Reisebericht Peru

  • Peru – Rundreise Picos und Posadas in den Anden
    Reisetagebuch von Jobo
    15. bis 30. März 2010


    Nachdem ich im Januar noch Resturlaub vom Vorjahr übrig hatte, den ich bis Ende März nehmen musste damit er nicht verfällt, stand die Auswahl eines Reisezieles an. Nach einigem Katalog wälzen, hatte ich mich für Peru entschieden. Gebucht war schnell, so stand der Vorfreude eigentlich nichts mehr im Weg.
    Doch noch im Januar die Schreckensmeldung :fie: , Unwetterkatastrophe in Peru, Urlauber müssen aus Machu Picchu ausgeflogen werden. Anfang März dann die Nachricht, Machu Picchu, ein Teil meiner Reise, wird erst ab ersten April wieder zugänglich sein. Ich entschließe mich trotzdem die Reise anzutreten, zumal mir der Veranstalter noch vor der Abreise zwei Alternativen für das Machu Picchu Modul anbietet.


    Zu der Reise habe ich die Flüge von KLM gebucht. Leider bietet diese Airline keinen Vorabend-Checkin mit Gepäckabgabe in München an :pardon: , aber zumindest kann ich schon am Tag zuvor übers Internet einchecken und mir für den Flug München-Amsterdam einen Sitzplatz reservieren. Für die Strecke Amsterdam-Lima und zurück habe ich die Economy-Comfort-Klasse gebucht, die Sitze mit größerem Abstand anbietet, da ich nicht noch einmal so eng sitzen möchte wie bei meinem Lufthansaflug nach China einige Monate zuvor.


    Montag, 15.März 2010


    Der Flieger von München nach Amsterdam hat als Abflugzeit 6:55 Uhr. Boarding ist um 6:25 Uhr, also sollte ich möglichst eineinhalb Stunden zuvor am Flughafen sein. Ein Airportbus von meinem Wohnort fährt um 5:15 Uhr ab, und braucht ca. 40 bis 45 Minuten bis zum Münchener Flughafen, das ist mir zu knapp. Somit ist Aufstehen an diesem Morgen um 3:00 Uhr angesagt, duschen, frühstücken, Gepäck aufnehmen und damit ab zum Bahnhof, wo um 4:05 Uhr der Airportbus abfährt, gut besetzt mit Leuten, die wohl am Flughafen arbeiten.
    Am Flughafen angekommen, ist das Gepäck schnell aufgegeben. Auch an der Sicherheitskontrolle geht es noch ruhig zu, dadurch bin ich schon um 5:20 Uhr am Gate. Die KLM-Maschine steht schon bereit.




    Es ist noch recht kalt draußen, so um die 2°C, zwischendurch graupelt es leicht. Das Boarding startet pünktlich um 6:25 Uhr, die Maschine ist schließlich zu etwa 80 % besetzt.
    Die Sitze in dem Flugzeug, eine Embraer ERJ-190, sind bequem und bieten ausreichend Platz, in der Breite wie auch im Abstand zum Vordermann. Lediglich die Rundung der Kabine setzt über meinem Fensterplatz sehr früh ein, wodurch ich bei aufrechtem Sitz nicht ganz gerade sitzen kann. Auf den Platz neben mir setzt sich ein Mann mittleren Alters, während über den Flughafen gerade ein heftiger Schneeschauer hernieder geht.


    Schließlich rollen wir zur Startbahn, wo wir zunächst komplett enteist werden. Dabei läuft eine rot-braune Flüssigkeit reichlich über das Flugzeug. Endlich können wir um 7:35 Uhr abheben, die Flugzeit bis Amsterdam soll ca. 90 Minuten betragen. Der Flug verläuft weitestgehend ereignislos, es wird zwischendurch ein kleiner Snack gereicht, kleiner Semmel mit Ei und ein Gebäckstück. Auf dem Sitz hinter mir macht jemand massenhaft Bilder mit seiner Kamera, wobei ich mich frage, was an der Strecke München-Amsterdam wirklich so interessant ist, das man sicherlich weit über 50 Aufnahmen machen muss. Wesentlich nerviger ist allerdings mein Sitznachbar, der sich permanent die Nase hochzieht, hat wohl noch nie etwas von Taschentüchern gehört. :negative:


    Die Uhr zeigt kurz vor neun, als wir in Schiphol ans Gate rollen. Bei der Gepäckabgabe in München hat man mir einen kleinen Plan von Schiphol gegeben, auf dem auch die Gehzeiten zwischen den Gates eingetragen sind. Ursprünglich sollten wir an Gate D andocken, tatsächlich ist es aber Gate B. Der Weiterflug nach Lima um 11:00 Uhr soll von Gate F09 starten. Laut Plan benötige ich bis dorthin etwa 25 Minuten, ich kann mir also durchaus Zeit lassen. Der Flughafen Schiphol ist vorbildlich beschildert, hier kann man sich eigentlich nicht verlaufen. Auch die Gehzeiten auf dem Plan und in der Beschilderung sind großzügig gewählt, und passen zu meinem gemütlichen daherschlendern.




    Das Boarding für die schon vor dem Gate stehende Boeing 777 soll um 9:45 Uhr beginnen, aber die KLM lässt sich Zeit und es geht erst um 10:10 Uhr los. Hier befindet sich direkt am Gate eine Sicherheitskontrolle, die von allen Passagieren passiert werden muss.
    Mein Platz 10A ist direkt am Einstieg, davor ist nur eine Wand, mehr als einen Meter entfernt. Neben mir nimmt ein älterer Herr einer österreichischen Reisegruppe Platz, der sich aber noch vor dem Start in eine freie Dreiersitzgruppe in der Mitte setzt. Somit habe ich die beiden Plätze für mich alleine :good3: , einziges Manko, man kann die Mittellehne hier nicht hochklappen.




    Die Boeing hat nur zwei Triebwerke, was mich bei einem Überseeflug eigentlich wundert, allerdings sind diese Triebwerke riesig. In den Einlässen könnte man problemlos aufrecht stehen. Der Himmel hier in Amsterdam ist bewölkt, als wir pünktlich zum Start rollen. Die Gesamtflugzeit soll 12 Stunden und 30 Minuten betragen, die Landung in Lima ist für 17:55 Uhr Ortszeit vorgesehen.




    Kurz nach dem Start überfliegen wir die holländische Küste um nach nur wenigen Flugmeilen schon die südenglische Küste vor uns zu sehen. Die Wolkendecke wird hier immer dünner und schließlich sind nur noch vereinzelte Wolken zu sehen. Wir überfliegen Ramsgate und sehen die Themsemündung unter uns, bis wir schließlich über Southend-on-Sea nach Süden abdrehen und an der südenglischen Küste entlangziehen.




    Es geht vorbei an Portsmouth, Bournemouth, Poole und Plymouth, bis wir schließlich das englische Festland hinter uns lassen. Noch einmal taucht etwas Land unter uns auf, es sind die Scilly-Inseln, nach deren Überfliegen wir weiter nach Südwest abdrehen.
    Mir fällt auf, das die Flugbegleiterinnen der KLM alle Passagiere in meinem Umfeld mit dem Namen ansprechen, mich inklusive. Das habe ich bisher auch noch bei keiner Airline erlebt. Nun wird bereits das Mittagessen serviert, ich kann zwischen Meat und Fish wählen, entscheide mich für Meat. Das Essen besteht aus Reis mit Geschnetzelten und Salat, die Portion ist sogar recht ordentlich, jedenfalls werde ich satt. Als Nachspeise gibt es eine weiße Creme mit Nussbrösel, sehr lecker.




    Wir fliegen nun schon eine Weile über den Atlantik, als ich zwischen den Wolken eine Küste entdecke, das können nur die Azoren sein :search: . Die Bewölkung hat längst wieder zugenommen, ich döse längere Zeit in meinem Sitz, nur unterbrochen von weiteren kleinen Mahlzeiten, die immer wieder gereicht werden. So angenehm hatte ich mir den Flug mit KLM gar nicht vorgestellt.
    Auf den TVs kann man die Flugroute gut verfolgen. Zuerst fliegen wir auf die Amazonasmündung zu. Nach einem kleinen Schwenk liegt nun Kourou genau in unserer Flugrichtung. Zwischendurch hat man den Eindruck, als wolle der Atlantik gar nicht mehr aufhören, aber dann wird der Schiffsverkehr unter uns immer dichter und nach langer Zeit über dem Wasser überfliegen wir in Höhe Cayenne die südamerikanische Küste.




    Während erneut ein kleiner Snack gereicht wird, ist draußen nur noch eine geschlossene Wolkendecke zu sehen. Ich nutze die Zeit um mir meine Notizen zu machen, quasi eine Art Reisetagebuch. Gerne hätte ich etwas geschlafen, aber es will mir nicht gelingen einzuschlafen.
    Also schaue ich wieder aus dem Fenster und beobachte, wie die Wolkendecke wieder etwas durchlässiger wird, und unter dem Flugzeug das tiefe Grün des tropischen Regenwaldes dominiert. Wir befinden uns mittlerweile mitten über dem Amazonasgebiet, und so wie zuvor nur das Blau des Ozeans zu sehen war, erblickt man nun nur noch das Dunkelgrün des Regenwaldes soweit das Auge reicht.




    Längst haben wir den Äquator überquert und der GPS-Tagger auf meiner Kamera überträgt nur noch Minus-Werte in die Aufnahmen. Mir fällt die enorme Größe der Flüsse unter uns auf. Obwohl wir uns auf einer Höhe von 11.000 Meter befinden, sind die Flüsse groß und breit zu sehen. Man kann nur erahnen, wie breit diese Ströme erst sein müssen, wenn man direkt davor steht. :pleasantry_1:
    Beim Überflug von Manaus kann ich leider nichts von der Stadt sehen, diese liegt unter einer geschlossenen Wolkendecke. Wenig danach sind die Wolken wieder weg und der Amazonas und seine Nebenflüsse wirken wie große Seen unter dem Flieger.




