Wien im Herbst 2022 ( 14.-21.10.2022),

  • Das (mein) Reisejahr 2022 neigt sich dem Ende zu. Zeit eine kleine Rückschau zu halten: außer der großartigen Reise im Sommer in die „Geologische Wunderwelt Islands“ und etlichen Ausflügen in die nähere und bundesweite Umgebung Leipzigs habe ich auch eine Woche in Wien verbracht. Vielleicht mögt Ihr mich ja begleiten.


    Prolog und Anreise


    Als meine Bremer Freundin mich im Frühjahr 2022 fragte, ob ich zu einem besonderen Geburtstag ihres GöGa mit nach Wien fahren wolle, überlegte ich nicht lange und sagte zu. Nach fast 20 Jahren mal wieder ein paar Tage in Wien zu verbringen, das war reizvoll!


    Tag 1, 14.10.2022 , Anreise


    Am Donnerstag reisten die Bremer an und wir erlebten gemeinsam den Auftritt von Frank-Markus Barwasser als „Erwin Pelzig – Neues Programm „ im Haus Leipzig, ursprünglich geplant Oktober 2020, zunächst auf Januar 2021 und dann erneut auf den Oktober 2022 verschoben. Was lange währte wurde richtig gut!


    Am Freitagmorgen stiegen wir guter Dinge um 07:48 Uhr am Leipziger Hbf in den ICE in Richtung München um in Nürnberg umzusteigen in den ICE nach Wien, der dort um 14:45 Uhr ankommen sollte.


    Die Anreise verlief etwas holprig, wie fast immer, wenn man die Bahn nutzt. Fahrt mit Ersatz-ICEs, beim Umstieg in Nürnberg 5 Minuten vor Abfahrt plötzlicher Gleiswechsel, fast schon „normal“. Kurz hinter der Grenze ein außerplanmäßiger Halt für ca 60 Min. wegen eines Rettungseinsatzes auf der Strecke, wie erst viel später bei der Ankunft in Wien mitgeteilt wurde. Mit 87 Min. Verspätung erreichten wir um 16:08 Uhr dann Wien Hbf.
    Unserer Stimmung tat das keinen Abbruch, wir hatten genug Speis und Trank dabei, Lese- und Gesprächsstoff war auch reichlich vorhanden, so dass weder Langeweile noch Unmut aufkamen.


    In Wien hatten wir wieder eine Ferienwohnung gemietet. Das hatte sich in der Vergangenheit bei Städtereisen bestens bewährt, man ist freier in der Tagesgestaltung, kann abends den Tag gemeinsam gemütlich ausklingen lassen und günstiger ist diese Art der Unterkunft in der Regel auch noch.


    Mit der U-Bahn fuhren wir in die Mariahilfer Straße und waren nach etwa 30 Minuten in der Ferienwohnung in der Windmühlengasse angelangt.
    Diese befindet sich in der 2. Etage in einem der hohen Gründerzeithäuser, zum Glück gibt es einen Fahrstuhl, einem sehr schönen noch dazu. Die Wohnung selbst ist sehr großzügig mit 3 Schlafzimmern, großem Wohnraum, Küche, Bad und 2 WC.



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    Die Lage war ideal, zwei U-Bahn Stationen in der Nähe, nicht weit zum Burgring, das Museumsquartier in 5 Minuten erreichbar, diverse Einkaufsmöglichkeiten auf der Mariahilfer Straße und am Naschmarkt.



    Nach einem kurzen Gang, um Getränke und ein paar Dinge für das Frühstück einzukaufen, ließen wir uns in dem kleinen italienischen Restaurant im Nachbarhaus nieder . Der Inhaber fungierte als Mann für alles: Koch, Kellner und auch Putzmann, wie wir am Samstag sahen. Speisekarte gab es keine, die befände sich in seinem Kopf, wie er auf Nachfrage mitteilte. Und so erzählte er uns mit gesenkter Stimme (wegen der anderen Gäste) und fast verschwörerisch anmutenden Miene, was er alles auftischen könne. Als Vorspeise gab es gegrillte Steinpilze oder Mozzarella mit Tomaten und Basilikum. Anschließend aßen wir selbstgemachte Tagliatelle mit Steinpilzen und Parmesan bzw. mit Sepia gefärbte schwarze Spaghetti mit Venusmuscheln und tranken dazu einen guten italienischen Hauswein.
    Espresso, Grappa und Limoncello auf Kosten des Hauses rundeten das Abendessen ab.


    Aus Leipzig grüßt BBe 49

  • @norwegenfan.123
    Auf Tipps für Deine wunderschöne Heimatstadt wirst Du wohl vergeblich warten. Ich stimme Dir aber zu, dass Touristen eine Stadt mit anderen Augen sehen, als die die Menschen, die dort leb(t)en. Mir geht das ja schon so, wenn ich nach knapp 7 Jahren in Leipzig zu Besuch nach Bremen fahre, wo ich über 40 Jahre wohnte.
    @Albatross schade, dass Du dem Vorschlag von @norwegenfan.123 nicht folgen kannst. Dann musst Du halt ohne Anlass und Grund noch einmal hinfahren.
    Um es vorweg zu nehmen: Wien ist mehr als eine Reise wert und in meinem Fall mehr als drei!


