Septembertage in Oslo

  • Septembertage in Oslo – 12.-16. 09.2022


    Montag, 12. September

    Unser langer Norwegenurlaub im vergangenen Jahr begann und endete zwar mit der Colorline zwischen Oslo und Kiel, wir haben damals aber keinen Fuß außerhalb des Fährterminals gesetzt. Das Munch-Museum stand erst noch vor seiner Eröffnung, und es war klar, dass wir nach diesem Ereignis wiederkommen würden. Der Plan bestand tatsächlich schon seit 5 Jahren.


    Eigentlich wären wir lieber zu einer wärmeren Zeit nach Oslo gekommen, aber seit April hatten wir 4 andere Reisen unternommen, zwei Kreuzfahrten innerhalb Europas und 2 kleinere Urlaube auf Einladung unserer Kinder.


    Bei der Rückkehr aus Südtirol waren wir vom Lufthansastreik betroffen gewesen und mussten mit einem Tag Verspätung von München über Wien nach Hamburg fliegen. Danach waren wir besorgt, dass unser Flug nach Oslo von einem drohenden Streik von Eurowings betroffen sein würde. Dem war zum Glück nicht so, und so landetetn wir am 12. September planmäßig am frühen Nachmittag in Gardermoen, nahmen den Flytog nach Oslo und machten uns im Bahnhof erst einmal über das Pizzabuffet bei Peppe's Pizza her. Dann rollten wir unsere Koffer durch heftigen Regen zum nahegelegenen Hotel Scandic Oslo City.




    Nach dem Auspacken beschließen wir, den ungemütlichen Nachmittag für die kleinen Einkäufe zu nutzen, die wir uns vorgenommen hatten. In erster Linie sind das Fischsuppen der Firma Toro. Sie sind fast überall ausverkauft und wir werden wir tatsächlich erst im vierten Supermarkt fündig. Bei Norli finde ich noch etwas Lektüre für mich und dann bringen wir die Einkäufe schnell zurück ins Hotel, denn es hat inzwischen aufgehört zu regnen.


    Wenigstens in Hotelnähe wollen wir uns noch ein wenig umschauen. Unser Ziel isr Stortorgets Basarene, ein Rundbau im neoromanischen Stil aus dem 19. Jahrhundert, der den Hof der Domkirke umgibt.



    In den Arkaden befinden sich kleine Läden und Restaurants Die Leere bei dem trüben Wetter erzeugt eine etwas melancholische Stimmung.




    Das setzt sich fort, als wir auf unserem weiteren Weg an dem Rosendenkmal vor der Kirche vorbeikommen, das an die Anteilnahme der Bevölkerung nach dem Anschlag vom 22. Juli 2011 erinnert.



    Die Kirche ist offen und so gehen wir hinein. Wir sind die einzigen Besucher und schauen uns in Ruhe um.



    Danach beschließen wir ins Hotel zurück zu kehren. Die Außenbereiche der umliegenden Restaurants sind an diesem Tag eindeutig zu kalt. Wir versehen uns an der Rezeption mit belegten Brötchen und Coca Cola, woraufhin man uns einen schönen Abend wünscht. Den haben wir, aber nicht wegen der gummiartigen Brötchen sondern weil im Fernsehen ein sehr schöner dänischer Beitrag zur Geschichte Grönlands läuft.

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  • Dienstag, 13. September


    Unser erster Weg führt uns zur Touristeninformation im Bahnhofsgebäude, wo wir uns Oslo-Pässe für 72 Stunden kaufen. Dann ist der Weg nicht mehr weit zum Objekt unserer Neugier, dem neuen Munch-Museum. Das Äußere gefällt meinem Göga überhaupt nicht. Ich finde die Form gar nicht so übel. Etwas abweisend wirkt sicher die Verkleidung der Fassade mit Aluminium. Sie dient der Reflexion der Sonneneinstrahlung und erleichtert es so, in den Ausstellungsräumen eine konstante Temperatur zu halten. :thumbup:



    Das Museum soll 5x so viel Platz bieten wie der alte Bau in Tøyen. Das bedeutet, dass wir heute neben den zuvor schon gesehenen Werken viele für uns neue Bilder sehen. Dazu gehören monumentalen Gemälde, die eine Version der Bilder sind, mit denen Munch die Aula der Universität gestaltet hat.