    Ein Ehepaar aus der österreichischen Reisegruppe steht nun neben meinem Sitz. Der Mann nutzt die Gelegenheit einige Aufnahmen aus den Fenstern vor meinem Sitz zu machen. Wir unterhalten uns eine Zeit lang, die Reisegruppe hat ein ähnliches Reiseprogramm wie ich. Wer weiß, vielleicht begegnen wir uns in Peru ja irgendwo wieder.
    Der Regenwald wird langsam dünner, und vor uns tauchen hohe Berge auf. Wir haben die Anden erreicht. Beim Überflug wird einem schnell bewusst wie hoch hier die Berge sind, denn trotz 11.000 Meter Flughöhe scheint es, als wären die Bergspitzen nur wenig unter uns.




    Die Landung in Lima steht nun unmittelbar bevor. Wir drehen eine große Kurve über den Pazifik, verlieren dabei ordentlich an Höhe, und fliegen den Flughafen von Lima nun von Norden an. Was ich beim Anflug so von Lima zu sehen bekomme, ist wenig vielversprechend. Über weite Flächen nur flache Lehmhütten, nur vereinzelt von beleuchteten Straßen durchzogen.
    Beim Ausstieg halte ich meinen Reisepass und die beiden Papiere, die ich während des Fluges bekommen und ausgefüllt habe, bereit. Zuerst geht es nun durch die Passkontrolle, ich bekomme dort den unteren Abschnitt des Einreisedokumentes, den ich bei der Ausreise wieder vorlegen muss.
    Nun warte ich am Gepäckband auf meinen Trolley, aber es dauert und dauert. Ich nutze die Zeit um an dem Wechselschalter in der Nähe des Gepäckbandes meine US-Dollar in peruanische Soles zu wechseln. Nachdem ich meinen Trolley schließlich auch vom Band genommen habe, geht es durch die Zollkontrolle. Hier gebe ich das zweite Dokument ab, eine Bestätigung, das ich nichts zu verzollen habe.


    Im Flughafen warten schon zwei Mitarbeiter des peruanischen Reiseveranstalters CAT, ein Partner meines deutschen Veranstalters, auf mich. Der jüngere, Luis, begrüßt mich und stellt mir Ronald, den Fahrer vor. Dieser nimmt mir mein Gepäck ab und ich begleite die beiden nach draußen zum Auto. Schlagartig wird mir klar, das es in Lima Spätsommer ist, es hat auch zu dieser Uhrzeit noch 24°C und ist ziemlich schwül. :hmm:
    Kaum im Auto bin ich froh, das ich meine Jacke ablegen kann. Ich merke nun auch eine gewisse Müdigkeit, kein Wunder, bin schließlich schon seit über 20 Stunden auf den Beinen. Während der etwa vierzig minütigen Fahrt zum Hotel, geht Luis mit mir nochmal den ganzen Reiseverlauf durch. Da ich nicht mehr ganz so aufnahmefähig bin, konzentriere ich mich auf die Punkte, die sich etwas geändert haben. Ich kann ihm auch gleich mitteilen, das ich mich als Ersatz für das Machu Picchu Modul für Maras-Moray und gegen La Paz entschieden habe.




    Wir lassen endlich den abendlichen Berufsverkehr hinter uns, und erreichen den Stadtteil Miraflores, eine typische Touristengegend mit vielen Hotels und Restaurants. Hier wirkt die Umgebung doch erheblich freundlicher, als in den Stadtteilen die wir zuvor durchfahren haben.
    Noch ein paar mal rechts und links um die Ecken, und wir stehen vor dem Hotel Antigua Miraflores, meiner Unterkunft für die nächsten zwei Nächte. Das Hotel, eine Villa im kolonialen Stil, macht einen sauberen und freundlichen Eindruck. Ein älterer Hotelmitarbeiter trägt mir mein Gepäck hoch in den dritten Stock zu meinem Zimmer Nr.36. Ich bin noch etwas unsicher bezüglich des Trinkgeldes, gebe ihm zwei Soles (entspricht etwa € 0,50) und habe damit scheinbar gut getroffen, jedenfalls verabschiedet er sich mit einem dankbaren Lächeln. :ok:
    Nun habe ich Zeit mir mein Zimmer genauer anzusehen. Der Raum liegt direkt unter dem Dach, von dem ein Deckenventilator herunterhängt.
    Das Zimmer ist bestückt mit alten Stilmöbel, die auf mich durchaus echt wirken, aber ich bin kein Experte. Lediglich die Nasszelle ist modern ausgelegt und macht einen einwandfreien, sauberen Eindruck.
    Die Fenster gehen zum Patio (Innenhof) des Hotels, in dessen Mitte ein schöner Springbrunnen steht.




    Ich mache mich ein wenig frisch, ziehe mir etwas Leichteres an und verlasse das Hotel zu einem Bummel an die Pazifikküste. Ein Restaurant muss ich mir nicht suchen, ich bin noch total satt von den vielen Mahlzeiten im KLM-Flieger.
    Die Schwüle hat inzwischen nachgelassen, die Temperaturen sind jetzt sehr angenehm. Prompt laufe ich natürlich zuerst in die falsche Richtung :blush2: . Nach einem Blick auf den kleinen Stadtplan von Miraflores, den mir Luis noch gegeben hatte, wende ich und bin zehn Gehminuten später endlich an der Steilküste. Die Straßen sind fast alle schachbrettartig angeordnet, dadurch kann man sich nicht sehr verlaufen. Um nach vorn an die Steilküste zu kommen muss ich allerdings noch die Uferstraße überqueren, was sich als schwierig erweist.
    Schließlich schaffe ich es aber doch, und genieße den traumhaften Blick über die Pazifikküste. Rechter Hand ist in der Ferne eine stark beleuchtete Landzunge zu sehen, es kann sich dabei eigentlich nur um Callao, die Hafenstadt Limas, handeln.
    Unten, direkt am Strand, zieht sich auch noch eine Straße hin, welche aber bei weitem nicht so stark befahren ist, wie die Uferstraße auf der Steilküste.




    Neben der Straße befindet sich hier eine parkähnliche Anlage, deren Bänke und Mauern von vielen jungen Paaren belegt sind. In der Mitte dieser Anlage steht auch die passende Skulptur dazu. Der Park hat den treffenden Namen 'Parque del Amor'.
    Auf der rechten Seite kann ich im Dunkeln noch weitere kleine Parkanlagen erkennen, doch ich wende mich nach links. Nun muss ich zuerst eine lange, überdachte Brücke überqueren. Unter ihr führt ein breites Tal von der Stadt zum Pazifik-Strand. Hier führt eine vierspurige Straße nach unten, ebenso gibt es einem asphaltierten Fußweg der die Steilküste mit dem Strand verbindet.




    Dieser Weg, wie auch die Straße werden stark benutzt, führen sie doch auch zu einem traumhaft gelegenen Restaurant, mitten im Pazifik. Das Restaurant La Rosa Náutica gilt nicht nur wegen seiner herrlichen Lage als eine der Topadressen in Miraflores. Gerade für seine hervorragenden Fischgerichte ist dieses Restaurant bekannt. :hut:
    Ich behalte mir dieses Haus im Hinterkopf, vielleicht ein Idee für mein morgiges Abendessen. Neben dem Restaurant ziehen sich breite Sandstrände nach Nord und Süd. Vom Baden wird aber in den meisten Reiseführern abgeraten, da es mit der Wasserqualität hier nicht zum Besten stehen soll.
    Direkt oberhalb des Restaurants ist auf der Steilküste ein Aussichtspunkt, der Mirador de Miraflores. Von hier hat man auch einen schönen Blick über die südliche Steilküste und den darunterliegenden Strand. Ebenso ist hier ein weiter Blick bis hinüber zum Stadtteil Chorrillos möglich.


    Ich wandere noch ein wenig weiter nach Süden, bevor ich mich wieder auf den Rückweg zum Hotel mache. Wieder über die lange Brücke versuche ich am Parque del Amor erneut die Straße zu queren. Auch diesmal dauert es einige Zeit, bevor ich eine Lücke in der Fahrzeugschlange entdecke, die ich nutzen kann.
    Auf der anderen Seite sehe ich einen kleinen Kiosk, an dem ich mir etwas Wasser für die Nacht und den nächsten Tag kaufen möchte. Es dauert etwas, bis ich der Verkäuferin verständlich machen kann, das ich gerne zwei kleine, aber kalte Flaschen Wasser möchte. Schließlich bekomme ich zwei einigermaßen kalte Flaschen für zwei Soles die Flasche.
    Im Hotel angekommen begebe ich mich aufs Zimmer und lege mich auch sofort hin. Morgen werde ich um 9 Uhr abgeholt, daher möchte ich gegen sieben Uhr aufstehen, damit ich in Ruhe duschen und frühstücken kann.


    ….. continuará (… wird fortgesetzt)

    Gruß Jobo,


    Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben.
    - Alexander von Humboldt -


    (Links zu meinen Reiseberichten finden sich im Profil/über mich)


  • Ah - der Sonntag ist gerettet - vielen Dank schon mal, fange gleich an zu lesen!

    Meine Fahrten: FINNMARKEN - NORDLYS - NORDNORGE - KONG HARALD - VESTERÅLEN - LOFOTEN (5X) - FRAM

    Reiseberichte siehe Profil !