    @Kauderwelsch ich hoffe Du wirst im Oktober 2023 genauso schöne Tage in Wien haben wie ich.


    Aus Leipzig grüßt BBe49

  • Tag 2, Samstag 15.10.2022: Tagesziel: die ‚Kirche am Steinhoff‘[/u]


    Herrschte gestern noch schönes Herbstwetter, war es heute trüb jedoch nicht kalt.


    Im Vorfeld der Reise hatten wir uns darauf geeinigt, bei diesem Aufenthalt vor allem Orte aufzusuchen, die wir bei den bisherigen Besuchen noch nicht gesehen hatten.


    Die Kirche ‚St. Leopold am Steinhof‘ von 1904 bis 1907 auf dem Gelände der damaligen Niederöstereichischen Landesirrenanstalt – heute Psychiatrisches Krankenhaus der Stadt Wien ist so ein Ort.


    Der Architekt Otto Wagner, geboren 1841 , prägte Anfang des 20. Jhd. so stark wie kein anderer das Wiener Stadtbild. Die Wienzeilenhäuser am Naschmarkt, das Postsparkassengebäude und die Stationen der Wiener Stadtbahn kannten wir bereits von früheren Aufenthalten. Heute wollten wir uns die von ihm geschaffene ‚Kirche am Steinhof‘ ansehen. Dieses 1907 fertiggestellte Jugendstilgebäude gilt als erster Kirchenbau der Moderne.
    Lt. der von uns viel genutzten informativen App „ivie“ war die Kirche Samstags und Sonntags geöffnet, Nachmittags wurden Führungen angeboten.
    Um dorthin zu gelangen, muss man U-Bahn und Bus benutzen.


    Wir hatten uns übrigens gleich zu Beginn des Aufenthalts die äußerst preisgünstige 7-Tage Fahrkarte für Senioren gekauft.


    Nach dem Frühstück gingen wir zunächst über die Stiegengasse



    Richtung Naschmarkt und den sich daran anschließenden Flohmarkt.



    Den erhofften Ersatzdeckel für eine Zuckerdose fand die Freundin nicht, wir „trösteten“ uns stattdessen mit gefüllten, leckeren Feigen.



    Unser weiterer Weg führte uns am Ausstellungsgebäude der ‚Wiener Secession“ sowie dem gegenüber stehenden „Kleinen Haus der Kunst“ vorbei.


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    Inzwischen war es Mittag geworden und Zeit für einen Kaffee mit kleinem Imbiss. Im Café Museum fanden wir zum Glück noch Plätze. Ich trank eine Melange und aß einen Palatschinken mit Mirabellen, sehr wohlschmeckend.
    So gestärkt machten wir uns, jetzt im Regen, mit U-Bahn und Bus auf zur ‚Kirche am Steinhof‘ . Das gestaltete sich etwas schwierig, weil an diesem Nachmittag in der Wiener Innenstadt demonstriert wurde, was sich auch auf den Betrieb von U-Bahn und Tram auswirkte.
    Also hieß es noch ein Stück bis zur nächsten U-Bahn Station laufen.
    Wir wollten um 15:00 Uhr an einer Führung durch das wohl schönste Bauwerk Otto Wagners in Wien teilnehmen. An der Klinik Penzing angekommen, gab es eine unliebsame Überraschung. Zu ‚normalen‘ Zeiten kann man quer über das Klinikgelände zur Kirche laufen, wegen COVID-19 muss man aber außen herum gehen. Noch lagen wir gut in der Zeit und marschierten los. Ich, wie so häufig, ohne Schirm, und deshalb sehr schnell regennass. Beim nächsten Tor wurden wir ebenfalls abgewiesen, unser Zeitpuffer schwand.
    Nach etwa 200m begegnete uns ein kleiner Trupp von Menschen, die wir fragten, ob es noch weit sei. Ja, schon noch ein gutes Stück, aber den Weg könnten wir uns sparen, die Kirche sei eh verschlossen!
    Das hätten uns die Wachen am Tor aber doch sagen können! Hatten sie aber nicht! Bei unserer Nachfrage auf dem Rückweg meinten sie nur: „Wir hätten schließlich nur nach dem Weg zur Kirche gefragt und nicht gesagt, dass wir hineingehen wollten! Und von einer Führung wussten sie nichts….


    P.S. inzwischen sind die Angaben in der App „ivie“ aktualisiert und weisen auf den aktuellen Zugang hin.


    Mit Grummeln im Bauch, machten wir uns auf den Rückweg.


    Nun gut, ein weiterer Anlauf folgt beim nächsten Wienbesuch.



    Durch einen der ‚Freiwilligen Durchgänge‘ kürzten wir den Weg von der U-Bahn Station in der Mariahilfer Straße zur Windmühlgasse ab. Dort gab es nette Läden und auch Lokale, in einem von ihnen aßen wir später am Abend ein schmackhaftes Curry.




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    In unserem Wohnzimmer ließen wir bei einem Glas Wein den Tag ausklingen und freuten uns auf den nächsten.


