Auf den Spuren der Postschiffroute ab Hamburg 17.02. bis 03.03.2023

  • Forts. 28. Feb.

    Um 21 Uhr gibt es über die Borddurchsage Nordlichtalarm „auf Steuerbord“. Blöd nur, dass ich so weit südlich und bei bedecktem Himmel die Kamera und das Stativ schon weg gepackt hatte. Also IPhone und Gimbal geschnappt und raus auf Deck 8. Mit dem bloßen Auge ist wieder einmal nichts zu sehen, das Handy erkennt ganz schwaches grün hinter den Bergen. Andere Paxe starren fast senkrecht nach oben, aber da leuchtet nur die Lichterkette.

    Als ich enttäuscht wieder in der Kabine bin, kommt eine zweite Durchsage, dass man jetzt die Außenbeleuchtung abschalten würde. :/

    Ich verzichte darauf, noch einmal nach oben zu gehen.

  • Tag 13, Mittwoch 1. März

    Morgens um 7 Uhr ist die Welt noch in Ordnung, sorry falscher Text,…

    Morgens um 7 Uhr waren wir schon in Bergen und es war noch dunkel. Bergen liegt doch ziemlich weit westlich, Sonnenaufgang war heute erst um 7:38 Uhr.

    Da wir zeitig zum Frühstück waren, erreichten wir die Bergstation Fløyen schon vor 9 Uhr. Die Sonne hatte es noch nicht über die Berge nach Bergen geschafft, so dass die obligatorischen Fotos erst nach dem geplanten Rundgang eingefangen wurden.

    Dieser Rundgang führte am See Skomakerdiket vorbei zuerst über Asphalt mit Schneeresten, dann über harschigen Schnee, bis es vereist wurde. Zum Glück hatte meine Göga die Cityspikes eingepackt. Ohne diese hätten wir umkehren müssen. An einer Weggabelung stand auf einem Schild irgend etwas von Floyen und Trappa (o. ä.), und da wir nun trittfest waren, habe ich diesen Weg einfach ohne groß nachzufragen eingeschlagen. Der Weg war im eigentlichen Sinn urig, es ging wahrlich über Stock (Wurzeln) und Stein. Teilweise sah es aus wie ein kleiner überfrorener Bach. Kurz vor dessen Ende kam eine schmale Holztreppe mit beidseitigem Geländer und dann eine vereiste Treppe aus Steinplatten, ohne Geländer. Als wir wieder an der Aussichtsplattform der Bahn waren, war auch die Sonne so hoch, dass die Stadt in fotogenes Licht getaucht war.

    Brüggen selbst ist momentan nicht so fotogen, weil einige Häuser einer dringenden statischen Sanierung unterzogen werden. Durch große Scheiben kann man die verfaulten alten Stützen sehen.

    Daneben ist der hier im Forum schon viel beschriebene Baker Brun. Der Duft draußen auf der Straße ist schon eine Herausforderung, aber ich durfte nicht…. ;(

    Die verbliebene Zeit nutzten wir zur Besichtigung der Festning Bergenhus.

    Nach einem frühen Mittagessen ergatterten wir noch vorn Backbord Sitzplätze für die Fahrt durch die Sunde.

    So wie heute, hätte ich mir mehrere Tage gewünscht (Land zum Greifen/Fotografieren nah), besonders den Seetag zwischen Svolvær und Rørvik, der dann ein echter Sehtag gewesen wäre. Perfekt wurde der heutige Tag durch einen wolkenlosen Himmel. In dieses Bild passte auch ein Seeadler, der keine 50 m neben uns einen Fisch ergriff und dann mit seine Beute über den Bug abdrehte. Das alles ging für ein Foto zu schnell.

    Der krönende Abschluss, eine am Horizont im Meer verschwindende Sonne, wird durch die Insel Karmøy verhindert (wir fahren durch den gleichnamigen Sund).

  • Jobo

    Added the Label 2023
  • Jobo

    Added the Label Nord
  • Tag14, Donnerstag 2. März

    Die Nacht war, was die See betrifft, ausgesprochen ruhig. Das „aufregendste“ auf der Überfahrt nach Esbjerg war der Ausfall des Internets, da Elon Musks Satellit Starlink, der auch das Schiff mit Daten versorgt, ausgefallen war. Ich musste da gleich an die Ukraine denken, die wohl Starlink auch für ihre Kommunikation nutzt.

