auf den Spuren der Otto Sverdrup

  • Unsere Reise vom 23.08. bis 10.09.2022


    Nach unseren ersten Hurtigrutenähnlichen-Erfahrungen mit der Otto Sverdrup ab HH im letzten Jahr (siehe Livebericht „Unterwegs mit der Otto Sverdrup“) stand schnell der Entschluss, einige schöne Orte, die wir bis dahin noch nicht kannten, noch einmal aufzusuchen, diesmal mit etwas mehr Zeit und von den anderen Seite aus, also vom Land. Erstes Ziel soll Reine auf den Lofoten sein, und von dort soll es langsam runtergehen nach Bergen. Da aber nun das Autofahren nicht gerade unsere Lieblingsbeschäftigung ist (um es mal freundlich auszudrücken), haben wir nach einer Möglichkeit gesucht, die Anreise in den Norden mit möglichst wenig Autofahrt zu gestalten, und wir haben eine gefunden.So sind wir am Dienstagabend gemütlich bis nach Travemünde gefahren, dort war um 21:30 Uhr der Check-In zur finnlines-Fähre nach Helsinki. Auf’s Schiff ging es pünktlich um 23 Uhr, dann aber mussten wir bis nach 1 Uhr warten, weil die Kabinen noch nicht gereinigt waren. So sind wir erst um halb 2 müde ins Bett gefallen. Die „Finnmaid“ ist etwas in die Jahre gekommen und „abgeschrabbelt“, aber die Kabinen und das Essen sind gut. Von der Otto Sverdrup und ihrer Besatzung verwöhnt mussten wir aber feststellen, dass es ein Unterschied ist, ob die Besatzung das Ziel hat, den Passagieren 14 schöne Tage an Bord zu ermöglichen (wie es bei der Otto Sverdrup vom Kapitän bis zur Reinigungskraft war) oder ob es das Ziel ist, einfach nur Leute von hier nach da zu schippern. Auch das WLAN funktionierte nur sehr schlapp und oft auch gar nicht, so dass dieser Livebericht erst am dritten Tag beginnen kann. Aber alles ok, ist halt kein Expeditionsschiff, sondern eine Fähre.
    Nach einem ruhigen Seetag und einer weiteren ebenso ruhigen Nacht waren wir am Donnerstag früh in Helsinki und hatten den ganzen Tag Zeit bis zur zweiten Etappe der Reise.
    Das Auto haben wir gleich am Autoverladebahnhof Pasila geparkt. Wegen einiger Baustellen hat unser Navi aufgegeben und wir mussten ein bisschen suchen, aber am Ende haben uns finnische Hinweisschilder den Weg durch die Baustelle geleitet. Da haben wir also das Auto geparkt, sind mit dem Zug kurz nach Helsinki reingefahren und haben uns dort umgesehen. Abends ging es dann zurück nach Pasila, das Auto auf den Zug fahren und dann, mit einer halben Stunde Verspätung, fuhr der Zug los Richtung Rovaniemi. Nun hocken wir in unserem Schlafabteil, sehr eng, aber für eine Nacht geht es und das WLAN scheint auch zu funktionieren. Für Fotos reicht es aber nicht, die kommen später. Morgen um halb 8 sind wir dann in Lappland.

  • Das liest sich ja sehr spannend! Deine Route nach Reine mit Fähre und Autoreisezug beginnend macht mich sehr neugierig. Das ist ja eine spezielle Variante von off the beaten tracks. Ich bin gespannt wie es wohl weiter geht und wünsche euch eine wunderschöne Reise.

  • Hätte ich das gewusst! Statt mit dem Autozug bin ich die lange und auch langweilige Strecke vom Hafen in Helsinki nach Inari und weiter
    mit meinem Auto gefahren. Danke für den Tipp für eine nächste Reise.
    Bin gespannt, wie eure Reise weitergeht und begleite euch gerne.