    Aus Leipzig grüßt Be49

  • Es ist tatsächlich Jahrzehnte her, dass ich in Wien war! Dein Bericht macht große Lust auf einen neuen Besuch
    und ersetzt mit den vielen Anregungen jeden Reiseführer. :thumbup:



    Viele Grüße
    omlia :)


    Reiseberichte im Profil

  • Tag 3, Sonntag:, 16.10. ein Tag auf dem Zentralfriedhof

    Als Geburtstagsgeschenk für meine Freunde (beide feiern im Oktober Geburtstag) hatte ich mir eine thematische Stadtführung in Wien inkl. Essen überlegt. Zunächst schien die Entscheidung, welche es denn sein sollte, nicht ganz so einfach zu sein. Dann jedoch löste sich das „Problem“ ziemlich schnell. Der Rundgang z.B. zu den Drehorten von „Der Dritte Mann“ oder das „Jüdische Leben in der Leopoldstadt“ wurden während unseres Aufenthaltes nicht angeboten.
    Also blieb 'nur' die „Führung über den Zentralfriedhof“ übrig. Beileibe keine Notlösung, auf Friedhöfen kann man viel über die Kulturgeschichte eines Landes, eines Ortes lernen. Ich besuche sie oft und wann immer sich die Gelegenheit ergibt.


    Im Gegensatz zum Vortag herrschte wieder herbstliches Wetter, zunächst war es etwas nebelig, dann jedoch kam die Sonne durch.
    Nach dem Frühstück spazierten wir zum Burgring, wo wir in die Straßenbahn 71 Richtung Simmering stiegen, die uns am Belvedere vorbei immer weiter stadtauswärts, direkt bis zum Haupteingang am Tor2 beförderte. Mit der U-Bahn wäre es schneller gegangen, jedoch fanden wir die Fahrt mit der Tram interessanter. So konnten wir viel besser verfolgen, wie sich das Stadtbild änderte.
    Später las ich, dass in früheren Zeiten auch die Toten in Leichentransportwagen mit dieser Straßenbahn zu ihrer letzten Ruhestätte transportiert wurden.


    Während der gut 2 ½ -stündigen Führung vermittelte uns der Guide auf interessante und humorvolle Art und Weise allerlei Wissenswertes über den Wiener Zentralfriedhof.


    Nachdem im 19. Jahrhundert die Einwohnerzahl und damit auch die Zahl der Toten kontinuierlich wuchs, wurde 1863 der Bau eines neuen Friedhofs beschlossen. Die Planung und Suche eines geeigneten Areals verlief wohl nicht problemlos.


    Im Herbst 1874 wurde der Wiener Zentralfriedhof eröffnet. Er ist mit einer Fläche von rund 2,5 qkm nach dem Friedhof Hamburg Ohlsdorf zweitgrößte Friedhof auf dem europäischen Festland nach der Anzahl der Bestattungen der größte.


    Durch Beschluss des Wiener Gemeinderats wurde 1863 der interkonfessionelle Charakter des Zentralfriedhofs festgelegt sowie die Möglichkeit, einzelnen Glaubensgemeinschaften auf Wunsch eigene Abteilungen zu überlassen. Kurz vor Eröffnung wurde durch einen weiteren Beschluss sogar die Konfessionslosigkeit der Anlage betont und eine etwaige Einweihung des Areals ausdrücklich untersagt.
    Diese Beschlüsse wurden in katholischen Kreisen sehr negativ aufgenommen und es kam zu eheblichen Protesten. Diese endeten auch nicht als durch einen erneuten Beschluss, eine etwaige Einweihung zugelassen wurde, allerdings nur ohne Einschränkung auf eine bestimmte Glaubensgemeinschaft.
    Eine Eskalation wurde verhindert, weil ein hoher Würdenträger der katholischer Kirche in Absprache mit dem Wiener Bürgermeister am 30. Oktober 1874 von der Öffentlichkeit nahezu unbemerkt eine katholische Einweihung vornahm.


    Der neue Friedhof war bei der Bevölkerung nicht sonderlich beliebt und wurde deshalb schlecht besucht. Es gab Kritik an der Trostlosigkeit des Gebiets, es gab kaum Vegetation, außerdem verzögerten sich die Errichtung der notwendigen Bauwerke, die Friedhofskirche sowie das Hauptportal z.B. wurden erst in den Jahren 1905– 1910 erbaut.
    Und schließlich lag der Friedhof keineswegs „zentral“. Die Anfahrt war lang und beschwerlich.


    Um die Attraktivität des Friedhofs zu erhöhen, beschloss der Gemeinderat 1881 die Errichtung einer Ehrengräberanlage, mit Erfolg.
    Heute würde man wohl sagen, das war eine geniale Marketingidee.


    Ehrengräber wurden und werden an ‚Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Kunst, die zum Ansehen Wiens maßgeblich beigetragen haben‘ vergeben und zwar auf Friedhofsdauer. Die Stadt Wien kommt für die Grabpflege und Grabmiete auf. Diese Ehrengräber befinden sich ausschließlich auf dem Zentralfriedhof.
    Später kamen die ‚ehrenhalber gewidmeten Gräber‘ hinzu. Auch sie werden auf Friedhofsdauer vergeben und die Grabmiete wird von der Stadt Wien getragen. Die Pflege allerdings muss von den Angehörigen bezahlt werden. Wenn niemand mehr da ist, zahlt die Stadt aber auch die Pflege.


    Kurzerhand wurden die sterblichen Überreste verschiedener Prominenter von anderen Friedhöfen auf den Zentralfriedhof verlegt, darunter Ludwig van Beethoven und Franz Schubert.