    Per Zufall habe ich dann mitbekommen, wie das Lotsenboot kam und konnte den Überstieg des Lotsen an Bord ablichten. Die Nordsee vor Esbjerg ist nur ganz leicht gekräuselt (Skiffwasser sagen die Ruderer).

    Wir liefen bei Niedrigwasser und strahlendem Sonnenenschein gegen 13 Uhr in den Hafen ein.

    Für die Paxe mit Mobilitätseinschränkung wurde ein Busshuttle eingerichtet.

    Bei der Vorstellung des Programms für den heutigen Tag wusste unser Guide Morton nicht viel über Esbjerg zu sagen (O-Ton: Das war meine kürzeste Präsentation). Er konnte schlecht sagen, dass hier nur angelegt wird, um die Bedingungen des Norwegischen Internationalen Schiffsregisters zu erfüllen. NIS fordert für Reisen, die (auch) Güter oder Personen zwischen norwegischen Häfen befördern, das Anlaufen von mindestens zwei außer-norwegischen Häfen. Zur Erfüllung dieser Bedingung wird Esbjerg (zusätzlich zu Hamburg) angelaufen, und das ist allemal interessanter als ein Ständchen des Shantychors in Cuxhaven um Mitternacht. Durch diese Maßnahme wird der Einsatz des Personals aus Süd-Ost-Asien (zu Entlohnungen unterhalb der norwegischen Tarife) möglich.

    Da wir Esbjerg erst kürzlich einen Tagesbesuch abgestattet hatten, war es ein kurzer Spaziergang bei bestem Wetter. Zeitig zurück haben wir dann noch den Whirlpool und anschließend die Sauna getestet. Die Whirlpools sind so klein, das man nicht unbedingt mit fremden Personen zusammen hineinsteigen möchte. Irgendwo hatten wir gelesen, dass die gemischte Sauna in Badekleidung zu besuchen sei. Wir waren anscheinend die einzigen, die sich daran hielten.

    Gerade noch rechtzeitig hatten wir den Hafen verlassen, um einen perfekten Sonnenuntergang am Horizont analog und digital abzuspeichern.

    Zum Abschluss des Tages gab es das obligatorische Käpt’ns Farewell und eine Versteigerung Zugunsten der Hurtigruten Foundation. Die HR-Flagge unserer Tour ist für 385 € und die Seekarte Hamburg-Nordkapp ist für 480 € verkauft worden.

    Morgen in Hamburg gibt es Zeitfenster fürs Ausschiffen und dazu passend zwei Durchgänge beim Frühstück (6:30 und 7:30). Die Koffer werden heute Abend ab 22:00 Uhr eingesammelt und dann zum Terminal transportiert.

    Waschtasche und ähnliches muss also im Handgepäck verstaut werden, oder man schafft seinen Koffer selbst von Bord. Die Kabinen müssen bis spätestens 8:00 verlassen sein.

    Die Windprognose für die kommenden Nacht für die Nordsee lässt eine ruhige Überfahrt erwarten.


  • Tag 15, Freitag 3. März

    Die Expedition ist zu Ende, das letzte Frühstück ist verdrückt. Angeblich sind wir in Hamburg, ich kann es nicht bestätigen, denn der Nebel ist so dicht, dass nichts zu erkennen ist.

    Wir warten noch, dass unsere Gruppe (es gibt 5) zum Verlassen der Otto Sverdrup aufgerufen wird.

    Hiermit schließe ich die Liveberichterstattung, ein Fazit folgt aber noch mit etwas „Abstand“.

    Zu Hause müssen die Fotos gesichtet, sortiert und gegenfalls nachbearbeitet werden. Wenn sich die Ausbeute lohnen sollte, erfolgt eine Fotonachlese.

  • ruder-rabe

    Ich wünsche euch ein gutes Zuhause-Ankommen und bin auf dein Fazit gespannt. Heute genau vor einem Jahr waren wir mit der Otto Sverdrup auf den Lofoten- inzwischen aber im September wieder mit "unsrer" Polarlys unterwegs, auch wenn die An- und Abreise für uns altersbedingt inzwischen etwas beschwerlich geworden ist. Im Mai aber wieder B-K-B :o-smile .