    Da der Maler bei seinem Tod 1944 keine Erben hatte, vermachte er alles in seinem Besitz Befindliche der Stadt Oslo. Das neue Museum zeigt nun nicht nur die Bilder, sondern auch Gerätschaften, mit denen die vielen Holzschnitte und Lithographien gefertigt wurden. Ein eigener Raum ist dem Leben des Künstlers gewidmet. Hier befinden sich denn auch Originalgegenstände des Haushalts.


    Zuletzt fahren wir mit dem Aufzug nach oben, um die Aussicht über Bjørvika bis hin zum königlichen Schloss zu bewundern. Den Blick von oben auf die Oper finden wir großartig.



    Auf derselben Etage befindet sich ein Restaurant. Wir können nun nicht widerstehen, unser Mittagessen an einem der Fensterplätze einzunehmen. Ich bestelle Miesmuscheln - lecker! :thumbup:



    Ein netter Kellner öffnet uns dann noch die Tür zur Aussichtsterrasse. Hier hat man einen Blick auf einen neuen Wohnkomplex, eine Baustelle in der Bucht und ein paar urige Badehäuschen.



    Wieder unten angelangt gehen wir die neue Inger Munch Pier entlang, die auf Pfeilern in die Bucht hinaus erbaut wurde. Sie ist nach der jüngsten Schwester des Malers benannt. In der Mitte wurde eine kleine Blumenwiese mit Samen aus dem inneren Oslofjord angelegt. Da hinein wurde im Juni dieses Jahres die 9 m hohe Brozestatue einer englischen Künstlerin gestellt. Titel: Die Mutter (Munch hatte seine Mutter im Alter von 5 Jahren verloren.)
    Diese Wiese war gerade gemäht worden, und mehrere Personen – vermutlich vom Gartenbauamt – diskutieren über die weitere Gestaltung der Grünfläche. Natürlich möchte ich sie nicht bitten beiseite zu gehen, und so habe ich ziemliche Mühe mit dieser Aufnahme.



    Ganz oben rechts am Bau ist die Aussichtsterrasse des Restaurants zu erkennen. Die noch höher gelegene Bar ist am Tage geschlossen.



    Nun gehen wir am Gebäude entlang stadteinwärts, wobei ich mich zu Zeitgenossen Munchs geselle.



    Wenn man an der Rückseite der Oper entlang geht, kommt man an den Fenstern der Nähwerkstätten vorbei und kann ein paar kleine Eindrücke von der Arbeit bekommen.



    Das Opernrestaurant sieht merkwürdig verwaist aus. Nun ja, die finsteren Wolken verheißen nichts Gutes.



    Eigentlich hatten wir noch zu Hause die Idee gehabt, wieder einmal eine Aufführung der Oper zu besuchen, aber die einzige in unserer Zeit gebotene Vorstellung war das Ballett „Giselle“ mit Musik von Adolphe Adam.