    Nach dieser allgemeinen Einführung gingen wir los, um uns einige der Ehrengräber und ehrenhalber gewidmeter Gräber anzusehen.
    Übrigens verlangte die Führung dem Guide so einiges an stimmlichen Aufwand ab: der Zentralfriedhof befindet sich in einer Einflugschneise des Flughafen Wien-Schwechat. Im Minutentakt flogen die Flieger über uns hinweg, leise war es nicht gerade.


    Auf dem Weg zu den Ehrengräbern von Strauss, Schubert, Beethoven und dem Gedenkstein für Mozart kommen wir an diesem Ehrengrab vorbei



    und ich erinnere mich sofort an meine Reise nach Franz-Josef-Land im Jahr 2015.


    Es ist nicht weit und wir stehen inmitten der Grabstellen, bzw. im Fall von Mozart an einem Erinnerungsgrab, der Komponisten





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    Beim Anblick der Gedenksteine wird sehr deutlich, dass diese nicht nur die Lebensdaten der Verstorbenen enthalten sondern darüber hinaus auch Elemente ihres Lebens und oft von Künstlern ihrer Zeit gestaltet worden sind.


    Weiter geht es zur Abteilung 33, in der mehr zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler ihre letzte Ruhe gefunden haben mit entsprechend anders gestalteten Grabsteinen.




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    Das Grab von Hedy Lamarr, Schauspielerin und Erfinderin




    Detail der Grabstätte von Falco, bei der übrigens sehr viel mehr Blumen lagen als am Grab von Udo Jürgens.




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    Diese beiden Grabstellen unterscheiden sich ebenfalls sehr.



    Die Gestaltung des Grabes von Alfred Hrdlicka (1928-2009) und seiner ersten Frau Barbara wurde und wird mit großer Wahrscheinlichkeit kontrovers gesehen, genau wie das von ihm geschaffene ‚Mahnmal gegen Krieg und Faschismus‘ auf dem Albertinaplatz.






    Auf dem Weg zur Friedhofskirche passieren wir die Grabanlage der ‚Familie Thonet‘



    Viele der Fories werden genau wie ich schon auf einem Thonetstuhl gesessen haben zumindest wenn sie in einem Wiener Café eingekehrt waren.



    Die Friedhofskirche „Zum Heiligen Karl Borromäus“, errichtet 1907-1910 nach Plänen des Architekten Max Hegele, neben der ‚Kirche am Steinhof‘ der bedeutendste Kirchenbau des Jugendstils.


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    Die Führung geht langsam zu Ende. Wir schauen uns die Mahnmale für die Opfer der Weltkriege an, gehen durch die konfessionellen Bereiche und den Park der Ruhe und Kraft.


    Bevor wir uns zum alten jüdischen Friedhof am Tor 1 begeben, setzen wir uns auf die Terrasse der Konditorei Oberlaa neben dem Tor 2 und trinken in der Wärme der Herbstsonne einen Kaffee. Dabei schauen wir auf das Bestattungsmuseum, das jedoch Sonntags geschlossen hat, und unterhalten uns über das, was wir gehört und gesehen haben. Wir haben z.B. auch erfahren, dass es eine Buslinie gibt, mit der man über das weitläufige Friedhofsgelände fahren oder sich ein E-Bike ausleihen kann. Es gibt ausgewiesene Laufstrecken. Gegen eine Gebühr kann man mit dem Pkw auf den Zentralfriedhof fahren…
    Wir sind uns einig, dass sich dieser Besuch gelohnt hat und wir gern noch einmal hierher kommen werden. Dann ohne Führung und mit viel Zeit, weil es noch so viel zu sehen gibt.


    Nach dieser ausgedehnten Pause fahren wir eine Station mit der Straßenbahn zum Tor 1.


    Aus Leipzig grüßt BBe49

  • Vielen Dank für den Bericht von dieser interessanten Führung. :good3:


    Der Zentralfriedhof wird nächstes Jahr 150 Jahre - hierzu passt der Klassiker zum 100.:

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  • @mil etter mil
    Der Klassiker passt wirklich! Wir haben ihn auch schon etliche Male gehört und fanden, er drückt alles aus, was die Besonderheiten des Zentralfriedhofs ausmacht-sofern man das als Nicht Wiener überhaupt beurteilen kann.


    Und der 2. Teil des Besuchs folgt sogleich:


    Tag 3, Sonntag:, 16.10. Teil 2, auf dem alten jüdischen Friedhof


    Angekommen an Tor 1 auf dem alten jüdischen Friedhof scheint es, als betreten wir eine vollkommen andere Welt. Es ist so ruhig und friedlich hier, fast verwunschen, obwohl wir auch hier Besucher sahen, die mit dem Pkw kamen. Selbst die Flugzeuge nahmen wir kaum wahr.


    Man hat, wie wir fanden, einen guten Weg gefunden, mit den Gräueln der Taten der Nationalsozialisten und den Folgen des 2. Weltkrieges für die Opfer würdevoll umzugehen.


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    Wir blieben geraume Zeit an diesem besonderen Ort.


    Am späten Nachmittag gehen wir über die Straße ins Concordia Schlössl




    und essen Schnitzel, was sich vielleicht etwas merkwürdig liest. Für uns bedeutete es keinen Bruch.