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  • Dienstag, 16.März 2010

    Zumindest den ersten Teil der Nacht habe ich gut geschlafen, bis ich gegen 02:30 Uhr von der lauten Heimkehr meiner Zimmernachbarn, zwei offensichtlich angetrunkener Amerikaner, geweckt werde :fie: . Danach kann ich nicht mehr so richtig einschlafen und dämmere mehr in meinem Bett dem Morgen entgegen. Um sechs Uhr stehe ich schließlich auf und begebe mich, nach der Morgentoilette, zum Frühstück.




    Ich bin der erste hier an diesem Morgen und es dauert ein wenig, bevor ich bedient werde. Zum Frühstück gibt es zwei fladenteigähnliche Brötchen, etwas Butter und ein wenig Marmelade. Dazu ein Glas Orangensaft und ein kleines Kännchen mit Kaffee, nicht gerade das, was ich mir unter einen reichhaltigen Frühstück vorstelle. Na ja, andere Länder, anderes Frühstück.
    Der Kaffee ist eher eine Art Kaffeeextrakt, man muss ihn mit dem heißen Wasser, welches zusätzlich gereicht wird, noch etwas verdünnen, dann schmeckt er aber sehr gut.




    Noch bevor weitere Gäste zum Frühstück erscheinen, bin ich bereits fertig und gehe wieder auf mein Zimmer. Heute steht eine Stadtrundfahrt mit eigenen Fahrer und Fahrzeug an. Ich nehme meine Kamera und warte in der Hotellobby auf meinen Fahrer. Die Hotellobby ist ebenfalls mit älteren Stilmöbeln eingerichtet, von der Decke hängt ein großer Lüster herunter.
    Mein Fahrer trifft kurz vor neun Uhr ein, es ist der Fahrer von gestern, Ronaldo. Er spricht zwar kein englisch, und ich kein spanisch, aber wir können uns trotzdem verständigen. Er lässt mir die Wahl, ob wir die Klimaanlage einschalten, oder das Seitenfenster offen lassen sollen.




    Ich entscheide mich für das Seitenfenster, da wir gerade an der Küste entlang fahren und frische Luft durch das geöffnete Fenster hereinkommt, ein Fehler wie sich später herausstellt :blush2: . Wir halten am Parque del Amor und ich kann mir die Küste nun bei Tageslicht anschauen. Auch das schöne Restaurant La Rosa Náutica ist nun gut zu erkennen.
    Es weht ein leichter Wind vom Pazifik die Steilküste hinauf. An dem weitläufigen Strand sind keine Badenden zu sehen, sicherlich auch aufgrund der frühen Tageszeit. Die Küstenstraße auf der Steilküste ist aber auch jetzt schon ebenso stark befahren, wie am gestrigen Abend.




    Vom Himmel ist aber nichts zu erkennen, irgendwie hängt die ganze Küste unter einer grauen Dunstglocke. Im Hintergrund ist der große Taleinschnitt mit der darüber führenden Brücke zu erkennen. Die Straße in diesem Tal ist an diesem Morgen wie verlassen, ein ganz anderes Bild als am gestrigen Abend, als eine schier endlos scheinende Schlange an Fahrzeugen auf die untere Uferstraße heraus strömte.
    Ich dehne diesen Stopp am Parque del Amor reichlich aus, da ich die Ruhe und die schöne Aussicht lange auf mich wirken lasse. Immerhin sind an diesem Morgen noch keine Paare in dem Park, nur ein kleiner Reinigungstrupp ist bereits unterwegs um den Park wieder in einen sauberen Zustand zu bringen.




    Bei einem Blick auf den Pazifik kann ich eine kleine Anzahl von Surfern entdecken, die selbst die relativ kleinen Wellen für ihre sportlichen Ambitionen nutzen.
    Ich steige nun wieder in den Minibus und die Fahrt geht durch die Straßen von Miraflores. Um die Geschwindigkeiten zu reduzieren, sind vor den Einmündungen und Kreuzungen jeweils hohe Bodenschweller eingelassen. Um diese zu überfahren, müssen Fahrzeuge bis auf Schrittgeschwindigkeit abbremsen. Beim Überfahren hebt es dadurch das Fahrzeug rund 15 cm in Höhe und dann wieder herunter.
    Die Strecke führt uns weiter in Richtung des Stadtteils San Isidro, neben Miraflores auch einer der gepflegten Stadtteile. An der erst kürzlich freigelegten Tempelanlage Huaca Pucllana machen wir einen weiteren Halt. Es ist schon seltsam, mitten in einer Millionenstadt, Lima soll rund acht Millionen Einwohner haben, auf einen alten Inka-Tempel zu treffen.


    Nach diesem kurzen Halt fahren wir nun in San Isidro ein. Hier finden sich viele Villen besser verdienender Peruaner. Die Villen sind meist von hohen Mauern umgeben, auf denen sich häufig noch Stacheldraht befindet. Die Tore werden vereinzelt von Sicherheitspersonal bewacht.
    Auch in San Isidro finden sich viele dieser Bodenschweller. Die weitere Fahrt geht durch einige kleinere Stadtteile. Jetzt rächt sich meine Idee, das Fenster geöffnet zu lassen. Die Smogwolke in der sich Lima permanent befindet, hinterlässt nun, zusammen mit dem Geholpere über die Bodenschweller, ihre Spuren bei mir. Ich spüre eine langsam aufkommende Übelkeit.
    So geht es langsam aber sicher in Richtung Innenstadt, der steigenden Übelkeit versuche ich tapfer zu widerstehen. Ist schon komisch, Windstärke acht bis neun in der Barentsee an Bord eines kleinen Schiffes haben mir nichts ausgemacht, aber der Smog von Lima schafft mich. :bad:




    Ich halte noch eine Zeitlang durch, aber als wir die Plaza San Martin erreichen, bitte ich Ronaldo um einen kurzen Stopp. Ich brauche jetzt einfach mal einige holperfreie Minuten im Stehen.
    Man merkt schnell, das es schon Mittagszeit ist, dementsprechend ist der Verkehr hier rund um die Plaza. Auf dem Platz selbst sind auch schon viele Menschen unterwegs. Die Häuser an diesem Platz sind natürlich nicht mit den kleinen, teils sehr armseligen Häusern der kleineren Stadtteile zu vergleichen. Es sind große, herrschaftliche Bauten in überwiegend kolonialen Stil.




    Nach rund zehn Minuten geht es mir wieder etwas besser und wir setzen unsere Fahrt fort. Das nächste Ziel, die Plaza Mayor, ehemals Plaza de Armas, ist nur wenige Minuten entfernt. Es ist der Hauptplatz von Lima, hier finden sich viele Paläste wie auch das Rathaus. Wir umrunden den Platz einmal und biegen danach rechts ab. Nach wenigen Sekunden halten wir neben der Iglesia de San Francisco. Hier wird Ronaldo das Auto auf einem der Innenhofparkplätze abstellen.
    Es ist mittlerweile 12:45 Uhr, und ich verabrede mit Ronaldo, das ich wieder um 14 Uhr hier am Parkplatz bin, für die Rückfahrt zum Hotel.




    Ich überquere die Straße und befinde mich auf dem kleinen Platz vor der Iglesia de San Francisco, einer großen gelb getünchten Kirche. Hier fallen mir, wie schon zuvor auf den beiden Plätzen, wieder viele Polizisten mit kugelsicheren Westen und starker Bewaffnung auf. Auch steht ein gepanzerter Polizeiwagen an der Ecke, indem sich weitere Polizisten in Bereitschaft befinden. An dieses Bild werde ich mich in den nächsten 14 Tagen gewöhnen müssen. :search:
    Die Iglesia de San Francisco ist bevölkert von unzähligen Tauben. Die Iglesia ist eine Klosterkirche, links vom Hauptportal ist der Eingangsbereich des Klosters zu sehen. Die UNESCO hat Kirche und Kloster zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt.




    Gleich gegenüber der Kirche ist ein schönes Gebäude zu sehen, mit ansprechenden Holzverkleidungen um alle Fenster und Türen. Ich spaziere nun die Jirón Ancash entlang.
    In dieser Straße befinden sich auf beiden Seiten sehenswerte koloniale Gebäude, die entweder mit großen hölzernen, oder mit kunstvoll gemauerten Balkonen bestückt sind. Die Holzbalkone sind zum Teil komplett geschlossen und haben richtige Fenster zum öffnen.
    Diese Balkone wirken eher wie riesige verlängerte Erker. Die Straße mündet auf die Calle de Pescaderia. An der Straßenecke ist die Ost- und Nordfassade des Palacio de Gobierno, des Regierungspalastes, zu sehen. Ich wende mich nach links, die Calle de Pescaderia entlang.




    Es fällt mir immer noch sehr schwer tief durchzuatmen, da diese Straßen alle sehr stark befahren sind. Das was da aus den Auspuffrohren der teilweise doch sehr alten Fahrzeuge kommt, hat sicherlich niemals einen Katalysator von innen gesehen. Es erinnert sehr stark an die Rauchwolken, die in den 60er und 70er Jahren den Fahrzeugen bei uns entschlüpften. Dementsprechend ist auch der Gestank.
    Ansonsten macht diese Straße eigentlich einen netten Eindruck, saubere Gehsteige sind mit schönen, gusseisernen Laternen bestückt, die wunderbar zu den verzierten Häuserfassaden passen. :good3:




    Am Ende der Straße erreiche ich den Plaza Mayor und wende mich zuerst nach rechts um mir den Regierungspalast von vorn anzuschauen.
    Ich wechsle über die Straße auf den großen Platz. In der Mitte steht ein reich verzierter fast 350 Jahre alter Brunnen, er bildet den Nullpunkt aller Entfernungen in Peru.
    An der Westseite des Platzes, gleich neben dem Regierungspalast ist das Municipalidad, das Rathaus zu sehen. Das prachtvolle Gebäude ist, wie auch die angrenzenden Gebäude, in Gelb gehalten.