    Dazu hatten wir keine rechte Lust, aber weil wir uns nun in Oslo mit so schlechtem Wetter konfrontiert sehen, möchten wir doch gern einen schönen Abend in der Oper erleben. Wir gehen also zum Eingang des Gebäudes, werden aber wegen einer geschlossenen Veranstaltung abgewiesen. Das Gebäude sei nicht zugänglich, Karten für den nächsten Tag müsse man im
    Internet bestellen. :(


    Das bedeutet für uns also eine Abwicklung über das Smartphone. Eigentlich kein Problem – die Karten kommen als QR-Kode im Anhang einer E-Mail. Herunterladen und später beim Einlass scannen lassen – das ist alles. :thumbup:

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  • Dienstag, 13. September - Fortsetzung


    Es ist sieben Jahre her, dass wir zuletzt der Oper aufs Dach gestiegen sind. Damals war der Blick auf die Operagata von Großbaustellen bestimmt gewesen. Nun sehen wir die Straße fertig gestaltet.
    Die helle Fassade der Deichman Bibliotek bildet zu dem finsteren Himmel einen starken Kontrast.



    Hinter einigen Neubauten und dem Munch-Museum sieht man noch blauen Himmel.



    Wo wir kürzlich noch hinunter schauten, sind nun Industriekletterer mit dem Putzen der Fenster beschäftigt.



    Die Perspektiven auf dem Operndach sind immer reizvoll. Diese Stimmung habe ich aber noch nie eingefangen.





    Bevor der Regen losbricht, möchten wir noch die Bibliothek erreichen, bleiben aber noch kurz bei der neuen Granitskulptur „Skapning fra Iddefjord“ stehen.



    Wir wundern uns, dass man sich in der Bibliothek ohne jede Kontrolle frei bewegen und in den Regalen stöbern kann. Der riesige Raum ist mit Dekorationen gestaltet, die den Blick einfangen.


    Zwischen die Rolltreppen wurde eine Struktur aus Buchstabenplättchen in allen Regenbogenfarben gehängt. Aus der Nähe betrachtet ist das verwirrend und faszinierend zugleich.



    In den oberen Etagen beobachten wir eine konzentrierte Arbeitsstimmung.



    Nachdem wir durch alle Etagen gelaufen sind, haben wir das Bedürfnis, uns etwas auszuruhen. Der befürchtete Regen ist ausgeblieben, so dass wir trockenen Fußes unser Hotel erreichen. Später möchten wir gern noch das in diesem Jahr eröffnete Nationalmuseum besuchen. Es hat abends bis 21 Uhr geöffnet, so dass wir uns eine Auszeit erlauben können.


    Gegen 17 Uhr nehmen wir am Bahnhofsvorplatz die Trikk Nr. 12 und lassen uns direkt vor unser Ziel bringen. Das Nationalmuseum bildet mit dem Nobel-Friedenszentrum einen Innenhof. Dort befindet sich der Eingang.



    Die Abteilungen für Architektur und Design sind mit der Nationalgalerie in diesem Gebäude zusammengefasst. Wir gehen gleich hoch in den ersten Stock, wo sich die Gemäldesammlungen befinden. Wir beginnen bei den Alten Meistern und lassen uns dann viel Zeit bei den Romantikern und Realisten, die wir vor 11 Jahren zuletzt in den Räumen des alten Museums gesehen hatten.


    Bemerkenswert finde ich das Bild aus dem Jahre 1885 „Ein Bauernbegräbnis“ von Erik Werenskiold. Es zeigt eine Szene auf einem ländlichen Friedhof. Einige Dorfbewohner sind um ein frisches Grab versammelt. Ein Laie liest aus der Bibel und aus dem Grabhügel ragt ein Stock. Daran erkennt man, dass es sich um ein vorläufiges Begräbnis handelt. Der Pfarrer war oft für mehrere kleine Kirchen zuständig, und die Wege waren weit und beschwerlich, so dass er manche Gemeinden etwa nur jede 3. Woche aufsuchen konnte. Wenn der Pfarrer schließlich kam, zog er den Stock aus dem Grabhügel heraus und warf geweihte Erde bis hinunter auf den Sargdeckel. Diese endgültige Zeremonie wird „Jordfestelse“ genannt, also eine Befestigung an der Erde. Es gab auch den Aberglauben, dass der Tote als Wiedergänger keine Ruhe finden kann, wenn die Erde nicht bis hinunter auf den Sarg gelangt.
    In alten Kirchenbüchern für Beerdigungen gibt es daher drei Spalten: für Todesdatum, Beerdigung und Jordfestelse, denn die letzten beide Ereignisse geschahen auf dem Lande oft nicht gleichzeitig.