    Gegen Abend fuhren wir mit der Straßenbahn 71 wieder zurück zum Burgring.
    Bei einem Glas Wein ließen wir in der FeWo den Sonntag ausklingen.


    Aus Leipzig grüßt BBe49

  • BBe49, was für eine schöne Überraschung am frühen Morgen! :thumbup: Eine Führung über den Zentralfriedhof, so kenntnisreich und lebendig, dass es mir vorkommt, als wäre ich dabeigewesen. Wenn das nicht ein Grund mehr ist, endlich wieder einmal nach Wien zu fahren! Herzlichen Dank! :flower:


    Und danke auch dir für den kultigen "Grabgesang", @mil etter mil!



    Viele Grüße
    omlia :)


    Reiseberichte im Profil

  • Tag 4, Montag, 17.10. ein Tag der Gegensätze


    Für diesen Vormittag hatten wir uns vorgenommen, einen Teil Wiens ‚ohne architektonische Schnörkel‘ zu besuchen.
    Deswegen fuhren wir mit der U-Bahn zur Neuen Messe hinaus, um uns auf dem Campus der Wirtschaftsuniversität (WU) umzuschauen.
    Es herrschte wieder allerbestes Herbstwetter


    Der Campus wurde 2013 nach nur 4 Jahren Bauzeit zwischen Messe und grünem Prater eröffnet. Renommierte Architekten haben die ungewöhnlichen Gebäude entworfen und gestaltet.
    Auf 90.000 m2 Nutzfläche können 25.000 Studierende und rd. 1.500 Mitarbeiter/innen aus aller Welt Orte zum Studieren, Forschen, Arbeiten…


    Hier eine kleine Auswahl von Fotos, die ich dort gemacht habe und die Euch hoffentlich einen kleinen Eindruck vermitteln:








    Entwurf: NO.MAD Arquitectos, Madrid





    Entwurf: Estudio Carme Pinós, Barcelona





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    Entwurf: CRAB Studio, London







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    Das Herzstück des Campus, das Library&Learning Center, Entwurf: Zaha Hacdid Architects, London





    Das Gebäude auf der rechten Seite wurde von BUSarchitektur Wien entworfen, das auf der linken Seite vom Atelier Hitoshi Abe, Sendai/Los Angeles.






    Im zentralen Bereich des Campus befindet sich das Gedenkprojekt zu den Auswirkungen des nationalsozialistischen Regimes auf den Betrieb der Wirtschaftsuniversität von 1939-1945.
    Diese mit Namen versehene Weltkugel ist ein Teil.













    Nach gut 2 Stunden verließen wir den Campus durch den östlichen Ausgang. Was für ein lebendiger Ort!


    Auf dem Weg zur U-Bahn Station passierten wir dieses interessante Gebäude.




    Für alle, die sich für (zeitgenössische) Architektur interessieren, sollten sich den Campus ansehen.
    Und für Fotografinnen und Fotografen finden sich viele Motive




    Mit der U-Bahn fuhren wir zurück in Richtung Stadtmitte.
    Damit endet der erste Teil des Tages, Fortsetzung folgt…


    Aus Leipzig grüßt BBe49

  • Danke, @BBe49, und @mil etter mil .


    Für die, die Zeit haben und es noch ein bisschen ausführlicher haben möchten.



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    Liebe Grüße, Kamilla

  • Tag 4, 16.10., Teil 2 MuseumsQuartier


    Zurück vom Campus gingen wir zum MuseumsQuartier, kurz MQ, wo wir einen Großteil des Nachmittags verbrachten.


    Ein kurzer Abriss der Geschichte:


    Zu Beginn des 18. Jahrhundert wurden auf diesem Gelände die kaiserlichen Hofstallungen errichtet. Im Laufe der Jahre, vor allem im Zuge der zunehmenden Motorisierung, verlor die Anlage an Bedeutung.
    Nach Ende der Monarchie wurden 1918 die noch vorhandenen Bestände versteigert.
    Zwischen 1921 bis 1990 war hier die Wiener Messe untergebracht.


    Anfang der 1980er Jahre begannen die Überlegungen das Areal als Kulturforum zu nutzen, ein entsprechende Konzept wurde von der Republik Österreich und der Stadt Wien in Auftrag gegeben.
    1986 wurde ein zweistufiger Architektenwettbewerb ausgerufen, es folgten Medienkampagnen und die Bildung von Bürgerinitiativen gegen die ursprünglichen Entwürfe der Architekten. Nachdem immer wieder umgeplant worden ist, erfolgten schließlich der erste Spatenstich 1998 für die Neubauten des Museums moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, kurz ‚MUMOK‘ genannt, des Leopold Museums sowie der Kunsthalle Wien.
    Die historischen Bauten wurden erhalten und saniert.
    Am 30. Juni 2001 wurde das MuseumsQuartier Wien schließlich eröffnet.


    Ich erinnere mich, dass mein Mann und ich bei einem Wienbesuch im Herbst 1997 auf dem Weg zur Albertina und in die innere Stadt mehrmals an diesem Gelände vorbeikamen und uns gar nicht vorstellen konnten, was hier entstehen würde. Bei einem nächsten Besuch im Jahr 2003 dann verbrachten wir viele Stunden im Mumok und im Leopold Museum.