    Die weiträumigen Grünanlagen auf dem Platz wirken äußerst gepflegt und sind mit schönen Blumenrabatten durchsetzt. Dieser Platz stellt klar den Mittelpunkt der Hauptstadt Perus dar und bildet durch seine Gestaltung einen Platz der Begegnung für Jung und Alt. Viele Sitzbänke laden hier zum Verweilen ein, wenn nur der unerträgliche Abgasgestank, der permanent den alten Autos entströmt, nicht wäre.
    Ich wende mich nun der Südseite des Platzes zu. Auch hier stehen prächtige Gebäude, überwiegend in Gelb gehalten, mit den großen Erkern und Arkaden unter denen man genussvoll wandeln kann. An der Ostseite steht dominierend die Catedral de Lima, deren ursprünglicher Bau bis auf das Jahr 1555 zurückreicht.




    Man muss schon genau hinschauen, um links neben der riesigen Kathedrale mit ihren zwei wuchtigen Türmen die unscheinbare Iglesia del Sagrario wahr zu nehmen. Sie ist die wohl älteste erhaltene Kirche der Stadt.
    Gleich daneben steht der Palacio de Arzobispo. Der erzbischöfliche Palast ist eine originalgetreue Rekonstruktion aus dem Jahr 1924. Auffällig sind die reichgeschnitzten Holzerker, von denen der Klerus, ohne selbst gesehen zu werden, das Geschehen auf dem Platz und vor der Kathedrale beobachten konnte.
    Ich wechsle wieder in die Mitte des Platzes und verweile hier einen Augenblick auf einer der vielen Sitzbänke. Genussvoll lasse ich das Flair dieses Platzes einige Zeit auf mich einwirken. Danach drehe ich eine erneute Runde um den Platz, diesmal in umgekehrter Richtung.




    An der Ecke zwischen Rathaus und Regierungspalast werfe ich einen tiefen Blick in die Conde de Superunda und kann hier in einiger Entfernung den Kirchturm der Iglesia de Santo Domingo erkennen.
    An der Nordseite des Platzes schlendere ich nun am Regierungspalast entlang. Als ich durch das Palastgitter ein Foto des Palastes machen will, werde ich sofort von einer der Wachen angesprochen. Er kontrolliert nun kurz meine Kamera, ob denn da nicht zufällig der Lauf einer Kalaschnikow aus dem Objektiv herausschaut. Als er sich dann von der Harmlosigkeit meiner touristischen Erscheinung überzeugt hat, darf ich auch mein Foto machen. :dance3:
    Der Palast wurde 1938 bis 1939 im neoklassischen Stil an der Stelle erbaut, an der früher der Palast des spanischen Eroberers Francisco Pizzaro stand. Er ist der Wohn- und Amtssitz des amtierenden Präsidenten.




    Vor dem Palast ist ein großer Platz, der aber jetzt wie leergefegt wirkt. Ich mache noch einige Aufnahmen von dem Palast, der Kathedrale und den anderen Gebäuden an der Plaza Mayor, bevor ich, vorbei am Palacio de Arzobispo, die Plaza in Richtung Jirón Junin verlasse. Dabei fällt mir noch eine schöne große Holztür mit vielen Messingbeschlägen am Palacio de Arzobispo auf.
    Auch die Häuser in der Jirón Junin wirken auf mich absolut ansprechend. Viele große Holzerker sind hier wieder zu sehen, neben schönen verzierten Balkonen.
    Die meisten der Gebäude sehen aus, als hätte man sie erst kurz zuvor saniert. Die Farben der Außenfassaden leuchten noch kräftig und nur an wenigen Häusern bröckelt der Putz.
    Die Straße, eine Fortsetzung der Conde de Superunda, zieht sich an drei Häuserblocks entlang bis zur Avenida Albancay, eine große, achtspurige Durchgangsstraße mit dem entsprechend starken Verkehr. Ohne die hier überall angebrachten Ampeln wäre eine Überquerung dieser Straße sicher lebensgefährlich.




    Ich nutze eine dieser Ampeln und erreiche auf der anderen Straßenseite die Plaza Bolivar.
    Dieser Platz wird von einem großen Reiterstandbild in der Mitte beherrscht. Es zeigt den Freiheitshelden Simón Bolivar, den 'Befreier' Südamerikas.
    An der Rückseite wird dieser große Platz vom Congreso, dem Sitz des peruanischen Parlamentes, überragt. In den Gewölben des auffälligen Gebäudes an der Südwestecke des Platzes wurden einst Angeklagte gefoltert. Hier residierte ehemals das Inquisitionsgericht, heute ein entsprechendes Museum.
    Ich kämpfe mich wieder durch auf die andere Straßenseite und habe dort einen guten Blick auf einen Hügel im Norden der Stadt. Oben auf dem Hügel steht ein großes Kreuz, ein Bild, das ich in Peru noch oft sehen werde. Ich kann sehen, das die große Straße zu einer Brücke führt. Brücken überspannen meist Flüsse, also gehe ich in dieser Richtung, in der Hoffnung dort auf einen Fluss zu treffen, und damit auf etwas frische Luft.




    Ich erreiche schließlich eine weitläufige Parkanlage, den Parque de la Muralla, direkt unterhalb der Brücke. Tatsächlich fließt hier der Rio Rimac, der aber die Bezeichnung Fluss eigentlich nicht verdient. Er hat eher etwas von einer schmutzigen, braunen dahinfließenden Brühe :pardon: . Die Parkanlage selbst ist aber recht schön angelegt und lädt zum Verweilen ein. Ein Blick auf meine Uhr zeigt mir, das ich noch rund 30 Minuten Zeit habe, bis ich wieder am Auto sein muss.




    Ich nutze die verbleibende Zeit und schlendere langsam durch den Park. Am Ende des Parkes steht ein großes Reiterstandbild des Konquistadors Francisco Pizzaro. Am Ufer des Flusses wird wohl gerade ein Vergnügungspark gebaut, jedenfalls sind hier diverse Buden zu sehen, ebenso wie eine kleine Bahn, wie sie gerne an touristischen Attracktionen benutzt wird um viele gehbehinderte, aber auch gehfaule Touristen gemütlich zu befördern.




    Ich nähere mich jetzt wieder meinem Ausgangspunkt durch die Calle de la Soledad. Hier kann ich auch sehen, das es in Lima nicht nur Vorzeigegebäude gibt. Die Capilla de la Soledad, eine große Kapelle an der Hinterseite des Klosters San Francisco, ist in einem erbärmlichen Zustand. :hmm:
    Nur Minuten später erreiche ich wieder den Platz vor der Iglesia San Francisco. Da ich noch rund zehn Minuten Zeit habe, schaue ich mich nun etwas genauer hier um.




    Der Platz vor der Kirche ist ein einziges Taubenklo. Man muss schon sehr aufpassen, das man nicht mitten in den Vogelkot hineinläuft. Das ist aber auch kein Wunder, wenn man diese Massen von Tauben sieht, die sowohl die Kirche, wie auch den ganzen Vorplatz belagern.
    Trotz der offensichtlichen Taubenplage sehe ich aber auch hier Leute, die auf dem Platz stehen und die Tauben auch noch füttern. Die Außenfassade der Kirche scheint aber erst vor kurzer Zeit einen neuen Anstrich bekommen zu haben, jedenfalls weist sie im Moment kaum Spuren der Vögel auf.
    Ich überlege kurz ob ich noch einen Blick in die Kirche oder das Kloster werfen soll, aber die Zeit reicht dafür nicht aus. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite führt eine offene Hofeinfahrt zu dem Parkplatz.


    Ronaldo wartet hier schon auf mich und wir können sofort losfahren. Ich hoffe, dass die Rückfahrt nicht zulange dauert, da ich immer noch eine leichte Übelkeit im mir verspüre. Wir schlängeln uns aus der engen Hofeinfahrt, ich werfe noch einen Blick auf das Kloster San Francisco, bevor wir rechts abbiegen und in Richtung der Avenida Abancay fahren.
    Wir mühen uns nun durch den dichten Verkehr und ich merke, das auch die Klimaanlage die Abgase nicht ganz vom Innenraum fernhalten kann :nono: . Nach einiger Zeit passieren wir die Plaza Grau mit ihren modernen Justiz- und Bankgebäuden.
    Die Fahrt geht weiter Richtung Süden, Richtung Miraflores. Es dauert aber doch etwa 30 Minuten, bis wir wieder vor dem Hotel Antigua Miraflores halten, worüber ich dann doch recht froh bin.
    Ich gebe Ronaldo zehn Soles Trinkgeld für die Fahrt und seine mühevollen Erklärungen, die ich zwar nicht immer wörtlich, aber meist sinngemäß verstanden habe. Ich habe, aufgrund meines leichten Unwohlseins, keinen rechten Appetit, also begebe ich mich auf mein Zimmer und lege mich zu einem kleinen Nickerchen aufs Bett.


