    Da unser Flugzeug von Berlin nach Keflavik eine Route über die westliche Ostsee/Schleswig-Holstein, Norwegische Südküste zugewiesen bekommen hatte, sind wir längere Zeit parallel zur Südküste Islands geflogen.
    Kurz nach Passieren des Eyjafjallajökull sind lt GPS Daten meines iPhones sind diese Fotos entstanden





    man muss schon sehr genau hinschauen, um das Stück der Küstenlinie zu erkennen








    Suchbild? Was sind Wolken, was Wasser, was Berge?


    Am zweiten Tag der Reise in die "Geologische Wunderwelt Islands" waren wir im "Goldenen Zirkel" unterwegs.


    In Þingvellir" musste ich natürlich überprüfen ob, der(!) Stein nach meinem Besuch 2013 immer noch an Ort und Stelle war:



    Am Gullfoss angekommen, galt es zu schauen, ob der Wasserfall auch bei Regen und nicht teilgefroren, wie im Dezember 2018, beeindruckt



    Tut er!!!!


    Der erhoffte/geplante abendliche Gang am Fluss entlang entfiel leider.
    Es war trotzalledem ein schöner Auftakt für eine wunderbare Reise!


    Aus Leipzig grüßt BBe49

  • @Trollebo- Wer mit Regenwetter nicht klarkommt, fährt erst gar nicht nach Island! Und wenn die mitgebrachte Ausrüstung nicht reicht, gibt es an jeder Tanke Regenkleidung zu kaufen. Ganzkörperanzug ist sicher effektiv, da läuft nicht so schnell Wasser rein (bei mir waren manchmal die Säume von Steppjacke /-weste unter der Regenjacke nass, aber das ist immer schnell getrocknet).


    @Ingrid Marie - da werden diesmal ein paar neue Ecken dabeisein!


    @BBe49 - du hast beim Landeanflug mehr gesehen als ich, wir flogen weiter von der Küste entfernt und nachher waren die Wolken zu dicht.
    "Der" Stein wirkt auf mich immer, als ob 2 Trolle einen Ball zwischen ihren Dickschädeln festhalten, wenn sich einer bewegt, fällt er runter ;)

    Viele Grüsse, Albatross
    Reiseberichte im Profil

  • @Albatross, wie schön, es geht los! Da wirst du ja gleich zu Anfang der Reise "mit allen Wassern gewaschen"! Nicht gerade gemütlich, aber den Fotografien schadet das Wetter nicht, ganz im Gegenteil: Der Regen lässt das Gestein besonders farbenprächtig glänzen!
    @BBe49, wie schön, dass du den Bericht mit deinen Bildern und Erlebnissen ergänzt!


    Fühlt euch verfolgt! ;)


    Viele Grüße
    omlia :)


    Reiseberichte im Profil

  • @omlia - mit allen Wassern gewaschen wurden wir noch manchmal, aber Schwimmhäute sind mir zum Glück nicht gewachsen :D



    Donnerstag, 28.07.2022: Þórsmörk


    Alles war am Morgen wieder trocken, sogar die durchweichte Fototasche!
    IMO zeigte eine gelbe Warnung für Þórsmörk, wegen des gestrigen Regens hohe Wasserstände in den Flüssen... Beim Beladen des Busses kam deshalb alles Gepäck nach hinten in den Fahrgastraum statt in den Kofferraum, obwohl der beim hochlandtauglichen Bus auch schon höhergelegt war, aber sicher war sicher.


    Wir fuhren bei Regen los und machten einen ersten Fotostopp bei Brúarhlöð, wo die Hvitá sich durch bei Ausbrüchen unter dem Gletscher entstandenen Hyaloklastit- und Palagonit- Tuff gefressen hat.


    die Moosbällchen haben mich fasziniert


    Auf der Weiterfahrt konnte man feststellen, wie sich die Landschaft im Süden Islands verändert, es wird in großem Stil aufgeforstet mit Alaska- Pappeln, Sitka- Fichten oder sibirischen Lärchen. Die ursprünglich zur Erosionskontrolle eingesetzte Nootka- Lupine hat sich inzwischen zu einer Landplage entwickelt, wir sahen im Verlauf der Reise große Flächen, die von den Lupinen zugewuchert waren.


    An der Ringstraße angekommen, machten wir Einkaufspause in Hvollsvöllur und bogen bald darauf nach Überquerung des Markarfljót ab auf die (F)249. Das Wetter besserte sich deutlich, es war trocken, als wir an der alten Brücke über den Markarfljót eine kleine Pause machten, weil unser Fahrer Luft aus den Reifen lassen wollte.