    Seitdem hat sich das MQ stetig weiterentwickelt und ist noch viel interessanter und beeindruckender geworden.


    Durch einen der Toreingänge mit den schön restaurierten Pferdeköpfen darüber



    gelangten wir in den Innenhofbereich des MQ.


    Als erstes fuhren wir mit einem der zwei Lifte an der Außenseite auf das Dach des Leopold Museums.

    Dort wurde das Baukunstwerk die ‚MQ Libelle‘ errichtet, im Jahr 2020 fertiggestellt wegen Corona jedoch erst später eröffnet. Die große Außenterrasse, von der aus man einen wunderbaren rundherum Ausblick hat, ist für alle kostenlos zugänglich. Leider war der Gastro-Kiosk geschlossen, so dass wir ohne Getränke den Anblick über historische und zeitgenössische Gebäude und Innenhöfe sowie über die Stadt genießen „mussten“


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    Wieder unten angelangt, kehrten wir zunächst im Café Leopold ein und stärkten uns mit einer asiatischen Gemüsesuppe, bevor wir uns die Dauerausstellung ‚Wien 1900, Aufbruch in die Moderne‘ ansahen.
    Vor allem die Bilder von Egon Schiele haben es mir angetan, zu Hause hängt ein Druck, ein Bildband mit seinen Werken wird immer mal wieder angeschaut.


    Dieses MuseumsQuartier scheint außerordentlich lebendig zu sein, beeindruckt durch seine Vielfalt und dem gelungenen Mix von Alt und Neu.


    Als Beispiele seien die Themenpassagen genannt. In das Areal des MQ gelangt man von allen Seiten durch Passagen. Langestreckte, barocke Tonnengewölbe verbinden die einzelnen Höfe miteinander.
    Mehrere werden in Zusammenarbeit mit Kulturinitiativen und Kurativen als Mikromuseen betrieben. Neben der dauerhaften Deckengestaltungen werden in den Passagen wechselnde Ausstellungen gezeigt.


    Die KABINETT comic passage


    (Deckengemälde von Stéphane Blanquet)


    bietet Raum für temporäre Ausstellungen über internationale Comic-Künstler .


    In der Sternenpassage werden wechselnd Künstlerinnen und Künstler präsentiert, die im weiteren Sinn zum Thema Fotografie und Belichtungen arbeiteten.



    Das Diagramm stammt aus der Barockzeit.


    Mir gefällt das ungezwungene Miteinander von Jung und Alt sehr. Auch an diesem Ort würde ich gern noch mehr Zeit verbringen. Bei einem nächsten Besuch…


    Am späten Nachmittag spazierten wir zurück in unsere FeWo, um uns etwas auszuruhen. Diese schöne Tür lag am Wege



    Es standen ja schließlich noch zwei Ereignisse auf dem Tagesprogramm.


    Meine Freundin mehr und ich etwas weniger wurden doch zunehmend nervöser, ob alles so wie geplant klappen würde. Freund E. ahnte ja nichts und sah deswegen völlig entspannt dem abendlichen Besuch im Burgtheater entgegen.


    Kurz bevor wir los mussten, klingelte es, der ahnungslose Papa öffnete die Wohnungstür und stand perplex seiner Tochter gegenüber, die er sonst wo vermutete aber auf keinen Fall in Wien.
    Seine Freude war riesengroß, uns fiel ein Stein vom Herzen , die Überraschung war gelungen!
    Nun war unsere kleine Reisegruppe komplett!


    Dann aber mussten wir wirklich los, um pünktlich zu Vorstellungsbeginn im Burgtheater zu sein. Die Freundestochter blieb daheim, um sich von der langen Anreise auszuruhen.


    Wir hatten schon von zu Hause aus Karten für die heutige Vorstellung „Geschlossene Gesellschaft“ von Sartre geordert und freuten uns darauf.


    Das Burgtheater war unverändert in Punkto Pracht und Prunk der KuK Monarchie


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    die Aufführung dagegen eine riesige Enttäuschung, was nicht an den Schauspielerinnen und Schauspielern lag sondern daran, dass die Bühne nicht in voller Tiefe ausgenutzt worden ist.
    Die gesamte Handlung spielte sich nur im vorderen Bereich und den ersten Reihen des Parketts ab. Wir hatten eigentlich gute Plätze im 2. Rang in der 2. Reihe in der Mitte und sahen nichts!
    Es war auch kein ‚Trost‘, dass das Publikum in der Reihe vor uns offensichtlich auch nur etwas sah, wenn es sich über die Brüstung hängte und die Besucherinnen und Besucher in den Logen aufstanden und sich weit vorbeugten.
    Für ein Hörspiel war der Eintritt doch etwas hoch!


    Zurückgekehrt in unser ‚Zuhause auf Zeit‘ schwand der Frust jedoch bald. Es gab noch einen kleinen Imbiss, das eine oder andere Glas Wein und regen Austausch über das, was war und noch kommen würde.
    Erneut zeigte sich der Vorteil einer Ferienwohnung gegenüber einem Hotel, zumindest in dieser Konstellation.


    Aus Leipzig grüßt BBe49

  • Das Museumsquartier hat sich unglaublich weiterentwickelt, seit ich 2010 dort war- und da war es auch schon sehr spannend.