    Aus dem Nickerchen wird ein mehr als zweieinhalbstündiger Schlaf, so ist es schon nach 17 Uhr als ich wieder aufwache. Ich beschließe noch eine Runde an der Steilküste entlang zu spazieren, um die frische Seeluft zu inhalieren. Das Hungergefühl ist noch nicht so richtig da, also entscheide ich mich, nur einen kleinen Imbiss zu nehmen und will daher, statt eines Restaurants eines der Imbissgeschäfte die sich in dem großen Einkaufzentrum an der Steilküste, dem Centro Comercial Larcomar, aufsuchen.
    Ich verlasse gegen 18 Uhr das Hotel und wende mich diesmal gleich in die richtige Richtung. An der Uferstraße muss ich die üblichen Minuten warten, bis ich selbige überqueren kann.
    Den Parque de Amor rechts liegen lassend, gehe ich über die große überdachte Brücke. Dahinter steht ein Monument, dessen Zweck sich mir aber nicht erschließt. Nach weiteren 600 Metern erreiche ich das Larcomar. Dieses große Einkaufzentrum zieht sich über mehrere Etagen einen großen Bereich an der Steilküste entlang.


    Ich betrete das Einkaufzentrum und fahre mit den Rolltreppen zwei Etagen nach unten. Hier befinden sich die ganzen Fast-Food-Läden und Imbisse. Alle namhaften amerikanischen Fast-Food-Läden sind hier vertreten. Ich entscheide mich aber für einen kleinen Imbissgrill, der Steaks mit Beilagen anbietet, auf die amerikanischen, chemisch aufgeputschten Fast-Essen stehe ich absolut nicht.
    Nachdem ich meinen kleinen Hunger gestillt habe :popcorm2: , wandere ich wieder zurück zum Hotel, schließlich startet morgen um 9 Uhr mein Flieger nach Arequipa. Bei einer geschätzten 45minütigen Fahrzeit zum Flughafen habe ich das Taxi für 7:30 Uhr bestellt, also ist Aufstehen für 6:30 Uhr angesagt.
    Diesmal stehe ich rund 25 Minuten an, um endlich die Uferstraße zu überqueren. Im Hotel geht es gleich aufs Zimmer, Koffer packen, und danach noch ein wenig im Reiseführer lesen.
    Schließlich möchte ich doch wissen, was mich morgen in Arequipa erwartet.
    Ich hoffe, dass es diese Nacht ruhig bleibt, und ich gut durchschlafen kann. Es dauert auch nicht sehr lange, bis ich einschlafe und dann ins Reich der Träume wechsle.
    Diese Nacht bleibt es tatsächlich ruhig, die Amerikaner sind wohl abgereist.


    ….. continuará (… wird fortgesetzt)

    Gruß Jobo,


    Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben.
    - Alexander von Humboldt -


    (Links zu meinen Reiseberichten finden sich im Profil/über mich)



  • Als er sich dann von der


    Harmlosigkeit meiner touristischen


    Erscheinung überzeugt hat, darf ich auch


    mein Foto machen.


    So ganz habe ich noch nicht begriffen, wie die Reise gestrickt war. Du warst also nicht mit einer Gruppe
    unterwegs, oder.? Und Fahrer wie den Ronaldo usw. hast Du vorher quasi als "Baustein" gebucht?
    Kannst Du das mal ganz kurz erklären bitte ?
    Und wie läuft das praktisch mit den schwierigen Namen. Steht man da an den Straßenecken und schreibt
    ständig Tagebuch, oder wie 8|
    Aber ein schööööner Bericht, wann geht's weiter :thumbup:
    Gruß
    Renate

  • Kannst Du das mal ganz kurz erklären bitte ?

    Das kann man hier am Besten nachlesen. (Nachtrag: Die Reise in der von mir gemachten Form wird vom Veranstalter mittlerweile nicht mehr angeboten)


    Steht man da an den Straßenecken und schreibt


    ständig Tagebuch, oder wie

    Nö, man schreibt sich abends, oder wenn man tagsüber Zeit hat ein paar Stichpunkte auf. Anhand der Notitzen und der gemachten Bilder (natürlich mit GPS-Koordinaten) und den eigenen Erinnerungen ist es dann problemlos möglich einen entsprechenden Reisebericht zu schreiben (natürlich helfen dabei auch Stadtpläne, Reiseführer und google earth). :thumbup:


    Aber ein schööööner Bericht, wann geht's weiter

    Das geht allerdings bei einem so ausführlichen Bericht nicht so schnell. Sätze wollen formuliert sein und mit Bildern geschmückt. Das braucht doch viel Zeit. 8|


    Aber keine Angst, bis September bin ich bestimmt fertig ..... :dance3: :dance3: :dance3:

    Gruß Jobo,


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  • Uuuiiiihhh,
    ich habe mir eben mal die Reisebeschreibung durchgelesen.
    Ich bin zwar nicht ängstlich, hätte mich da aber wohl nicht
    rangetraut :fie:
    Mir fiel gerade meine Reise nach St. Petersburg ein, eine Gruppenreise
    natürlich. Ich gucke dann immer, ob man auch ja genug Zeit für die "eigene Faust"
    hat. Hatten wir - 1 ganzen Tag. Das war Spannung pur, alleine schon das U-Bahnfahren.
    Ich hatte zwar einen Plan, aber der nutzt nur bedingt, wenn Du rasend schnell erfassen
    musst, wo Du eigentlich bist. Sprache und Schrift, die Du nicht verstehst......
    Zum Glück sind die Russen sehr liebenswürdig, erstaunlicherweise vor allem die alten.....
    Gruß
    Renate

  • Diese "Erkerchen" von denen du schreibst - oder eigentlich verkleidete Balkone - sind in Spanien auch üblich und wir schätzen sie sehr als "Klimaschleuse" - hält im Sommer etwas die Hitze und im Winter die Kälte ab. Gibt es in unterschiedlichsten Varianten und Variationen, je nach Grösse und Güte des Hauses.


    Cádiz


    Medina Sidonia

    Meine Fahrten: FINNMARKEN - NORDLYS - NORDNORGE - KONG HARALD - VESTERÅLEN - LOFOTEN (5X) - FRAM

    Reiseberichte siehe Profil !


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  • Bis jetzt gefällt mir der Peru-Bericht sehr gut, weiter so und vielen Dank! Wo hast du denn bei der Landung in Lima Lehmhütten gesehen? Auf dem Foto sehe ich keine. :clapping:

  • Auf dem Bild ist die unmittelbare Umgebung des Flughafens zu sehen, hier stehen einige wenige zwei- und dreistöckige Häuser. Alles was du im Hintergrund siehst, in beige-brauner Farbe, sind kleine Lehmhütten. ;)

    Gruß Jobo,


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  • Diese "Erkerchen" von denen du schreibst - oder eigentlich verkleidete Balkone - sind in Spanien auch üblich

    Na ja, diese Erkerchen sind in Peru eher ausgewachsene Erker:

    :ok:

    Gruß Jobo,


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  • Oh, sah beim 1.hinschauen so nach für uns normalen Häusern aus. Wie gut wir es hier selbst mit wenig Geld haben! Danke für die Eklärung!

  • Es ist nicht so einfach aus der Luft zu erkennen, vielleicht hier etwas besser:

    Gruß Jobo,


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  • Ja, aber immernoch schwer vor Häusern zu unterscheiden, aber jetzt weiß ich ja Bescheid.

  • Na ja, diese Erkerchen sind in Peru eher ausgewachsene Erker:


    ich möchte ja auch unser 10'000-Seelenörtchen nicht gleich mit Lima vergleichen...

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  • Was nicht ist, kann ja noch werden ... :thumbup:

    Gruß Jobo,


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  • Mittwoch, 17.März 2010


    Ich schlafe einigermaßen gut bis etwa 4:30 Uhr, da machen sich wohl die Schlafstunden vom gestrigen Nachmittag bemerkbar. Also wieder der erste beim Frühstück, welches heute auch nicht reichhaltiger ist. Danach hole ich mein Gepäck vom Zimmer und warte in dem kleinen Garten vor dem Hotel auf mein Taxi.
    Dieses trifft auch pünktlich ein, und wir starten zum Flughafen. Unterwegs versucht der Taxifahrer eine Unterhaltung mit mir. Nachdem er festgestellt hat, das ich Deutscher aus dem Münchner Raum bin, schmettert er mir sein erstes deutsches Wort entgegen: „Oktoberfest“. :laugh1:
    Es folgen noch die Begriffe „Nietzsche“ und „Gutenberg“, während wir durch endlos scheinende Slumgebiete fahren. Nur ab und zu wird das Bild der Blech- und Lehmhütten durch einzeln herausragende Kirchen aufgelockert.


    Rund 35 Minuten sind vergangen, als wir vor dem Flughafenterminal anhalten. Die Fahrt kostet 45 Soles. Im Terminal wende ich mich an den Schalter der peruanischen Gesellschaft LAN. Hier werde ich an die Eincheck-Automaten an der gegenüberliegenden Seite verwiesen. Diese akzeptieren aber meinen Buchungscode nicht, also wieder zurück zum Schalter.
    Die Angestellte traut natürlich keinem Touristen und geht nun mit mir zum Automaten. Dieser verweigert aber weiterhin den Gehorsam und zwingt die Angestellte doch tatsächlich, mit mir zum Schalter zurückzugehen und dort die Daten von Hand in ihren Computer einzugeben. Ich bekomme endlich mein Ticket und verabschiede mich mit dem „Tutmirleiddassiewegenmirarbeitenmussten“-Blick :pillepalle: , und begebe mich zur Sicherheitskontrolle.