    Liebe Grüße von Trollebo

  • Auch ich schließe mich gerne allen Dankern an. Habe Deinen Bericht gerne jeden Tag gelesen, da auch wir mal überlegten (man beachte das Imperfekt) diese Reise ab und an Hamburg zu machen. Freue mich auf Deine Fotoausbeute, die Du bitte hier einstellen mögest.

    Danke nochmals

    Balou

  • Hallöchen ruder-rabe, auch von uns vielen lieben Dank für deine täglichen Reiseberichte. Wir waren ja vor euch auf der OS und sind in gewisser Hinsicht mit für eure verspätete Abfahrt in Hamburg verantwortlich ;( . Hoffentlich war die komplette Reinigung der Trinkwasserversorgung erfolgreich und alle blieben von den Legionellen verschont🙏.

    Wir haben eure Tour jeden Tag mindestens einmal verfolgt und hatten sehr oft Mitleid was das Wetter betraf🌧️☔. Und da meinen wir nicht die Wellen, denn die hatten wir in den 2 Wochen vor euch auch zur genüge (siehe Stanie78 ). Wir freuen uns schon sehr auf die Fotos 😉

  • Auch von mir ein herzliches Dankeschön 😘 und ich hoffe ihr hattet trotz des Wetters und anderer widriger Umstände eine einigermaßen schöne Zeit. Und schade, wie schnell so 2 Wochen vorbei sind. Dein Tagesbericht wird mir fehlen.

    Ich erwarte dein Fazit mit großer Spannung und freue mich auf Fotos.

    Euch wünsche ich ein gutes Ankommen im Alltag und nicht soviel Geschaukel unter den Füßen 😉

  • Ein ganz großes Dankeschön ruder-rabe


    Ich bin dir sehr gerne gefolgt und habe deinen Reisebericht sehr geschätzt. :thumbup: :)


    Wir haben letztes Jahr nach langen Überlegungen und vielen unterschiedlichen Reiseberichten, unsere Otto Sverdrup Tour, welche jetzt im März 2023 stattfinden sollte, storniert. Wir bleiben der B-K-B Route treu und mussten uns eingestehen, dass wir uns mit der Route ab Hamburg die falsche Reise ausgesucht hatten.

    Auch dein Reisebericht macht mir wieder deutlich, dass wir uns wirklich geärgert hätten, wenn wir diese Reise durchgezogen hätten.

    Jeder hat andere Erwartungen und Vorlieben und Gründe diese Reise zu buchen, deshalb möchte ich mir kein Urteil darüber erlauben und diese Reise auch nicht schlecht reden.

    LG Igjen


  • Hallo ruder-rabe ,


    vielen lieben Dank für deine offenen und ehrlichen Eindrücke von deiner Reise.

    Ich finde es gut, unterschiedliche Empfindungen zu lesen.

    Wir werden uns im Januar 24 einen eigenen Eindruck verschaffen und werde versuchen, auch von unserer Reise mit der @Otto Sverdrup zu berichten.

    Meine Erwartungen auf unsere Reise sind jetzt erst einmal nicht zu hoch angesetzt und wissen jetzt, dass sich stündlich Änderungen an der Routenplanung ergeben können.

    Das ist eben so, wenn man sich für eine Winterreise entscheidet.


    Dir wünsche ich ein gutes Ankommen zu Hause, in Erwartung auf dein Fazit. 😃


    Immer eine handbreit Wasser unter dem Kiel.


    schweden01 🇸🇪⛴️

  • Tag 16, Samstag 4. März

    Die Überschrift ist natürlich Unsinn, ich kann ja nicht ewig weiter zählen. Aber um eine kurze Nachlese und das Fazit einordnen zu können, ist das Datum vielleicht hilfreich.

    Als wir gestern vom Schiff waren und uns auf den Fußweg zur Elbfähre gemacht haben, waren wir nicht die einzigen Paxe, aber merkwürdigerweise gab es kaum Kontakt. Vom Jungfernstieg zum Hauptbahnhof sind es drei S-Bahnstationen und damit genauso weit, wie nach Altona. Ich kann jedem nur empfehlen, wenn möglich, schon in Altona einzusteigen. Die meisten Züge setzen hier ein, haben einen langen Aufenthalt und man kann in Ruhe einsteigen, seinen Platz finden und das Gepäck verstauen. Da wir noch viel Zeit hatten, liefen wir zur Elbe und konnten drüben in Steinwerder unsere Bleibe der letzten zwei Wochen in der Ferne im Dunst erkennen.