    Nach 2 ½ Stunden im Museum erlahmt unsere Aufnahmefähigkeit. Die anderen Abteilungen werden wir nicht mehr besuchen. Beim Hinausgehen sehen wir, dass sich die Räume auch schon ziemlich geleert haben.


    Eine Hirschfigur leuchtet uns den Weg zum Ausgang.



    Als wir schließlich die Straßenbahn beim Bahnhof verlassen, fällt uns das Restaurant Egon in Byporten auf. wo viele Leute bei Heizstrahlern auf der Terrasse sitzen. Zum Abschluss des Tage genießen wir dort eine köstliche Lassagne.

  • @Laminaria
    Während wir auf der Polarlys gen Bergen schippern, kehrt ein bißchen mußevolle Erschöpfung ein, die ich nutze, um deinen Bericht von einem interessanten Trip nach Oslo zu lesen bzw, anzusehen. Schöne Anregung für unsere nächste Oslo-Tour.
    Vielen Dank dafür von
    @Trollebo
    z.Zt.auf der MS Polarlys mit einer Herbsteise, die aber temperaturmäßig einer Sommertour glich mit durchgehend "Ententeich".

  • Mittwoch, 14. September


    An diesem Morgen lassen wir uns wieder von der Straßenbahn der Linie 12 zur Aker Brygge bringen, wo wir das Rathaus und das Nationalmuseum nun im Sonnenschein sehen. Das Wetter ist richtig schön geworden.



    Unser Ziel ist heute das Astrup Fearnley Museum, das wir bislang immer nur von außen bewundert aber nie richtig besucht hatten. Wir haben uns bei der Öffnungszeit geirrt, nicht um 10 Uhr, sondern erst um 11 Uhr ist Einlass. Also trinken wir erst noch einen Kaffee bei Starbucks und bewundern dabei die schöne Backsteinfassade von Akers Mekaniske Verksted. Bis 1982 bestand ja hier dieser Werftbetrieb.



    Dann bummeln wir weiter und kommen bei der Brücke nach Tjuvholmen an dem Anker der Blücher vorbei, die 1941 im Oslofjord versenkt wurde.



    Schön ist der Blick zurück zum Stadtzentrum.



    Beim Museum angelangt schauen wir uns dieses eindrucksvolle Gebäude von allen Seiten an. Gerade erst hatte ich gelesen, dass es vom Architekten Renzo Piano entworfen wurde, der sich ja auch schon in anderen Metropolen „ausgetobt“ hat. Als wir noch ein wenig durch das angrenzende Wohnviertel gehen, stoßen wir auf eine Vitrine mit einem Modell von Tjuvholmen samt dem Museum.



    Um 11 Uhr stellen wir fest, dass das Hauptgebäude wegen Umgestaltung geschlossen ist.



    Geöffnet hat nur der kleinere Flügel.



    Wie gewöhnlich kommen wir mit dem Oslo pass kostenlos hinein. Das freut uns nun besonders, denn von den Exponaten sind wir maßlos enttäuscht. Möglicherweise liegt es daran, dass wir nur einen kleinen Teil der Sammlung wirklich sehen können


    Ganz drollig finde ich die lebensgroße Porzellanfigur von Jeff Koons: Michael Jackson and Bubbles.


    Konservierte Tierhälften und eine Toninstallation unter dem Dach sind mir außerdem in Erinnerung.


    Nach einer Stunde verlassen wir das Museum wieder und fahren ein Stück zurück etwa bis zum Christiania Torv. Nach so viel Avantgarde steht uns der Sinn nach etwas altehrwürdiger Architektur. Hier, in der Keimzelle des neuen Stadtzentrums nach dem Brand im Jahre 1624, stehen einige der ältesten Gebäude der Stadt, z.B. das alte Rathaus und der Rådmannsgården.