    Die Straße verlief immer das Flusstal entlang, links der weitverzweigte Fluss und rechts die moosbewachsenen Palagonithänge des Eyafjallajökull. Es ging nun los mit den Furten, alles, was vom Berg/ Gletscher runterfliesst, muss überquert werden. Es war nicht so viel Wasser wie befürchtet, aber die Schwierigkeit bei den Furten ist oft auch mehr, dass die Flüsse ihren Verlauf ständig ändern und sich teilweise tief in den Schotter eingraben. Dass da so manches Fahrzeug gelitten hat, zeigte sich an den abgebrochenen Auspuffrohren, die man immer wieder mal sah, auch ein Nummernschild lag im Fluss- bei Mietwagen ein teurer Spaß. Die meisten Autovermieter auf Island verbieten übrigens inzwischen auch bei (kleineren) 4x4 ausdrücklich das Befahren von F- Straßen.





    Wir gelangten zur kritischen Furt über die Steinholtsá, einem Gletscherfluss, d.h. unkalkulierbar, tief, steil... Es standen schon zwei größere Allradfahrzeuge da, die sich erst rübertrauten, als wir erfolgreich gequert hatten.



    2018 ertrank dort eine Touristin und auf youtube ist die Furt auch zahlreich vertreten, z.B. hier (mit Beispielen, wie man es nicht macht):


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    Wir waren nun im Tal der Krossá, deren berüchtigte Furt mussten wir aber nicht queren. Für Fußgänger zu den Hütten am anderen Flussufer (dort startet der berühmte Laugavegur, eine Mehrtageswanderung nach Landmannalaugar) gibt es mobile Brücken, die immer wieder neu platziert werden können, je nachdem, wie sich der Flusslauf ändert.



    Youtube ist voll von Videos, wie in der Krossá steckengebliebene Fahrzeuge rausgezogen werden müssen, z.B. hier:


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    Fortsetzung folgt

  • Fortsetzung Donnerstag, 28.07.2022: Þórsmörk


    Am diesseitigen Flussufer fuhren wir weiter bis zum Campingplatz Básar: dort machten wir Mittagspause und anschließend eine kleine Wanderung.
    Þórsmörk (Wald des Thor) ist umschlossen von den Gletschern Mýrdalsjökull und Eyafjallajökull und hat ein geschütztes Mikroklima, wo das Wetter oft besser und milder ist als anderswo. Es ist erstaunlich grün und üppig dort, die Birken erreichen für Island stattliche Größen, es hat Blumenwiesen mit Storchschnabel und Orchideen - ein kleines Paradies.



    Von Básar aus führt eine 1-2-tägige Wanderung über Fimmvörðuháls, dem Pass zwischen Mýrdalsjökull (Katla-Vulkan) und Eyafjallajökull, bis nach Skógar an der Südküste. Am Fimmvörðuháls begann 2010 der berüchtigte Ausbruch, zunächst als „harmlose“ Spalteneruption, die von vielen einheimischen Wanderern besucht wurde.


    Für uns ging es nun den Weg zurück, den wir gekommen waren, inklusive der Furten. Einen Abstecher machten wir auf die Endmoräne des Gigjökull (übersetzt: Kratergletscher). Dieser Gletscher kommt vom Gipfel(krater) des Eyafjallajökull und hat sich durch die Eruption stark verändert. Vorher hatte er eine helle Gletscherfarbe und am Ende einen See, in dem Eisberge herumschwammen, der Ort war berühmt für seine Schönheit. Nach der Eruption war der See verschwunden, gefüllt mit Asche und Tephra, der Gletscher ein schwarzgrauer Stumpf.... Heute schimmert schon wieder Eis durch die Asche und der Gletscher beginnt sich zu regenerieren.



    Link auf englisch, aber mit Video vom Ausbruch



    Am Ende der Straße machten wir noch einen kurzen Abstecher zum Seljalandsfoss. Ich schenkte mir diesmal den Weg hinter dem Wasserfall, nach 2 vorherigen Besuchen hatte ich keine Lust, dafür quasi anzustehen, denn es scheinen dort jedes Mal mehr Leute unterwegs zu sein. Stattdessen gab's einen Teil- Regenbogen!



    Zu unserem Hotel Búrfell (vor Vík) war es nun nicht mehr allzu weit. Der ehemalige Bauernhof liegt zu Füßen des Myrdalsjökull mit Blick auf den Inselberg Pétursey.