    Viele Grüße
    omlia :)


    Reiseberichte im Profil

  • Die Nachtfahrt im Autozug war leider nicht sehr angenehm. Eine halbe Stunde Verspätung kann einen deutschen Bahnfahrer nicht erschüttern, aber die "Kabinen" sind schon sehr klein. Wir kennen die von den guten alten (und leider eingestellten) deutschen Autoreisezügen, die waren deutlich größer und komfortabler. Zu zweit waren schon strategische Absprachen nötig, wer sich wann wohin bewegen kann. Außerdem war es sehr laut. Die benachbarten Vakuumtoiletten hörte man deutlich, die Außentüren, die allgemeinen Zuggeräusche, also viel Lärm und auch viel Bewegung, so dass ich kaum geschlafen habe.
    Aber wir sind pünktlich in Rovaniemi angekommen, das muss man ja auch mal erwähnen. Dort im Supermarkt Kaffee und Gebäck gekauft und dann begann die Fahrt nach Narvik. Über 500 km, mit so wenig Schlaf war das schon eine Herausforderung. Ist aber eine tolle Strecke, besonders der Teil ab Kiruna.
    Noch ein paar Bemerkungen zu den Anreisekosten: die Fähre Travemünde-Helsinki ist recht teuer mit Auto und einfacher Kabine, aber der Autozug dafür kaum vorstellbar preisgünstig. Für 2 Personen mit Auto und Kabine mit Dusche und WC 178 Euro (wenn man frühzeitig bucht: http://www.vr.fi). Und wenn man Ohrenstöpsel mitbringt und wenig Gepäck, könnte man auch morgens ausgeschlafen in Lappland ankommen.
    Jetzt sind wir in Narvik angekommen. Leider scheint das schöne Wetter hier gerade fertig zu sein, ab morgen soll es regnen. Wir sind kaputt und freuen uns auf das Bett nach einem Tag in drei Ländern.
    Hier noch ein paar Fotos von der Fähre, aus Helsinki, vom Autozug und von unterwegs.

  • Ist aber eine tolle Strecke, besonders der Teil ab Kiruna.


    @Heinz
    Als ich diese Notiz las, klingelte es in meinen Ohren. So wie @Bavaria58 habe ich auf unseren Wohnwagenreisen jeden Abend Tagebuch geführt. Jetzt schnell ans Bücherregal und da ist mein Eintrag:
    "Am 1.8.1987 Abfahrt von Kiruna 90 C Regen. Nordkalottenstraße nach Narvik. Herrliches Panorama. Viele Rastplätze, auch zum Übernachten. Getankt in Abisco. . . "
    Auf einer späteren Reise haben wir in Björliden übernachtet und sind von dort aus gewandert.
    Die Nordkalottenstraße war damals ziemlich neu. Es gab zuvor nur die Eisenbahnlinie, die ja hauptsächlich für den Erztransport nach Narvik gebaut worden war.
    Auch wenn wir solche Reisen nicht mehr machen können, freue ich mich über deinen und alle anderen Berichte dieser Art. In Gedanken reise ich mit, kann ich mir doch vieles gut vorstellen.


    Liebe Grüße von Trollebo :)