    Für die Theateraufführung hättet ihr eigentlich einen Teil des Eintrittspreises zurückbekommen müssen- sowas geht gar nicht! Ich sass bei uns früher öfter auf Plätzen, wo man aufstehen musste, um eine Hälfte der Bühne zu sehen, aber das war mit Freikarten bzw extrem günstigen Studentenkarten.

    Viele Grüsse, Albatross
    Reiseberichte im Profil

  • Tag 5, 18.10. Dienstag Zuerst Karl-Marx-Hof und dann ein langer Spaziergang


    Nach einem etwas späteren Frühstück machten Mutter, Tochter und ich uns auf den Weg zum


    Karl-Marx-Hof


    Nach dem Ende des 1. Weltkriegs und der Monarchie ließ das ‚Rote Wien‘ – wie die Stadt in der ersten Republik (1919 und 1934) wegen der sozialdemokratisch regierten Verwaltung genannt worden ist, fast 400 Gemeindebauten errichten, um die Wiener Wohnungsnot und das damit einhergehende Elend zu bekämpfen.
    Insgesamt waren es 64.000 Wohnungen, die im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus errichtet worden sind.
    Das Ganze wurde übrigens finanziert durch drastische Luxussteuern auf Champangner, Dienstmädchen und Automobile. Wie man sich denken kann, gefiel das nicht allen.


    Der Karl-Marx-Hof war im Februar 1934 ein Zentrum des Widerstandes der Arbeiterschaft gegen den Faschismus. Nach drei Tagen mussten die Verteidiger der Übermacht von Polizei, Bundesheerverbänden und Schutzkorpseinheit weichen.
    Eine Gedenktafel in der Boschstraße sowie der Name des Parks vor dem Karl-Marx-Hof erinnern an den Bürgerkrieg im Jahr 1934.


    Gegenüber der Endstation der U4 in Heiligenstadt steht unübersehbar der riesige Gebäudekomplex des Karl-Marx-Hof als Symbol dieser Wohnungsbaupolitik.



    Ein Ausschnitt der Fassade zur Boschstraße.


    Der Karl-Marx-Hof wurde von 1927 bis 1930 nach Plänen von Karl Ehn, einem Schüler Otto Wagners erbaut.
    Dieser Gemeindebau mit einer Länge von mehr als 1km enthielt 1382 Wohnungen davon 899 mit Balkon, 5.500 Menschen zogen dort im Jahre 1930 ein.
    Die Wohneinheiten waren durchschnittlich 40m2 groß, verfügten über eine Küche mit Kaltwasseranschluss und einen kleinen Vorraum zur Stiege hin, alles nicht selbstverständlich in damaligen Zeiten. Die Mieten waren erschwinglich.



    Blick vom 12. Februar Park auf einen Teil des Mitteltrakts mit Türmen, Fahnenstangen und riesigen Durchfahrten.


    Über den vier Durchfahrten befinden sich als Schmuckelemente farbige Keramikfiguren, geschaffen von Josef Franz Riedl (1930)



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    Befreiung Körperkultur Kinderfürsorge. Aufklärung


    Die Wohngebäude sind um mehrere grüne Innenhöfe mit viel Licht und Luft gruppiert.


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    Hofeingang



    In der Wohnanlage befanden sich zusätzlich zu den Wohnungen zahlreiche Gemeinschaftseinrichtungen, u.a. zwei Zentralwäschereien, zwei Bäder mit 20 Wannen und 30 Brausen, zwei Kindergärten, eine Mütterberatungsstelle, eine Krankenkassenstelle mit Ambulatorium eine Bibliothek, eine Zahnklinik, eine Apotheke, ein Postamt, mehrere Arztpraxen, Kaffeehäuser sowie 25 Geschäfte. Also alles wie in einer Kleinstadt eben.




    In diesem Gartenhaus werden auch noch heutzutage Gartengeräte verwahrt, wie ein Blick durch das Fenster ergab.



    Der Eingang zum sog. Waschsalon, in dem einst die Bewohnerinnen und Bewohner ihre Wäsche gewaschen haben und sich heute ein Museum befindet. Leider hatte es nur am Wochenende geöffnet. Ein Besuch wäre mit Sicherheit sehr interessant gewesen.



    Auf dem Weg zurück zur U-Bahn passieren wir einen der Kindergärten.


    Nach Ende des 2. Weltkrieges wurde der Bau von Gemeindebauten wieder aufgenommen, wie dieser hier zum Beispiel




    Ecke Boschstraße/Halteraugasse


    und wird bis in die heutige Zeit fortgesetzt, einige davon haben wir auf dem Weg durch die Stadt gesehen.




    Nun aber geht es zunächst wieder zur U-Bahn, um ein paar Stationen Richtung Innenstadt zu fahren…


    Aus Leipzig grüßt BBe49

  • Bis zur Fortsetzung des Berichts hat es aus verschiedenen Gründen nun doch ziemlich lange gedauert.


    Tag 5, 18. 10., 2. Teil

    Nach kurzer Fahrt mit der U-Bahn stiegen wir an der Station ‚Rossauer Lände‘ schon wieder aus, auch diese gestaltet von Otto Wagner



    und begannen unseren Spaziergang durch den Alsergrund, die Währinger Straße, die Spitalgasse und Lange Gasse Richtung MuseumsQuartier und zurück in unser temporäres zuhause.