    Ich werde gefragt, ob ich irgendwas Gefährliches dabei habe, und darf, nach einer flüchtigen Röntgenkontrolle meines Handgepäcks passieren. Auch die Flughafen-Tax, ca. 20 Soles, muss ich noch bezahlen, bevor ich zum angegebenen Gate 10 gehen kann. Das Gate wird in Folge noch zweimal gewechselt, zuerst zu 9 und endlich zu 8, bevor das Boarding startet.
    Dabei werden die Fluggäste schon vorsortiert in zwei Reihen. In der linke Reihe dürfen sich die Passagiere der vorderen Sitzreihen stellen, in der rechten Reihe stehen die Passagiere der hinteren Sitzreihen. Das Flugzeug steht vor dem Terminal auf dem Flugfeld, wo beide Reihen, nach dem Passieren des Boardingteams wieder zusammenkommen. :mosking:




    Wir heben pünktlich ab, und nach einer großen Schleife über den Pazifik nimmt die Maschine Kurs auf Arequipa. Der Flug verläuft sehr angenehm und ruhig, wir überfliegen reichlich Berge und ich kann nach einiger Flugzeit auch den Laguna de Parinacochas unter mir erkennen. Kurz vor Arequipa sehe ich interessante Geländelinien unter uns, die ich aber nicht zuordnen kann. Nun tauchen immer mehr Lehmhütten unter uns auf, ein sicheres Zeichen, das wir uns Arequipa nähern.
    Nach der Landung werde ich von einer Mitarbeiterin der örtlichen Agentur Planet Travel empfangen. Sie führt mich zu einem bereitstehenden Kleinbus. Hier wartet bereits ein weiterer Deutscher mit dem Fahrer auf uns. Auch dieser Reisende hat beim gleichen Veranstalter gebucht, allerdings mit einem etwas anderen Reiseverlauf.




    Während der Fahrt zum Hotel, fragt dieser Reisende die örtliche Reiseleiterin, ob er schon morgen zum Colca Canyon starten kann, er möchte gerne ein wenig mehr dort wandern und hat auch entsprechende Ausrüstung für eine Nacht im Freien dabei.
    Ich möchte an meinem Reiseverlauf nichts ändern, da ich mich hier in Arequipa doch langsam an die Höhe gewöhnen möchte.
    Nach einer etwa zwanzig minütigen Fahrt erreichen wir unser Hotel, La Hosteria. Das Hotel liegt direkt an der Rückseite des riesigen Klosters Santa Catalina in Arequipa, mitten in der Stadt.
    Die Reiseleiterin läßt sich die Voucher für Hotel und Transfers geben. Ich weise darauf hin, dass da auch die Busfahrt nach Puno dabei ist. Sie wird mir aber das entsprechende Ticket noch bringen.




    Ich bekomme die 207, ein schönes Zimmer mit einem guten Ausblick auf einen Hügel mit dem Kloster La Recoleta :good3: . Ich packe das Nötigste aus und mache mich etwas frisch. Danach verlasse ich das Hotel, um den schönen Nachmittag zu einem ersten Stadtbummel zu nutzen.
    Von der Straße aus wirkt das Hotel eher unscheinbar, während es im Innenhof ein wahres Blumenparadies ist. Auch in der oberen Etage kann man die wirkliche Größe des Hotels erkennen, befindet sich doch dort noch eine geräumige Dachterrasse. Gegenüber dem Hotel steht nur die lange Klostermauer, an der ich nun entlang schlendere. Schon diese riesige, lange Mauer weist auf die Größe des Klosters hin. Die Straße hat hier nur auf einer Seite Häuser, da die Mauer bis hinunter zur nächsten Seitenstraße reicht.




    Ganz unten, ungefähr am Ende der Klostermauer, kann ich gegenüber, wohl in einem Innenhof, eine riesige Palme sehen. Sie überragt die umliegenden Häuser um ein Vielfaches.
    Am Ende der Mauer wende ich mich nach links, hier begrenzt die Mauer nun die Schmalseite des Klosters. Diese Straße führt etwas bergan, bis sie oben auf eine stärker befahrene Straße trifft. Ich überquere diese Straße in Höhe des Eingangs zum Kloster und biege in die nächste Querstraße, die Alfonso Ugarte, ein.
    Hier herrscht ordentlich Verkehr, die Stadt scheint nur aus Taxis zu bestehen. Mein Magen signalisiert mir nun auch, das es langsam Zeit ist, Nahrung aufzunehmen. Kein Wunder, es ist auch schon nach 13 Uhr. :pleasantry_1:
    Ich biege also in die San Francisco ein, um mir ein Restaurant zu suchen.
    Ich laufe diese Straße rauf und runter, aber keines der hier sicherlich reichlich vorhandenen Restaurant spricht mich direkt an. In einem kleinen Geschäft kaufe ich zumindest einige Postkarten und Briefmarken, um die Daheimgebliebenen mit Grüßen zu beglücken.




    Ich gehe also weiter bis zur nächsten Querstraße, der Jerusalén, und werde hier fündig. In einem Hauseingang ist eine große, bebilderte Speisekarte aufgebaut. Die darauf abgebildeten Speisen sehen gut aus, und der Mann am Eingang lädt mich auf freundliche, aber zurückhaltende Weise zum Eintritt in das Lokal ein.
    Im Innenhof sind einige Tische aufgestellt, die zum Verweilen einladen. Ich bestelle mir mein erstes peruanisches Bier, eine 680 ml Flasche zu acht Soles. Dazu ordere ich eine Ceviche, ein mariniertes Fischgericht.
    Während ich auf mein Essen warte, füllt sich das Restaurant langsam mit Einheimischen. Viele werden sehr persönlich begrüßt, ein Zeichen dafür, dass sie öfters hierhin kommen. Nach einer längeren Wartezeit wird mir der Fisch serviert, für mich ein Hinweis, dass er frisch zubereitet wurde.
    Das Essen ist sehr gut und schmackhaft, das Bier mundet ausgezeichnet, da muss noch eine zweite Flasche dran glauben :ok: . Man sitzt hier recht gemütlich, lediglich der große Fernseher an der Hinterwand, auf dem permanent Musikvideos laufen, stört ein wenig. Dermaßen gut gestärkt verlasse ich nach etwa einer Stunde wieder das Restaurant. Am Ausgang werde ich von dem Herrn, der mich auch hereingebeten hatte, nach meiner Zufriedenheit gefragt.




    Er bemerkt schließlich die große Kamera in meiner Hand und bittet mich aufs Dach des Hauses, das auch gleichzeitig ein Hotel ist, um mir dort gute Aufnahmen zu ermöglichen. Vom Dach des Hauses hat man tatsächlich einen guten Ausblick auf die engen Straßen in der Umgebung. :search:
    Nachdem ich mich für den schönen Ausblick bedankt habe, steige ich wieder hinab und verlasse das Hotel. Draußen überlege ich eine Weile, in welche Richtung ich mich nun wenden soll. Ich entscheide mich die Jerusalén hoch zu wandern, bis ich auf die Calle Melgar, die nächste Querstraße stoße. In die biege ich links ein, und stehe nach wenigen Metern vor der Iglesia de San Francisco, einer im 17. Jahrhundert aus weißem Tuffstein errichteten Kirche.




    Der Platz vor der Kirche wirkt sehr belebt, überall sitzen junge Leute zusammen um sich zu unterhalten oder zu sonstigen Gemeinsamkeiten. Zu der Kirche gehört auch ein kleines Kloster welches sich nahtlos an die Kirche anschließt.
    Auf der anderen Seite der Plaza San Francisco ist noch ein kleines Museum. Die Häuser in den Straßen von Arequipa haben fast alle Flachdächer oder Dachterrassen. Auf diesen kann man von unten große Kakteen, Palmen oder sonstige Gewächse sehen.




    Viele dieser Häuser sind aus weißem Tuffstein gebaut. Man nennt Arequipa auch die weiße Stadt. Allerdings führt dies wohl eher darauf zurück, das früher in der Stadt überwiegend weiße spanische Einwanderer gewohnt haben, die Einheimische Bevölkerung war hier eher nicht vertreten.
    Ich erreiche nun wieder die Straße am großen Kloster, die Calle de Santa Catalina. Diese Straße wird von der langen Mauer und dem gleich hinter dieser befindlichen Kloster dominiert. Auch die Mauer besteht aus dem, für diese Stadt so typischen weißen Tuffstein.




    Ich gehe an der Mauer entlang, bis ich mich am Eingang des Klosters befinde. Schon zuvor war mir hier ein Polizist aufgefallen, der in seiner Paradeuniform den Passanten über die Straße hilft. Er macht dies mit einem solchen Eifer und einer Hingabe, das ich nicht umhin komme ihn heimlich aus dem Klostereingang zu fotografieren.
    Irgendwie hat er aber wohl einen sechsten Sinn für so etwas. Er dreht sich um, sieht mich, und nun stellt er sich erst richtig in Positur. Ich glaube er wäre nun tief beleidigt, würde ich ihn nicht in dieser stolzen Pose ablichten :laugh1: . Ich bedanke mich danach mit einem Nicken, welches er freundlich und mit einem breiten Lächeln zur Kenntnis nimmt.
    Wie von den meisten Reiseführern empfohlen möchte ich nun im warmen Licht der Nachmittagssonne dem Kloster einen Besuch abstatten.




    Das in maurischen Stil gehaltene große Kloster, dessen Bau 1579 begonnen wurde, stellt eine eigene Stadt in der Stadt dar. Hier lebten nahezu 400 Jahre lang meist rund 150 Nonnen und deren Bedienstete völlig abgeschieden von der Außenwelt. Familienangehörige durften mit den Nonnen nur in den Sprechzellen Kontakt haben, dabei war es ihnen aber nicht möglich die Nonnen zu sehen.
    Erst im Jahr 1970 wurde die über 20000 qm große Anlage für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dies wurde von den verbleibenden 17 Nonnen selbst veranlasst. Heute leben hier wieder rund 50 Nonnen. 1985 wurde eine ehemalige Priorin des Klosters von Papst Johannes Paul selig gesprochen.