  • Nachdem wir in Narvik gut ausgeschlafen und ein ordentliches Hotelfrühstück im Scandic hatten, haben wir uns auf den Weg gemacht. Narvik selber fanden wir nicht so spannend, aber wir haben uns auch wenig Zeit genommen. Sonst hätten wir vielleicht mit der Fjellheisen-Seilbahn auf den Berg fahren können oder das Kriegsmuseum besucht, um einen Eindruck zu bekommen, was die Generation unserer Väter den Norwegern hier angetan hat. Die heute recht langweilige Architektur in Städten wie Narvik hat sehr viel mit dem Rückzug der deutschen Armee und der „Taktik der verbrannten Erde“ zu tun. Wenn kein Stein mehr auf den anderen liegt, muss man schnell Häuser bauen, damit die Leute nicht erfrieren, dann ist schöne Architektur zweitrangig.
    Nun denn, wir sind am Vormittag losgefahren. Inzwischen sind die Lofoten von Narvik aus gut auf dem Landweg zu erreichen, einfach wieder auf die E10 und dann immer da bleiben. Dass das zum Teil eine neue Verbindung ist, haben wir wieder am Navi im Auto gemerkt, es hat ab und zu resigniert aufgegeben. Aber mit Google-Maps auf dem Handy ging es, außerdem braucht man eigentlich kein Navi, eine aktuelle Straßenkarte reicht, oder man folgt einfach nur der E10. Zunächst geht es noch ein Stück auf Hinnoya und dann von Norden aus die ganzen Lofoten runter. Von Narvik aus sind das bis Reine 340 km, gut zu machen, denkt man. Aber die meiste Zeit darf man nur 60 km/h fahren, und das heißt noch lange nicht, dass man auch 60 fahren kann! Es geht in vielen Kurven rauf und runter, doch das größte Problem ist, nicht immer wieder anzuhalten. Hinter jeder Ecke verändert sich die Landschaft. Schon zu Beginn auf Austvagoya schaut man nur noch begeistert in die Gegend, und die Landschaft wird von Insel zu Insel spektakulärer. So sind wir bis auf kleine Pausen zum Fahrerwechsel und ggf. für menschliche Bedürfnisse (und einen kleinen Abstecher nach Svolvaer-City und zum Einkaufen in Leknes) durchgefahren und haben trotzdem für die knapp 340 km über 7 Stunden gebraucht. Wirklich dramatisch spektakuläre Strecken, und hinter jeder Kurve wird es noch toller. Riesige Brücken, lange Tunnel, besonders spannend die Unterwassertunnel nach Fiskebol (über 3 km) und nach Flakstadoya (beide steil runter und steil wieder rauf) oder der über 6 km lange Sordalstunnelen. Und dann steigert sich das ganze nochmal auf Moskenesoya, wo wir dann gestern Abend gegen 18 Uhr angekommen sind, zum Schluss in Hamnoya nochmal über einige kleine Brücken von Inselchen zu Inselchen. In Reine haben wir auch gleich „unsere“ Rorbuer-Hütte gefunden und bezogen. Hier bleiben wir nun eine Woche und werden es etwas ruhiger angehen lassen, bevor wir uns auf den Rückweg machen, für den wir uns mehr Zeit als für den Hinweg lassen und nochmal ein paar Orte aufsuchen, die wir von der Otto-Sverdrup-Reise kennen.
    Nun wollen wir uns die Umgebung näher ansehen, mal sehen was das Wetter möglich macht. Es ändert sich zurzeit sehr schnell. Heftiger Regen und Wind, Nebel, Sonne, alles ist möglich bei Tageshöchsttemperaturen um 15 Grad. Nach den Erfahrungen gestern mit den Entfernungen werden wir uns wohl auf Moskenesoya und vielleicht noch Flakstadoya beschränken, aber das gibt auch schon viel her. Ich werde berichten.

  • Jetzt sind wir den zweiten Tag in Reine. Gestern haben wir einen Ausflug nach A gemacht. Im letzten Jahr mit der Otto Sverdrup haben wir die Fahrt dorthin nicht mitgemacht, sondern uns stattdessen in Reine und Umgebung umgesehen. Das war rückblickend eine gute Entscheidung, denn 1. fanden wir A gestern nicht so interessant und 2. hätten wir dann nicht so viel von Reine gesehen und nicht den Entschluss gefasst, unbedingt hier noch einmal herzukommen. Reine ist im Zentrum auf den ersten Blick tatsächlich wenig attraktiv, aber die Lage und die Umgebung sind umwerfend. In alle Richtungen (also zwei) braucht man nur kurz aus dem Ortskern raus und ist mitten in spektakulären Landschaften. Die haben wir heute noch ein bisschen weiter erkundet und sind immer noch begeistert. Leider haben wir die Otto Sverdrup offensichtlich knapp verpasst, die vor ein paar Tagen hier gewesen sein muss.
    In den nächsten Tagen werden wir weiter die Insel Moskenesoya erkunden, bevor es dann am Samstag in aller Herrgottsfrühe mit der Fähre nach Bodo und dann weiter zu ein paar südlicheren Stationen der Otto Sverdrup geht.