    Die Verständigung mit dem jungen polnischen Personal war auf englisch etwas holprig, klappte aber letztendlich doch, auch das Bier bekamen wir :thumbup:
    Die alten verlassenen Farmgebäude hatten einen gewissen Charme.


  • Wir waren nun im Tal der Krossá, deren berüchtigte Furt mussten wir aber nicht queren.


    Wir aber, und zwar 2008 auf einer Reise durch's Hochland, denn wir wollten zu der Hütte auf der anderen Seite (s. Bild 17 von @Albatross) Wie waren mit einem ähnlichen Bus wie ihr unterwegs. Unser Fahrer war sehr erfahren (mit langer Praxis als Fahrer einer Schneekatze auf dem Vatnajökull), und so blieben wir ganz entspannt im Bus sitzen, auch als er lange am Ufer hin und her ging, bis er eine geeignete Stelle zur Durchquerung fand. Ich kann mich erinnern, dass wir schräg gegen die Fließrichtung fuhren und ein paarmal zurücksetzen mussten. Da wurde uns doch ein wenig mulmig, erst recht, als wir am Abend in der Hütte im Hüttenbuch unglaubliche Fotos fanden, ähnlich eindrucksvoll wie die Videos, die du eingestellt hast. =O =O Es stand auch ein ähnlicher Bergungstraktor an der Hütte. Die mobilen Brücken gab es damals noch nicht. Sicher wurden sie erst gebaut, nachdem sich einige Unglücksfälle beim Durchschreiten ereignet hatten.


    Mit dem müden Wanderer kamen wir ins Gespräch. Er kam den langen Weg von Landmannalaugar, von dem du berichtet hast und war sehr froh, die Hütte erreicht zu haben.




    Und am nächsten Morgen sollte es denselben Weg wieder zurückgehen! Unser Fahrer beruhigte uns aber ein wenig, denn wir waren am Abend angekommen, und da war der Fluss vom Tages-Schmelzwasser des Gletschers angeschwollen. Am Morgen war dann wirklich weniger Wasser im Fluss, und wir konnten ohne Probleme queren.


    Nach der Eruption war der See verschwunden, gefüllt mit Asche und Tephra, der Gletscher ein schwarzgrauer Stumpf....


    So sah dieser wunderschöne Ort noch vor derm Ausbruch aus.




    Bei einer kurzen Rast konnten wir unseren Fahrer überreden, die Furt für ein Beweisfoto noch einmal ohne uns zu durchqueren.




    Viele Grüße
    omlia :)

    Reiseberichte im Profil

  • Die mobilen Brücken gab es damals noch nicht. Sicher wurden sie erst gebaut, nachdem sich einige Unglücksfälle beim Durchschreiten ereignet hatten.


    Ich vermute eher, dass man mit den Brücken viele Autos von der Furt fernhalten kann: wer den Laugavegur gehen will, dem bringt ein an der Krossá abgestelltes Auto nichts, da kann man die paar Meter zur Hütte auch zu Fuß über die Brücke gehen. In Landmannalaugar gibt es übrigens ebenfalls einen Parkplatz vor der Furt und eine Fußgängerbrücke.


    Was für ein Unterschied beim Gigjökull! Die Landschaft ist eben immer im Wandel in einem so jungen Land.
    Beim Bus hast du recht, eine andere Lackierung, aber ansonsten ebenfalls die Marke aus meiner Heimatstadt. Vom der Sorte fahren so einige im Hochland rum.

    Viele Grüsse, Albatross
    Reiseberichte im Profil

  • Mit der Fahrt ins Þórsmörk begann für mich die Reise in ein bisher unbekanntes Island. So eine üppige Flusslandschaft mit bizarren Felsformationen in kräftigen Farbtönen hatte ich bisher noch in keinem anderen Landesteil gesehen. Die Fotos von @Albatross sprechen für sich!


    Neu war auch das Furten. Der Sommer 2017 war in Island sehr warm und trocken gewesen, so dass bei meiner damaligen Fahrt über die Sprengisandur nur ein Bächlein zu durchqueren war.


    In einem Bus (und nicht auf einem Boot) sitzend und aus dem Fenster ins Wasser schauend, fand ich schon faszinierend.



    An dieser Stelle ein paar Worte zu unserem Fahrer: auch wenn er in seinem Hauptberufsleben etwas völlig anderes macht, ist er sehr erfahren und fuhr uns auch an den anderen Tagen ruhig und sicher über die schwierigsten Pisten. Ich hatte nie Angst und ich glaube auch die anderen der Gruppe nicht.