    An den Sprechzellen und dem dahinter liegenden Arbeitszimmer vorbei gelangt man in einen schönen Ruhehof. Das rautenförmige Bodenmuster sticht einem sofort ins Auge.
    Ein schmaler Durchgang führt in einen weiteren Hof, an dessen Seiten die Zellen der Novizinnen und die Novizenkapelle liegt.
    Über den Ruhehof gelangt man in den in blau gehaltenen Klosterhof. Wie es sich für einen echten Klosterhof gehört, besitzt auch dieser einen umlaufenden Kreuzgang. Die Decken des Kreuzganges sind mit christlichen Szenen wunderschön bemalt.




    Der Kreuzgang wird auch als Orangenkreuzgang bezeichnet, wegen der drei Orangenbäume im Hof. Sie symbolisieren die Erleuchtung, die Reinigung und die Vereinigung. Auf der linken Seite befindet sich der Profundissaal in dem die 24 stündigen Totenwachen gehalten wurden, wenn eine der Nonnen verstarb.




    Ebenfalls gelangt man in die Calle Malaga, an deren Ende sich heute ein kleines Museum befindet. Den Hinweispfeilen folgend erreicht man die Calle Córdova, gleich links das Hostienzimmer. Entlang dieses schmalen Weges befinden sich wieder Zellen der Nonnen.




    Ich befinde mich fast alleine im Kloster. Es herrscht eine besinnliche Ruhe in dem großen Komplex. Am Ende der Calle Córdova befindet sich auf der linken Seite, hinter einer Mauer, der noch aktive Teil des Klosters. Am Oratorium vorbei befindet man sich in der Calle Toledo, die noch schmaler ist als die Calle Córdova.
    Am Himmel sind jetzt aber auch die ersten dunklen Wolken zu sehen, direkt über dem 5822 m hohen Vulkan Misti, der gewaltig über der Stadt herausragt. Er ist einer von drei großen Vulkanen, die die Stadt einrahmen.




    Die Calle Toledo führt zum nördlichen Ende des Klosters. Hier befindet sich, zwischen den Gemüsegärten, der Waschplatz mit irdenen Behältern, den tinajas, halben Tongefäßen. Über den steinernen Kanal wurden diese mit Wasser versorgt.
    Bis 1854 mussten hier die Bediensteten die Wäsche waschen. Gleich dahinter befindet sich das Bad der Dienstmädchen. In dem Gebäude daneben ist noch eine alte Waschmaschine mit Waschfilter zu sehen. Da zum Waschen Wasser aus der Kanalisation benutzt wurde, war der Filter notwendig.
    Der Waschplatz mündet auf einen kleinen Klostergarten, in dem ein Gärtner gerade die Blumen gießt. Das kann er sich jetzt aber sparen, da es just in diesem Moment beginnt zu regnen. Ich stelle mich im nächsten Hauseingang unter. Von der anderen Seite kommt auch ein junges Paar herein, um sich vor dem Regen zu schützen.




    Der Regen lässt aber schon bald nach und ich kann meinen Rundgang wieder aufnehmen. Die Calle Burgos entlang stoße ich auf die Ecke Calle Sevilla, Calle Granada. Auf der linken Seite ist großzügig der Küchenbereich des Klosters angelegt. Vor diesem Bereich befindet sich eine Art Klostervorhof. Hier konnten früher die Einwohner Arequipas durch Drehtüren im Kloster einkaufen, ohne das die Nonnen dabei gesehen werden konnten.




    Die Farben in denen die einzelnen Gebäude gestrichen sind haben keinerlei Bedeutung. Früher waren alle Gebäude nicht angemalt, und strahlten in dem typischen Weiß des Tuffsteines. Lediglich die Kirche und der untere Chor sehen heute noch so aus.
    Man muss nun nur wenige Meter weiter gehen, und man steht auf der Plaza Socodobér, ein schönen Platz mit einem Brunnen in der Mitte. Auf der rechten Seite schließt hier das klösterliche Badehaus an.
    Auch das Haus Ana Los Ángeles Monteagudo, der Oberin, die vom Papst selig gesprochen wurde. Gleich dahinter ist der Speisesaal des Klosters mit einer danebenliegenden kleinen Küche.




    Die große Kirche Santa Catalina ist auf der rechten Seite unübersehbar. Sie erstrahlt in dem hellen Weiß des Tuffsteines und ist das höchste Gebäude des Klosters.
    An der Wand der Kirche führt eine kleine Steintreppe nach oben, auf eine Vorterrasse der Kirche. Von hier oben hat man einen guten Überblick über das ganze Kloster und einen Großteil der Stadt Arequipa :search: . Auch die drei Vulkane wären von hier gut zu sehen, wenn sie nicht gerade in Wolken gehüllt wären.




    Ich verweile hier oben eine Weile und lasse die schöne Rundumsicht auf mich wirken. Dann steige ich wieder die Treppe herunter. Immer noch herrscht hier eine wohltuende Stille und ich bin, nach wie vor, fast alleine zwischen den Klostermauern unterwegs.
    Ich betrete nun den großen Hauptkreuzgang, der wohl größte Hof des Klosters. Dieser, auch als Rosenkreuzgang bezeichnete Bereich, ist rundherum mit Gemälden aus dem Leben von Jesus und Maria geschmückt.




    Von diesem Kreuzgang gelangt man zur Pinakothek, einer klösterlichen Sammlung religiöser Gemälde. Daran schließt sich der Saal des Dominikanerordens an. Hier endet nun mein Klosterrundgang, der Ausgang des Klosters liegt direkt hinter dem Saal.
    Zurück auf der Straße beobachte ich noch einige Zeit meinen Freund, den Polizisten, bei seiner verantwortungsbewussten Tätigkeit. Diesmal bleibe ich allerdings unbemerkt. :mosking:




    Vom Kloster ist es nun nicht weit bis zu meinem Hotel in der Calle Simon Bolivar an der Rückseite des Klosters. Der Himmel zieht sich auch schon wieder bedenklich zu, sicherlich dauert es nicht mehr lange bevor wieder Regen einsetzt.
    Im Hotel angekommen erkundige ich mich kurz bis wann ich morgen frühstücken kann, da ich gerne etwas länger schlafen möchte. Es kann bis 10 gefrühstückt werden, solange werde ich aber sicherlich nicht im Bett bleiben. Auf meinem Zimmer angekommen, lege ich mich auf mein Bett, um meinen Füßen etwas Erholung zu gönnen, prompt nicke ich auch wieder ein. :sleeping:




    Als ich wieder erwache, dämmert es schon, was mir eine schöne Abendstimmung beim Blick aus dem Fenster bietet.
    Ich entscheide mich noch für einen kleinen Abendspaziergang, mache mich vorher noch ein wenig frisch um das Nachmittagsnickerchen aus dem Gesicht zu bekommen.
    Von dem anderen Deutschen, der das Nebenzimmer bekommen hatte, kann ich nichts mehr hören, vielleicht ist er schon auf dem Weg in den Colca Canyon.
    Gerade als ich losgehen will, höre ich den Regen auf das Dach prasseln. Ich möchte aber auf den Spaziergang nicht verzichten, also die Regenjacke aus dem Koffer gefischt und los geht es in Richtung Stadtmitte.




    Dazu nehme ich zuerst wieder den gleichen Weg wie heute Mittag, biege dann aber am Eingang zum Kloster rechts ab, die Calle Santa Catalina herunter zur Plaza Principal de la Virgen de la Asunción, dem Hauptplatz und Mittelpunkt der Stadt.
    Der Platz ist an drei Seiten von schönen zweistöckigen Arkaden umsäumt. Diese hübschen Wandelgänge werden von den Einwohnern jetzt kräftig genutzt, kann man hier doch, geschützt von dem mittlerweile etwas stärker gewordenen Regen, gemütlich flanieren.
    Im der Mitte des Platzes befindet der Tururutu, ein großer Springbrunnen. Erstaunlicherweise sind auch viele Parkbänke auf dem Platz trotz des Regens belegt. Die Bewohner von Arequipa scheinen weitestgehend wasserfest zu sein. :pardon:
    Ich drehe eine ruhige Runde unter den großen Arkaden und stehe dann endlich vor der vierten Seite des großen Platzes.




    Diese Seite wird komplett von einer riesigen Kathedrale eingenommen. Sie zeigt, was auch für Peru sehr ungewöhnlich ist, mit der ganzen Breitseite zur Plaza.
    Ungewöhnlich sind auch die beiden mächtigen Türme, die extrem weit auseinander stehen. An der Seitenfront der Kathedrale befinden sich 70 große Säulen, die nur durch drei mächtige Portale unterbrochen sind.
    Ich schlendere nun noch einmal unter den Arkaden um den ganzen Platz, bevor ich mich wieder zu meinem Hotel begebe. Prompt lässt nun der Regen wieder nach und hört kurze Zeit später ganz auf.
    Ich setze mich auf mein Zimmer und schreibe nun die Karten, die ich mir heute gekauft habe. Es ist schon spät, als ich damit fertig bin, also beende ich nun den Tag.