    Es gibt hier gemütliche Restaurants, aber wir sind noch nicht hungrig. Deshalb wollen wir erst noch sehen, wie weit die Arbeiten im Regierungsviertel vorangegangen sind. Unterwegs lockt uns noch Stortorvets Gjestgiveri zur Einkehr, aber wir gehen weiter.



    Schon beim Blick von der Oper aus waren uns die vielen Baukräne aufgefallen. Tatsächlich ist das Regierungsviertel eine einzige Baustelle. 2015 sahen wir hier zuletzt Tiefbauarbeiten. Der Y-Block war noch nicht abgerissen, aber es gab schon ein kleines Gedenkzentrum zum 22. Juli. Das ist nun gerade nicht mehr zugänglich und die Ausstellung ist temporär in die Teatergate verlegt worden. Damals stand auf Informationstafeln, dass man mit der Fertigstellung des gesamten Regierungskomplexes etwa 2022/23 rechnet. Daran ist überhaupt nicht zu denken.



    Im Eckhaus gegenüber hat Statsbygg ein kleines Informationsbüro eröffnet. Wir gehen hinein und fragen nach etwas Informationsmaterial. Es macht ein wenig den Eindruck, als hätte die nette Dame nicht oft interessierte Leute zu betreuen. Jedenfalls ist sie sehr erfreut und bietet uns gleich an, einen viertelstündigen Informationsfilm über die Bauarbeiten vorzuführen. Der Film ist wirklich sehr eindrucksvoll. Es wird auch die unglaublich schwierige Aktion gezeigt, in der vor dem Abriss des Y-Blocks die beiden riesigen Wandzeichnungen von Picasso jeweils in einem Stück mitsamt des dicken Wandanteils zur Sicherung abtransportiert wurden.
    Zuletzt dürfen wir einen sehr schönen Prospekt mit den zukünftigen Ansichten des Regierungsviertels mitnehmen und bekommen ein paar Ärmelreflektoren, Schlüsselanhänger und Schokolade mit auf den Weg. Richtig nett!


    Gleich hinter den Baustellen befindet sich der Youngstorg. Hier steht das Gebäude der Arbeiterpartei, dessen Jugendorganisation AUF Ziel des Anschlages auf Utøya war. Unten in dem Gebäude mit den Arkaden befindet sich das Restaurant „Politikern“.. Hier lassen wir uns zum Essen nieder. Meine Fischsuppe ist toll.



    Schon um 17 Uhr zieht es uns heute ins Hotel zurück, denn wir wollen um 19 Uhr ausgeruht in der Oper sein.

  • Mittwoch, 14. September – Fortsetzung


    Abgesehen vom Ankunftstag hatten wir bisher trotz drohender Wolken keinen Regen abbekommen. Als wir zur Oper hinübergehen wollen, überzeuge ich meinen Göga aber doch, dass wir den Regenschirm mitnehmen sollten. Das war gut, denn als wir vor die Tür treten, geht ein richtiger Wolkenbruch los. Bei der Deichman bibliotek hat es fast aufgehört, so dass ich unbedingt erst einmal Fotos von dieser Stimmung machen muss.



    In das Foyer der Oper scheint schon wieder die Sonne hinein. An den Tischen des Restaurants sitzen viele Menschen bei Speise und/oder Trank. Bei einer früheren Vorstellung haben wir das draußen genossen, aber das verbietet sich ja bei der Nässe.



    Wir stellen uns mit unserem Gläschen Wein an einen Stehtisch bei den Garderoben und lassen hier die „Eiskristallwände“ auf uns wirken.



    Schließlich läutet es zur Vorstellung und wir gehen den gewundenen Gang nach oben, wo wir unsere QR-Codes der elektronischen Tickets einscannen lassen.