    Während der langen Fahrt tiefer und ins Tal hinein immer am Fuß des mächtigen Eyjafjallajökull entlang, erzählte uns unser Reiseleiter Einar, Geologe und Ornithologe, aber offenbar auch in der Botanik bewandert, auf verständliche und interessante Art viel über die Gegend, Flora und Fauna und natürlich auch über den allseits bekannten Ausbruch im Jahre 2010.
    Besonders interessant fand ich seine Ausführungen über die Auswirkungen auf Flora und Fauna: so schilderte er, dass einen Tag nach dem Ausbruch alle Insekten, Käfer usw. tot waren und die Vögel mangels Nahrung innerhalb kurzer Zeit verschwanden. Für die Bäume und Sträucher erwies sich die Abwesenheit von tierischen Schädlingen wie Käfern dagegen als „Gewinn“, sie wuchsen üppiger als vorher. Als es wieder Nahrung für Vögel gab, kehrten diese zurück und die Natur war wieder „im Gleichgewicht“!


    Auf dem Rückweg entstand dieses Foto




    Am Seljalandfoss „musste“ ich natürlich aussteigen, war ich doch zum ersten Mal hier.


    Bei den vielen Touristen, auch zu relativ später Stunde, machte das „Einbahnstraßensystem“ , "rechts rauf links runter" durchaus Sinn.


    .


    Hinter dem Seljalandfoss war es nass und rutschig, ich bekam dreckige Hände vom Abstützen und meine Jacke wurde an diesem schönen Tag doch noch nass!


    bis zum nächsten Tag sagt "Tschüss" aus Leipzig BBe 49

  • @BBe49- beim Rückweg hast du den Gipfel des Eyafjallajökull ins Foto bekommen :thumbup:
    Zu unserem Fahrer und Reiseleiter volle Zustimmung, das hast du perfekt ausgedrückt. Was Einar uns erzählte, machte alles viel anschaulicher und ich habe selbst bei bekannten Dingen noch Neues erfahren.


    So, nun geht es weiter, allerdings in mehreren Tranchen. Dier folgende Tag war für mich ein absolutes Highlight mit einem Ziel, das ich schon gaaaanz lange sehen wollte.


    Freitag, 29.07.2022: Lakagígar


    Nach dem Frühstück fuhren wir zuerst nach Vik, ein bisschen am schwarzen Lavastrand bummeln



    und dann zum Supermarkt und zur Tanke. Ich wusste nicht, dass Vík auch einige Ecken hat, die nicht touristisch aufpoliert sind: das halbe Flugzeug minus Propeller hätte ich mir gerne näher angesehen ;)



    Weiter ging es über den Mýrdalssandur im Angesicht der Katla



    bis kurz vor Kirkjubæjarklaustur, wo die F206 nach Norden abzweigt.



    Ich wunderte mich über die vielen Autos, die nicht pistentauglich aussahen, aber die verschwanden bald alle auf einem großen Parkplatz: die Schlucht Fjaðrárgljúfur steht seit dem Justin- Bieber-Video auf der to- do- Liste vieler Besucher, so vieler, dass die Wege eine Zeitlang vollkommen gesperrt werden mussten, bis die Erosionsschäden behoben waren.


    Danach wurde es wesentlich ruhiger, es ging bergauf, teilweise in steilen Kehren. Ein kleiner Zwischenstopp an einem Wasserfall, es war überall etwas moorig und recht grün, die Krähenbeeren waren schon reif.



    Je höher wir kamen, desto karger wurde es, bis oben im Hochland fast nur noch Flechten und Moose wuchsen, vor allem Zackenmützenmoos (Racomitrium lanuginosum).



    Nach ca. 2 Stunden Pistenfahrt waren wir am Eingang des Vatnajökull- Nationalparks angekommen.
    Wir machten einen Fotostopp, um den ersten Blick auf die Kraterreihen zu genießen - eine völlig unwirklich erscheinende Landschaft in schwarz, grau, rostrot und grüngrau.



    Die Laki- Feuer von 1783-84 waren eine der größten Naturkatastrophen der Neuzeit. Aus über 130 Kratern strömten 14,7 km³ Lava, die zuletzt fast 600 km² bedeckten. Insgesamt wurden 122 Mio Tonnen Schwefeldioxid, 6x so viel wie bei Pinatubo, und 8 Mio Tonnen Fluor ausgestoßen.
    In Island verendeten 80% aller Schafe und 50% der Pferde und Kühe an Fluorose, ~10.000 Menschen (gut 20% aller Einwohner Islands) verhungerten.