  • Gestern morgen sind wir mit Sonnenschein aufgewacht, also haben wir uns vorgenommen, den Nordteil der Insel Moskeneyoya anzusehen. Er ist nur über zwei sehenswerte geschwungene und einspurige Brücken von der Nachbarinsel Flakstadoya nach Fredvang zu erreichen. Leider fing es dann doch an, zwar nur fein aber dauerhaft zu regnen, so dass wir keine ausgedehnten Erkundungsspaziergänge gemacht haben. Von Fredvang aus kommt man ab Yttresand mit einer Wanderung am Meer entlang zu einem verlassenen Fischerort, da konnten wir unterwegs zwei Seeadler beobachten (und die uns), mehr war gestern nicht drin.
    Heute war das Wetter besser und wir haben weiter die Umgebung angesehen. Nach wie vor sind wir begeistert, tolle Ausblicke wohin man kommt.
    Auch stellenweise eine Menge „Rorbuer“, manche in richtigen Anlagen. Eigentlich sind das ans Wasser gebaute Fischerhütten gewesen, jetzt Ferienhäuser. Einige alte Hütten sind renoviert, viele sind neu und noch in dem alten Stil gebaut, aber inzwischen wird so manche andere Unterkunft für Touristen auch als „Rorbuer“ angepriesen. Und wenn man Pech hat, gibt`s keinen Blick aufs Wasser oder auf Berge, sondern auf die Rückseite vom nächsten Rorbuer. Aber wir haben Glück gehabt, eine tolle Hütte (Andoy-Vest), zwar recht neu gebaut aber in dem klassischen Rorbuer-Stil direkt am Wasser.
    Morgen wollen wir uns mal dem Reinebriggen widmen, dazu dann später mehr.

  • Endlich richtig schönes Wetter, blauer Himmel und mit 15 Grad angenehme Temperaturen. Gestern haben wir im Nordteil von Moskenesoya eine Wanderung zum „Kvalvika Beach“ gemacht. Sehr abwechslungsreich, mal recht entspanntes Wandern, aber auch mal über Steine kraxeln, erst bergauf und dann bergab bis ans Meer und retour.
    Heute haben wir uns den Reinebringen vorgenommen. Es soll, neben dem Preikestolen, der spektakulärste Aussichtspunkt Norwegens sein. Leider kann ich das nicht bestätigen, weil ich es nicht bis oben geschafft habe. Bis vor ein paar Jahren galt der Aufstieg zum „Reinebringen-Panoramabalkon“ als sehr gefährlich und wurde nur für erfahrene Bergsteiger/innen und bei gutem Wetter empfohlen. Nachdem immer wieder Menschen zu Tode gestürzt sind, hat man dann den Aufstieg gesperrt. Es wurden Fachleute aus Nepal engagiert, die einen ungefährlicheren Aufstieg gebaut haben. Mit Hubschraubern wurden Felsplatten in den Berg gebracht und eine beeindruckende Treppe mit über 2000 Stufen bis an den „Panorama-Balkon“ gebaut. Mal so zum Vergleich: beim Kölner Dom ist man nach etwa 500 Stufen oben und die Stufen sind schön gleichmäßig. Hier sind sie unterschiedlich hoch und breit, man muss schon ziemlich aufpassen und sich auf die Treppenstufen konzentrieren. Recht und/oder links geht es zum Teil recht tief runter, sowas wie Geländer gibt’s auch nicht. Die Treppe hat aber dazu geführt, dass viel Betrieb ist. Der Parkplatz unterhalb der Treppe ist immer voll und allein ist man nie auf dem Weg. Nach etwa 400 Stufen wurde klar, dass meine fast 70 Jahre alten Gelenke das nicht mehr so gut finden und wir sind wieder zurück.
    Nach dem Abstieg der 400 Stufen, der fast mühsamer war als der Aufstieg, haben wir uns in Reine im Café Bringen den bisher besten Cappuccino gegönnt. Gleich gibt es noch zum Abschluss einen Fishburger aus Anita’s Sjömat und dann müssen wir leider die Koffer packen. Morgen endet unsere Woche hier in Reine schon wieder. Es hätte gern noch eine weitere Woche sein können, jeden Tag findet man etwas heraus, was man auch noch machen könnte. Aber nun fährt unsere Fähre von Moskenes nach Bodö morgen früh um 7 Uhr und dann geht es weiter nach Süden.

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