    Zum Fazit:

    Einige haben die Ansicht, dass man die Expeditionsreise nicht mit der Postschiffreise vergleichen kann. Meine Einstellung dazu ist eine andere, nämlich, dass man sie vergleichen muss, um unentschlossenen Lesern die Entscheidung für die eine oder andere Reise zu erleichtern.

    Sicher ist die Aussage richtig und wichtig, dass beide Reisen nicht das gleiche mit nur unterschiedlichen Starthäfen sind.

    Bei der Expeditionsreise liegt der Schwerpunkt auf dem Aufenthalt in den Häfen und den dort angebotenen Aktivitäten. Hier, auf unserer Fahrt mit der Otto Sverdrup, war ein Team von 15 engagierten und z. T. hoch qualifizierten Mitgliedern an Bord und hat für Abwechslung auch auf langen Passagen gesorgt. Die während der Liegezeiten angebotenen Ausflüge sind vielfältig, aber (wenn nicht includiert) auch mit Preisen versehen, die die Reisekasse mit gut und gern 1000 € pro Person zusätzlich belasten können (nicht müssen!). Anders, als ich das auf der Postschiffroute auch schon erlebt hatte, werden die Ausflüge angeboten, aber nicht aggressiv beworben.

    Die Tatsache, dass auf der Expeditionsreise kein Fahrplan eingehalten werden muss, führt im Umkehrschluss zu leichteren Abweichungen von der vorgesehen Route (Plan „A“). Diese vorgesehene Route führt in Teilen in Gewässer und an Orte, die abseits der regulären Postschiffroute liegen. Dieses „Neuwasser“ (wir kennen die Postschifftour ein wenig) war für uns ein Grund für die Wahl dieser Reise. Wenn Plan „A“ dann ausgerechnet an den Tagen, an denen es Neues zu entdecken geben sollte, gestrichen wird (bei unserer Fahrt Lysefjord und Reine/Å), führt das zwangsläufig zu Enttäuschung. Besonders im Winter muss damit gerechnet werden, dass wetterbedingt die Lofoten oder auch Honningsvåg (Nordkapp) gestrichen und durch irgendeinen Plan „B“ ersetzt werden .

    Der Seetag zwischen den Lofoten und Loen entlang der schönen Küste Helgelands (so der Kapitän), kann abhängig von Wind und/oder Schiffsführung auch so weit draußen erfolgen, dass von dieser nichts zu sehen ist.

    Das Serviceteam hat eine hervorragende Arbeit geleistet und war dabei immer gut gelaunt. Die Tatsache, dass es keine festen Essenzeiten gab, hat uns gut gefallen. Ständig neue Tischnachbarn waren die Folge. Wer das nicht will, kann sich am Eingang zum Aune (Hauptrestaurant) verabreden und bekommt dann einen gemeinsamen Tisch. Wie es ein paar Paxe geschafft haben, sich an der Tischeinteilung vorbei zu mogeln… ?

    Morgens und zum Mittag gab es Buffet, wenn einmal die Brötchenkörbe leer waren, wurde schnell nachgelegt. Die Speisekarte war abwechslungsreich, das Essen prima und abends (Menü) auch optisch nett angerichtet.

    Wie aus Gesprächen mit Mitreisenden zu entnehmen war, haben sich einige über die Enge der Kabinen beschwert, auch darüber, dass HR oder die Reisebüros keine Angaben zu tatsächlicher Größe machen konnten/wollten. Wir selber hatten hiermit keine Problem, aber man merkt deutlich, dass die Otto Sverdrup ein Postschiff war. Die Doppelbetten sind z. T. arg eng in die Kabinen „gepresst“ worden und so schmal, dass man schon eine gewisse körperliche Nähe wollen (oder ertragen😉) muss.

    Ich persönlich werde, wenn ich noch einmal mit dem Schiff nach Norwegen fahre, wieder auf‘s Postschiff gehen, um mehr von der faszinierenden Landschaft zu genießen, denn (wie schon w. v. geschrieben):

    Die Expeditionsreise kann Spuren der Postschiffreise enthalten.

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