    Das Schwefeldioxid wirkte sich in ganz Europa und in Nordamerika aus, die Durchschnittstemperatur sank für 2-3 Jahre um 1,3 Grad, im Winter fror der Große Belt zu, im Mississippi bei New Orleans schwammen Eisschollen, es kam zu Missernten und es gab eine enorme Übersterblichkeit. Manche sehen in den Folgen der Eruption einen der Auslöser für die französische Revolution.


    (Die wegweisende wissenschaftliche Veröffentlichung zum Thema, auf englisch -Thordarson, Self )


    Fortsetzung folgt

  • Landmannalaugar gibt es übrigens ebenfalls einen Parkplatz vor der Furt und eine Fußgängerbrücke.


    Bei dem Namen klingelt es in meinen Ohren: Genau in der Furt kurz vor Landmannalaugar setzte damals (1980) unser Bus auf und beschädigte sich die Ölwanne. Zu Fuß mußten wir, natürlich durch das eisige Wasser, zum Zeltplatz gehen und das notwendige Gepäck wurde zu Fuß "rüber" gebracht, denn der beschädigte Bus blieb in der Furt stehen. Da wir eine Wandergruppe waren, konnten wir die Tage bis Ersazteile kamen, mit schönen Wanderungen ausfüllen. Trotz "hochbeiniger" Busse, mußten oft Koffer, die nicht wasserdicht waren, im Passagierraum mitfahren. Damals war von Touristenschwemme keine Spur. 1980 haben wir auch einen Vulkanausbruch erlebt, sind ein Stück mit dem Bus gefahren und dann bis in die Nähe gewandert. Kleine noch warme Lava-Stücke nahm ich mit nach Hause! Das war natürlich ein sensationelles Souvenir.
    Mit großem Interesse verfolge ich eure @Albatross und @BBe49 Tandem-Berichte! Vielen Dank dafür :flower:

  • @Trollebo wie schön, dass dieser gemeinsame Reisebericht von @Albatross und mir solche Erinnerungen bei Dir weckt und Du diese mit uns teilst! Ich glaube, derartige Ereignisse vergisst man nie!!


    @Albatross ich will nicht vorgreifen: aber am Ende dieses Tages stand auch für mich fest, dieses Erlebnis in dieser grandiosen Umgebung würde schwer zu übertreffen sein!
    Und die Schilderung dieses Tages ist ja noch nicht zu Ende!


    bis zum nächsten Teil grüßt aus Leiipzig BBe49

  • dann zum Supermarkt und zur Tanke.


    Das ist ja an der wenig besiedelten Südküste der Hot-Stopp (inklusive gut sortiertem Shop für fast Alles).
    Die Tankstelle von 2013, wie aus der Zeit gefallen, gibt es leider nicht mehr. Sie ist einer modernen Anlage gewichen. Schade!




    Viele Grüße
    omlia :)

    Reiseberichte im Profil

  • @Trollebo - was für ein Erlebnis! Ihr hattet Glück, dass das nicht irgendwo mitten in der Pampa passiert ist, sondern an einem Ort, wo ihr die Wartezeit sinnvoll nutzen konntet. Auf Pisten/ durch Furten muss man einfach immer mit allem rechnen, wir hatten in Bolivien auch 2x längere Pausen, weil unsere Fahrer unter dem Landcruiser lagen, um Steinschlagschäden zu flicken ;)
    Bei dem Vulkanausbruch hat es sich sicher um die Krafla gehandelt, das muss fazinierend anzusehen gewesen sein.


    @omlia - wie in einem Road movie :) Schade, dass die nicht mehr steht....



    Fortsetzung Freitag, 29.07.2022: Lakagígar


    Wir folgten weiter der F206 und machten bei der Rangerstation Mittagspause.



    Danach stand ein sehr steiniger, aber ausgesprochen interessanter Weg mitten durch einen der aufgerissenen Krater an. Man musste etwas aufpassen, wo man hintrat, weil es etliche tiefe Löcher (geplatzte Magmablasen) gab, in manchen lag Schnee.
    Am anderen Ende des Kraters konnten wir einen Hornito (Entgasungskamin an einem Lavatunnel) aus nächster Nähe bewundern, besonders interessant waren die Schmelzstrukturen.