    Bei der Ausstattung des großen Saales mit Eichenholz haben auch traditionelle Bootsbauer mitgewirkt, wie ich in meinem kleinen Büchlein über die Oper lesen kann. Der Vorhang sieht aus wie gefaltetes Metall, ist aber gewebt.



    Wir sehen nun das klassische Ballett „Giselle“.an. Das Bühnenbild ist konventionell und getanzt wird nicht im Tütü, sondern in historisch wirkender, leichter Ballettkleidung. Aus Hamburg sind wir John Neumeiers modernen Ausdruckstanz gewohnt und erleben hier also eine Abwechslung. Alles ist sehr ästhetisch.


    In der Pause leeren sich die Reihen, und ich habe die Gelegenheit, das für diese Aufführung durch einen Projektor erzeugte Vorhangmuster zu fotografieren.



    Draußen ist es inzwischen dämmrig und das verändert ganz interessant die Lichtstimmung im Foyer.



    Nach der Aufführung regnet es auf dem Heimweg zum Glück überhaupt nicht. So können wir in Ruhe die hell erleuchteten Gebäude betrachten.



    Am Uhrturm auf dem Bahnhofsplatz angekommen sind wir schon fast beim Hotel.


  • Unbedingt, die Fahrt Kiel-Oslo-Kiel ist immer.toll. Das hätte uns diesmal nur zu viel Zeit gekostet, denn wir mussten die Kurzreise zwischen zwei runde Geburtstage quetschen. Deshalb sind wir diesmal geflogen.


    @Trollebo
    Weiterhin eine richtig gute Reise auf der Polarlys wünsche ich euch.

  • Danke für den interessanten Bericht aus Oslo - er bietet mir einen interessanten Vergleich zu meiner Zeit dort zwei Wochen zuvor. :good3:


    Ja, wir haben so ein Saunafloß auch an uns vorbeidriften sehen.


    Hoffentlich nicht in Richtung äußerer Oslofjord > Skagarak ... ;)


    denn von den Exponaten sind wir maßlos enttäuscht. Möglicherweise liegt es daran, dass wir nur einen kleinen Teil der Sammlung wirklich sehen können


    Dann war es kein Nachteil, dass ich das Astrup Fearnley Museum zeitlich in meinen Rundwegen nicht unterbringen konnte ... :D


    wir gehen den gewundenen Gang nach oben


    Von unten betrachtet erinnert mich dieser gewundene Gang an das Guggenheim-Museum in New York ... :hmm:

  • @Laminaria - danke für all die tollen Ein-und Ausblicke! Bei meinem letzten Besuch war vieles noch Baustelle, deine Fotos machen enschieden Lust darauf, mal wieder nach Oslo zu fahren!
    Die "Eiskristallwände" von Olafur Eliasson haben mich auch fasziniert, aber den Zuschauerraum konnte ich leider nicht sehen. Giselle hätte ich mir da auch angeschaut (so wir ihr mit Neumeier, bin ich mit dem Stuttgarter Ballett großgeworden)!
    Auch wenn die Exponate enttäuschend waren, für Renzo Pianos Architektur hat sich der Besuch beim Museum doch gelohnt :thumbup:

    Viele Grüsse, Albatross
    Reiseberichte im Profil

  • aber den Zuschauerraum konnte ich leider nicht sehen


    Nicht an jedem Abend gibt es Aufführungen in der Oper. So hatten wir bei unseren 4 Übernachtungen nur diese eine Möglichkeit. Giselle hatte ich vor genau 20 Jahren mit meiner Mutter im St. Petersburger Eremitage-Theater erleben können - einfach so als Ausflug bei einer Flusskreuzfahrt. Der Vergleich war interessant, aber vor 11 Jahren hatten wir in Oslo schon das Ballett "Romeo und Julia" gesehen und hatten diesmal auf eine Oper gehofft.
    Wenn man nicht in Oslo übernachtet oder gerade nichts in der Oper stattfindet, ist die einfachste Art das Innere zu sehen die Teilnahme an einer Führung. Das hatten wir kurz nach der Eröffnung gemacht. Es werden einem alle Säle und auch die Werkstätten der Bühnenbildner gezeigt. :thumbup: Wegen der Pandemie waren diese "omvisninger" lange ausgesetzt, aber nun finden sie wieder regelmäßig statt.