    In der Grünentorgasse fand ich auf Anhieb das Gebäude wieder, in dem wir vor vielen, vielen Jahren zweimal ein Apartment gemietet hatten. Schöne Erinnerungen wurden wach.


    An der nächsten Ecke ließen wir uns gegenüber der Servitenkirche erst einmal vor einem Café nieder, um uns etwas zu stärken.

    Es war der 18. Oktober und wir konnten draußen sitzen, so sehr wärmte die Herbstsonne!


    Der offensichtlich hausgemachte Apfelstrudel schmeckte köstlich!



    Als ich beim Weggehen an dem Haus hinaufschaute und die Inschrift las, dachte ich: „Gut, dass das Gebäude so groß ist, der Name hätte sonst keinen Platz gehabt.“

    In der Servitengasse gibt es noch mehrere imposante Gebäude, eins davon



    Unser nächstes Ziel war der Israelitische Friedhof Rossau in der Seegasse, dem ältesten erhaltenen jüdischen Friedhof in Wien. Während des NS-Regimes wurde der Friedhof geschliffen und viele der Grabmäler entfernt und 1943 auf dem Zentralfriedhof vergraben. In den 1980er Jahren wurden sie wiederentdeckt und an ihren ursprünglichen Ort zurückgebracht. Die Stadt Wien hat sich aufgrund eines aus dem Jahr 1670 und noch immer gültigen Vertrages verpflichtet, das Gräberfeld zu restaurieren und zu erhalten.

    Durch das Seniorenwohnheim in der Seegasse 11, vorbei an einem Wachmann, gelangten wir in den Innenhof , wo sich der Friedhof befindet, ein stiller Ort.



    Die Instandsetzung scheint noch nicht abgeschlossen zu sein, deswegen begnügten wir uns mit einem Rundblick.


    Am Palais Liechtenstein vorbei , einem der schönsten Barock-Palais Wiens, in dem sich bis zur Eröffnung des MQ und des Museums Leopold, das Museum Moderner Kunst befanden und in dem mein Mann und ich uns 1997 so viele Werke der Klassischen Moderne angeschaut hatten


                


    gelangten wir zur Strudlhofstiege. Erbaut Anfang des 20. Jhd., eröffnet am 29. November 1910 gilt sie als bedeutendes Bauwerk des Jugendstils.



                  


    Wir stiegen hinauf zur Boltzmanngasse und erreichten dann die Währingerstraße, nicht ohne Halt zu machen und einen Blick zurück auf die Gebäude in der Porzellangasse zu werfen.



    Und weiter ging es durch die Spitalgasse bevor wir in die Lange Gasse abbogen. Rechts und links des Weges gibt es einiges zu sehen und zu besichtigen, u.a. die Wohnung Siegmund Freuds, das Alte Allgemeine Krankenhaus, das Museum für Volkskunst u.v.a.m.

    Wir hatten jedoch beschlossen, durch die Straßen und Gassen zu schlendern und einfach nur zu gucken.


    In der Langen Gasse Nr.34 passieren wir das Haus ‚Zur heiligen Dreifaltigkeit‘ , dem ältesten Haus des 8. Bezirks, früher befand sich hier eine Bäckerei nunmehr ist es ein Museum



    Das Zinshaus Lange Gasse Nr. 70 mit schöner Haustür



    Durch den ‚Freiwilligen Durchgang‘ gelangen wir von der Lerchenfelderstraße zur Neustiftgasse


           


    Am anderen Ende befindet sich das Restaurant ‚Durchhaus‘, in dem wir am Donnerstagabend sehr gut zu Abend essen werden.


    Doch was sind eigentlich diese ‚Freiwilligen Durchgänge‘ und warum erinnern sie mich an Leipzig?


    Die Recherche ergibt kurz zusammengefasst Folgendes:


    Im 19. Jahrhundert öffneten die Besitzer der Gebäude die Innenhöfe um so allen den Durchgang und damit eine Abkürzung zwischen parallel verlaufenden Straßen zu ermöglichen.

    In Leipzig waren es Durchgangshöfe und später Durchgangshäuser als Vorläufer der allseits bekannten Passagen, die diese Durchgänge als Abkürzung ermöglich(t)en.

    Für einen eventuell weiteren Wienbesuch merke ich mir, dass diese ‚Freiwilligen Durchgänge‘ abseits der touristischen Pfade bestimmt sehr reizvoll sind.


    In der Neustiftgasse 6-8 steht dieses Gebäude, das anstelle eines Barockhauses 1900/1901 errichtet worden ist. Auch das kenne ich aus Leipzig.



    Wir schlenderten weiter und erreichten schließlich unsere Ferienwohnung, wo wir unseren vierten im Bunde treffen. Er berichtet von einem interessanten und informativen Besuch im Haus der Musik.


    In einem nahegelegenen kleinen Lokal essen wir zu Abend und schauen uns anschließend die Fotos an, die Freundestochter bei ihrem zweimonatigen Aufenthalt in Schweden und Norwegen gemacht hat.


    Bericht des nächsten, 6. Tages, folgt zeitnah


    Bis dahin grüßt aus Leipzig

    BBe49

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