    Pāhoehoe-Lava, die sehr heiß (1100-1200°C) und flüssig aus den Kratern kam


    Wir fuhren ein kurzes Stück weiter zu einem Aussichtspunkt, wo sich die ganze verrückte Kraterlandschaft überblicken ließ. Auf den Satellitenkarten ist zu erkennen, dass mehrere Kraterreihen in dieser Gegend parallel verlaufen, jede kommt von einem andern Vulkansystem.


    Man sah die nördlichen Laki-Kraterreihen (Laki wird dem System von Grimsvötn zugerechnet), die sich bis zum Vatnajökull erstrecken, der den nördlichen Horizont dominiert.



    Westlich liegt das Flusstal der Skaftá, dahinter erheben sich nördlich die Fögrufjöll und südlich anschließend die Eldgjá - Kraterreihe/-Spalte, diese gehört zum Katla-System und entstand 934-40 in einer noch größeren (!) Eruption als Laki.



    In der anderen Richtung sah man im Vordergrund die südlichen Laki- Kraterreihen und endlose Lava- und Aschefelder.



    Es muss apokalyptisch gewesen sein, als damals die Flüsse verdampften, die Lava mit der Geschwindigkeit eines reißenden Flusses die Täler ins Tiefland herunterschoss und sich über ganz Europa ein giftiger Nebel legte...
    Dem Priester von Kirkjubæjarklaustur, Jón Steingrímsson, berühmt für seine "Feuerpredigten", verdanken wir genaue Augenzeugenberichte, er beschrieb die Katastrophe hautnah in seinen Tagebüchern und sah sie als Strafe Gottes.


    letzte Fortsetzung folgt

  • Ein Traum, Deine Bilder!
    Unser Islandbesuch war nur für 2 Tage am Ende der Spitzbergen - Ostgrönlandreise mit der Fram, also viieel zu kurz! ;)
    Es soll ja Leute geben, die beim Anblick solcher Fotos sagen "Da ist ja nix" - dabei ist es ja gerade das "nix", das einen so fasziniert.
    Wer nix sehen will, sieht auch nix oder wie war das? :mosking:
    Gerne kann es weiter gehen!

  • @Bavaria58 - du sagst es, genau das endlose Nichts fasziniert so! Die, die da nix sehen, können gerne woanders hinfahren ;)
    Das wäre doch ein Plan- mit dem Bobil auf die Norröna und dann nach Island. Hochlandpisten mit F gehen damit allerdings wohl nicht, aber man kann für sowas auch kurze Superjeep-Touren buchen.



    Fortsetzung Freitag, 29.07.2022: Lakagígar


    Wir fuhren mit den Kratern zur Linken auf der F207 wieder nach Süden, neben den „normalen“ Schlackenkegeln sahen wir auch einen Aschering (entstanden durch eine Wasserdampfexplosion).



    An der Rangerstation Tjarnagígur machten wir einen Stopp, ein kurzer Weg ging zu einem wassergefüllten Krater, rechts sah man, wo die Lava abgeflossen war.



    Durch Asche - und Lavafelder



    führte die F207 zu einer größeren Furt, wo mal wieder jemand zu forsch reingefahren war und das Nummernschild verloren hatte ;)


    Danach musste unser Busfahrer die unangenehme Strecke durch das große Lavafeld navigieren, das war eine schmale und holprige Piste. Und just da kam uns eine Reitergruppe entgegen... Manche der Reiter guckten ein bisschen grimmig, aber die isländischen Pferde fanden sicher ihren Weg an uns vorbei durch die Lava.



    Auf dem Rückweg ins Tiefland machten wir noch 2 Stopps. Zuerst am Fagrifoss (übersetzt: der schöne Wasserfall), wo die Geirlandsá 80m in die Tiefe stürzt und sich eine Schlucht gegraben hat, die auch schöne Dykes (vertikale Magmagänge) zeigt.


    [


    Und zuletzt fast schon ganz am Ende Fjaðrárgljúfur, diesmal mit deutlich weniger Touristen als morgens, obwohl es immer noch einige kuriose Selfies zu bewundern gab. Der 2km lange und 100m tiefe Canyon der Fjaðrá entstand am Ende der letzten Eiszeit, als sich Wasser (ein ausgelaufener Gletschersee) durch Palagonitgestein grub. Die Schlucht hat einen schönen Wasserfall mit „Rutschbahn“ und jede Menge Magmagänge.



    Unser Hotel in Geirland war nicht mehr weit, wir ließen den langen Tag ruhig ausklingen, da es sich inzwischen eingeregnet hatte.

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