    Von der Architektur des Astrup Fearnley Museums war im Inneren nichts Besonderes mehr zu sehen, allenfalls noch die gewölbte Decke in der obersten Etage. Ich bezweifele, dass das im gerade nicht zugänglichen Hauptgebäude anders wäre. Die Ausstellungsräume sind ja eher fensterlos.


    Viele Grüße
    Laminaria


    PS. In Stuttgart bin ich leider nie gewesen. Das Ballett ist natürlich legendär. :thumbup:

  • Teilnahme an einer Führung


    Ja das kann ich auch weiter empfehlen, vor allen wenn man von Oper an sich immer Ohrenschmerzen bekommt... :whistling: :8):
    War wirklich sehr interessant mal hinter die Kulissen zu schauen, vor und hinter der Bühne zu stehen oder einen Blick in die Requisitenwerkstatt zu werfen... :thumbup:

  • Donnerstag, 15. September

    Wieder nehmen wir die Straßenbahn Nr, 12 zur Aker Brygge. Gleich vor dem Rathaus ist der Fähranleger für die Museumshalbinsel Bygdøy. Auch sie ist mit dem Oslo Pass kostenlos.


    Unterwegs hat man einen Schönen Blick auf Aker Brygge und Tjuvholmen mit dem Astrup Fearnley Museum.



    Eigentlich fahren wir hinüber, um endlich einmal das Maritime Museum zu besuchen. Bei früheren Aufenthalten haben wir immer nur die Cafeteria kennengelernt. Als wir aussteigen, möchte ich aber unbedingt erst einmal in das Fram-Museum. Es wurde vor einigen Jahren umgestaltet und soll jetzt noch besser sein.


    Das können wir bestätigen. Zum Beispiel wird auf der Fram das Leben an Bord durch noch mehr Inventar und einen Film anschaulich gemacht.



    Wir gehen durch einen Tunnel auch noch zu Amundsens Expeditionsschiff Gjøa hinüber. Um an Bord dieses Schiffes zu kommen, muss man vorher einen kleinen Fitnesstest bestehen. Man wird aufgefordert, einen aufgebockter Balken zu übersteigen. Nur wer das kann, sollte hineingehen.


    An Deck suche ich zunächst einmal das Steuerrad. Vergeblich, die Gjøa hat eine Ruderpinne.



    Unter Deck begreifen wir den Sinn der kleinen Fitnessübung. Man muss tatsächlich über viele Balken steigen, wenn man sich dort fortbewegt.


    Wir waren so lange im Fram-Museum, dass es inzwischen Mittag geworden ist. Bevor wir die Ausstellungen im Maritimen Museum besuchen, essen wir erst einmal jeder dort ein Krabbenbrötchen.


    Eine der ersten Abteilungen, durch die wir dann kommen, ist eine kleine Gemäldegalerie mit Seestücken. Ein Bild fällt mir sofort auf,
    denn es zeigt den Ureberg bei Stamsund. Diesen charakteristischen Felsen sieht man stets vom Hurtigrutenanleger aus. Wir haben 1978 in einem kleinen Hotel beim Anleger gewohnt, als wir von Trondheim aus mit der Midnatsol (Baujahr 1949) dort hingefahren waren. Die Silhouette des Urebergs ist uns also sehr vertraut.
    Das Gemälde von Karl Erik Harr ist 1978 gemalt worden. Das finde ich witzig.


