Den Berliner Stammtisch wollte ich immer schon mal besuchen. Leider hat es zuvor nie geklappt, so dass ich mir dies für 2022 fest vorgenommen habe. Für das Rahmenprogramm plante ich einen Besuch der Landesgartenschau in Beelitz, die bis Ende Oktober dauerte, so dass sie am Stammtisch-Wochenende noch geöffnet war. Als ich dann im Reisebericht von @Bavaria58 die interessanten Bilder vom Baumwipfelpfad in Beelitz Heilstätte sah, beschloss ich, auch diesen zu besichtigen.
Nach der Rückkehr aus Norwegen konkretisierte ich die Planung. Hatte ich zunächst vor, in Berlin zu übernachten, um von dort einen Tagesausflug nach Beelitz zu unternehmen, führte das erweiterte Programm dort zu einem Umdenken. Bei der Suche nach einer geeigneten Unterkunft entdeckte ich das Landhotel Gustav. Es ist in der ehemaligen Desinfektion der Heilklinik in der Nähe vom Baumwipfelpfad untergebracht, so dass dieser fußläufig gut erreichbar ist. Zum Bahnhof Beelitz Heilstätten ist es ebenfalls nicht weit, wobei es von diesem aus (im Gegensatz zu Beelitz Stadt) eine direkte Zugverbindung nach Berlin Charlottenburg gibt. Daher buchte ich dort 2 Übernachtungen von Freitag, 21. Oktober bis Sonntag, 23. Oktober. Bei der Suche nach geeigneten Bahnverbindungen wurde ich nicht fündig, so dass ich beschloss, mit dem Auto anzureisen und nur nach Berlin und zurück mit der Bahn zu fahren.
Tag 1, 21. Oktober:
Eigentlich wollte ich ziemlich früh starten - letzten Endes wurde es jedoch 8 Uhr, bis ich alles beisammen hatte und losfahren konnte. Die Fahrt an sich verlief problemlos - die Fahrzeit verlängerte sich jedoch durch eine größere Zahl an Baustellenabschnitten. Schließlich kam ich gegen 12:30 an. Nach dem Einchecken lief ich hinüber zum Baumwipfelpfad. An der Kasse erkundigte ich mich, ob es noch Karten für eine Gebäudebesichtigung gibt, was der Fall war. Da diese erst um 14 Uhr begann, war noch etwas Zeit für ein Wurstbrötchen.
Am Treffpunkt der Führung erhielten wir zunächst eine Einführung in die Geschichte der Heilanstalt. Diese hatte ihren Ursprung in Falkenstein - einem Nachbarort meiner Heimatstadt Kronberg. Die dortige Lungenheilanstalt war erfolgreich bei der Behandlung von offener Tuberkulose, so dass nach ihrem Vorbild überall in Deutschland Heilanstalten entstanden - so auch in Berlin.
Die „Führung durch drei Gebäude“, welche die Geschichte des Geländes von der Entstehung bis in die Gegenwart nachzeichnet, hätte durchaus auch „Führung durch drei Jahrhunderte“ heißen können - sie war sehr abwechslungsreich und bot interessante Einblicke in den früheren Betrieb, aber auch in die spätere Nutzung durch die Sowjetunion und schließlich den Verfall des Geländes seit der Wende.
Im Anschluß bestieg ich den Baumwipfelpfad. Er erschließt das Gelände in luftiger Höhe und bietet interessante Ein- und Ausblicke.
Zurück auf dem Boden war es inzwischen Zeit für eine ausführlichere Kaffeepause. Beim weiteren Rundgang kam ich am Schriftzug „Baum und Zeit“ vorbei, dessen Buchstaben in einer Schmiedewerkstatt in Schuld an der Ahr entstanden sind. Sie waren gerade fertig ´gestellt und abholbereit, als sie in den braunen Fluten des Ahrhochwassers versanken. Während die meisten Buchstaben recht schnell wiedergefunden werden konnten, war das „E“ zunächst verschwunden. Schließlich wurde es bei einer zerstörten Brücke gefunden und mit schwerem Gerät geborgen, was ihm noch heute anzusehen ist. Als Erinnerung an die Ereignisse wurde darauf verzichtet, es zurechtzubiegen.
Baumstämme dienen Steinmännchen als Rastplatz - im Himmelbett hätten sie es vermutlich bequemer …
Ein weiteres Zeugnis der Geschichte ist ein unterirdischer Gang, der im Zweiten Weltkrieg als Zufluchtsort diente.
In einer Art Freiluftgalerie dienen alte Fensterrahmen als Bilderrahmen.