    In weiteren Abteilungen werden verschiedene historische Aspekte der Schifffahrt dargestellt und es gibt einen Raum mit schönen Schiffsmodellen. Auch „unsere“ alte Midnatsol ist dabei.


    Nach einer Stunde im Museum werden wir uns an einem Fenster des schönen Wetters draußen bewusst.



    Es drängt uns nun zu einer Unternehmung im Freien. Den Ekeberg Park kennen wir noch nicht, aber er ist relativ weit entfernt und der Nachmittag geht bald zu Ende. Wir entscheiden uns, mit der nächsten Fähre und dann der Linie 12 zum Vigeland Park zu fahren.


    Dort sind wir vor 7 Jahren zuletzt gewesen und die teils merkwürdigen, aber ausdrucksvollen Skulpturen sind wieder einmal einen Besuch wert. Viele von ihnen stehen nun im schönen Licht der Spätnachmittagssonne.



    Als wir beim Obelisken ankommen, bewölkt sich der Himmel leider etwas.



    Meine Lieblingsfiguren stellen das Stimungsspektrum unseres kleinen Enkelsohnes dar.



    Mit der Straßenbahn gelangen wir zuletzt zu unserem Hotel beim Bahnhof. Wir essen wieder Lassagne bei Egon auf dem Bahnhofsvorplatz und dann ist Kofferpacken angesagt.

  • Freitag, 16. September


    Nach dem Frühstück im Hotel Scandic Oslo City rollen wir unsere Koffer hinüber zum Bahnhof und nehmen den Flytog nach Gardermoen. Eingedenk der chaotischen Zustände am Hamburger Flughafen in diesem Jahr wollen wir auch in dort lieber 3 Stunden vor Abflug vor Ort sein. Das erweist sich als unnötig.


    Das Einchecken am Automaten ist nicht möglich und auch die Gepäckbänder zur Selbstbedienung sind nicht zugänglich. Ein großer Teil der Abflughalle ist wegen Bauarbeiten gesperrt.


    Der Schalter für Eurowings ist noch nicht definiert; die Beschriftung wird erst bei dessen Öffnung 2 Stunden vor Abflugszeit sichtbar sein.


    Wir suchen uns ein Stück weiter zwei Sitzplätze, und als wir uns vermeintlich rechtzeitig zum Schalter begeben, ist die Schlange dort bereits geschätzte 50 Meter lang. Eine 3/4 Stunde später werden wir dann endlich unsere Koffer los und können die Sicherheitskontrolle passieren.
    Unser restliches Bargeld setzten wir im zollfreien Laden in Freia-Schokolade um.


    Mit leichter Verspätung startet gegen 12 Uhr unser Flug nach Hamburg. Problemlos finden wir dort erst unser Gepäck und dann ein Taxi, das uns kurz nach 15 Uhr zu Hause absetzt.


    Fazit:


    Bei dieser mehrtägigen Osloreise lag unser Schwerpunkt bei den Museen und der Oper. Darum war es ganz in Ordnung bei herbstlichen Temperaturen unterwegs zu sein. Richtig schlechtes Wetter hatten wir zum Glück auch kaum.


    In Zukunft würde ich aber lieber wieder im Sommer nach Oslo kommen. Einige der attraktiven Ausflüge finden in der Nachsäison nicht mehr statt und viele Einrichtungen haben kürzere Öffnungszeiten.


    Das Scandic Oslo City war vom Preisleistungsverhältnis ganz okay und für unsere Zwecke günstig gelegen. Es hat aber kein eigenes Restaurant und keinen gemütlichem öffentlichen Bereich, wo man sich am Abend aufhalten könnte. Das ist im Herbst ein Nachteil. An langen, hellen Sommerabenden würde es uns natürlich zur Aker Brygge gezogen haben. So aber haben wir meist im Zimmer gelesen.

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