    ….. continuará (… wird fortgesetzt)

    Gruß Jobo,


    Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben.
    - Alexander von Humboldt -


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  • Das Hotel sieht ja von der Straßenseite wirklich nicht gerade
    einladend aus :|
    Aber was wirklich toll ist...dieses Klosterinnenleben, wunderschön vor allem
    der Rosenkreuzgang mit den vielen Blumen im Hof. Das wirkt alles sehr
    schön durch diese rostrote Farbe.
    War es da eigentlich sehr warm, weil es doch hoch liegt -oder habe ich etwas
    übersehen?
    Ääääh ja, und was war mit der Nasszelle im Hotel :blush2:
    Gruß
    Renate

  • Ääääh ja, und was war mit der Nasszelle im Hotel


    Da gab es nichts zu beanstanden, die Nasszellen in den Hotels in Peru waren alle sehr geräumig und gepflegt (lediglich in Puno hätte es etwas sauberer sein können). :thumbup:


    War es da eigentlich sehr warm, weil es doch hoch liegt

    Arequipa liegt auf 2340 m höhe. Die Temperaturen waren ganz angenehm, so um die 23°C. :thumbup:

    Das Hotel sieht ja von der Straßenseite wirklich nicht gerade


    einladend aus


    Bilder vom Inneren kommen am Tag 4. ;)

    Gruß Jobo,


    Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben.
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  • Donnerstag, 18.März 2010


    Ich schlafe tief und fest bis etwa acht Uhr, und lasse mir dann auch beim Duschen viel Zeit. Das Frühstück ist ähnlich reichhaltig wie in Lima, Fladenbrötchen, Butter und Marmelade, dazu Kaffee und Mate de Coca.
    Nach dem Frühstück nutze ich die Zeit um mich auf der Dachterrasse des Hotels umzusehen.




    Der strahlend blaue Himmel lässt mich auf einen angenehmen Tag hoffen. Nun kann man auch zwei der drei, die Stadt umgebenden, Vulkane erkennen. Geradeaus ist der El Misti zu sehen, ein typischer Vulkankegel. Auf der linken Seite sieht man die schneebedeckte Spitze des Chachani, immerhin 6075 m hoch. Den kleinsten der drei Vulkane, den Pichu Pichu, kann ich von hier nicht erkennen.




    Heute möchte ich die Stadt Arequipa etwas genauer kennenlernen. Ich schnappe mir daher meine Kamera und verlasse das Hotel. Zuerst schaue ich mir nun die große Palme etwas genauer an. Sie ragt wie ein Turm in den Himmel. :search:
    Ich biege nun nicht links ab in Richtung Kloster, sondern gehe die Calle Simon Bolivar ganz durch, bis vor mir die barocke Iglesia de San Agustín auftaucht, die nach einem schweren Erdbeben nur noch aus Sakristei und Fassade bestand, aber scheinbar mittlerweile wieder in großen Teilen aufgebaut ist.
    Ich kann sogar einen kurzen Blick in die Kirche werfen, bevor ich mich nach links wende, und die Calle San Agustín entlang spaziere.




    Voraus kann ich schon ein seitliches Tor der großen Kathedrale sehen, die an der Plaza Principal steht. Ich muss nur einen Block entlang gehen, und schon stehe ich an der Ecke der Plaza.
    Die große Plaza samt Kathedrale hebe ich mir aber für später auf, statt dessen wende ich mich nach links und dann gleich wieder rechts, um durch die kleine Gasse hinter der Kathedrale zu gehen.
    Hier befinden sich auch ein, zwei kleine Cafés, bei denen gerade Stühle und Tische herausgestellt werden. Am Ende der Gasse wieder rechts überquere ich die große Plaza und stehe vor der Iglesia La Compañía de Jesús.




    Die von 1595 bis 1698 im Meztizenbarock erbaute Jesuitenkirche ist nicht nur eine der ältesten Kirchen der Stadt, sondern hat auch alle Erdbeben bisher schadlos überstanden.
    Die weiße Stadt liegt in einem stark Erdbeben gefährdeten Gebiet. Pro Tag gibt es hier durchschnittlich zwölf mehr oder weniger starke Erdbewegungen. :fie:
    An die Kirche angeschlossen ist das Kloster Claustro Jesuita. Gleich neben dem Eingang zur Kirche befindet sich der ehemalige Kreuzgang des Klosters, in dem heute Boutiquen und Restaurants untergebracht sind.
    Es ist erstaunlich welche Ruhe in dem Kreuzgang herrscht. Von dem Verkehr draußen auf der Straße ist hier nichts mehr zu hören. Ich genieße diese Ruhe und drehe eine Spazierrunde in dem schönen Kreuzgang.




    Danach bewundere ich noch einmal das stark verzierte Portal der Kirche. Hier zeigt sich auch der indianische Einfluss in Form einer vielfüßigen Raubkatze, zwischen all den Blüten, Muscheln, Kakteen und Blättern.
    Im Innern soll die Kirche vergoldete Barockaltäre und eine reich geschnitzte Kanzel haben. Da aber gerade ein Gottesdienst stattfindet, verzichte ich auf eine Besichtigung der Kirche im Innern.




    Ich lasse nun die Iglesia La Compañía hinter mir und wandere zwei Blocks weiter die Calle Moran entlang. Hier stoße ich gleich auf die nächste Kirche, die Iglesia de Santo Domingo.
    Diese Kirche, die auch schon mehrfach durch Erbeben zerstört wurde, gehört dem Dominikaner Orden. Sie wurde 1697 erbaut.
    Die Kirche liegt an der Ecke zur Calle Pierola. Auf dem Mauersims, direkt an der Ecke steht eine große Engelsskulptur.




    Nun gehe ich die Calle Pierola herunter bis die Calle San Camilo kreuzt. Hier befindet sich ein bekannter einheimischer Markt, der Mercado San Camilo.
    Hier findet man alles, was man benötigt, über Kleidung, Gartengeräte bis hin zu Obst, Gemüse, Kartoffeln (von denen es in Peru hunderte verschiedene Sorten gibt), Fleisch, Fisch, Geflügel und vieles mehr. So soll es auch Kekse und Pralinen aus pulverisierten Fröschen geben.
    An diesem frühen Vormittag ist schon viel Betrieb in dem Markt, ich verzichte auf einen Rundgang durch den Mercado.
    Auch ist bekannt, das gerade in solchen Märkten Taschendiebe ihr bevorzugtes Revier haben. Nicht das ich übermäßig Angst davor habe, aber ich mag generell solche Gedränge nicht. Wo immer sich Menschen dicht an dicht drängen, bin ich völlig fehl am Platze. :nono:




    Ich wähle nun den Weg in Richtung auf den Chachani zu, der über den Häusern der Calle San Camilo herausragt. Auch in dieser Straße sehe ich auf den Flachdächern der Häuser wunderschöne Palmen, Kakteen oder sonstige große Blumen stehen.
    Nach einiger Zeit erreiche ich eine größere Kreuzung, an deren Ecke die Iglesia La Merced steht. Diese, eher etwas unscheinbar aussehende Kirche ist eine Rekonstruktion von 1740. Auch hier läuft gerade eine Messe, daher begnüge ich mich mit einem kurzen Blick in den kleinen, aber schönen, begrünten Hof neben der Kirche.




    Ich wundere mich schon etwas, das sich in einer Stadt, die in ihrem Zentrum ein so riesiges Kloster wie das Santa Catalina hat, noch so viele kleinere und größere Kirchen, teilweise mit angeschlossenem Kloster, finden. :pardon:
    Das erinnert mich ein wenig an Tavira, eine kleine Stadt an der portugiesischen Algarve, in der man auch in jeder Ecke auf eine Kirche stößt.
    Ich beschließe mich wieder zur Plaza Principal zu begeben um mir dort einen Kaffee, oder ein Bier zu gönnen. Das ist von hier relativ einfach, ich brauche nur die Calle La Merced hoch zu gehen, die auf die Plaza mündet.
    In dieser Straße kann ich einige schöne Häuser in verschiedensten Baustilen bewundern, hauptsächlich natürlich Kolonialstil, hier und da mit indigenem Einfluss.
    Es dauert nicht sehr lange, bis ich zwischen den Arkaden wieder auf die große Plaza gelange. Jetzt, im Tageslicht, kann man erst wirklich sehen, wie groß die Kathedrale auf der anderen Seite des Platzes ist.




    Der Platz selbst, weist viele Pflanzen und Ruheplätze auf. Hier tummeln sich viele Einheimische um sich zu unterhalten, umher zu wandeln oder einfach nur faul auf einer der vielen Parkbänke zu sitzen und den schönen Tag zu genießen.
    Ich schlendere nun ganz gemütlich unter den Arkaden, nicht ohne dabei auch die Leute ein wenig zu beobachten. Auch hier stehen überall Polizisten herum, allerdings nicht so stark bewaffnet wie in Lima.
    Ich werde nun mehrfach von den verschiedensten Leuten angesprochen. Die einen wollen mich zu einer Stadtrundfahrt mit einem der Touribusse nötigen, andere wollen mir etwas verkaufen. :pillepalle:
    Auch die in Peru übliche, bunt gekleidete Einheimische mit Lama an der Leine möchte fotografiert werden um dann dafür Geld zu erhalten. Ein Gastwirt spricht mich, nach einem Blick auf meine Kamera, an und möchte einige technische Daten meiner Kamera wissen. Ich gebe sie ihm und bekomme den freundlichen Hinweis auf die Kamera gut aufzupassen und sie immer gut festzuhalten.




    Angekommen an der Kathedrale inspiziere ich diese auch von innen. Einige Gläubige sitzen oder knien zum Gebet in der Kirche, aber Messe findet zur Zeit keine statt.
    Der Hauptaltar ist aus italienischem Carrara-Marmor und die Orgel stammt aus Belgien, sie ist die größte Orgel Südamerikas. Mir fallen wieder einige Touristen auf, die es nicht lassen können, die Betenden zu fotografieren, für mich absolut unmöglich und taktlos.
    Geht man durch die Kirche gelangt man zu einem kleinen Vorhof, der zu der kleinen Gasse führt. Hier ist es mittlerweile um einiges voller, überall stehen Stühle und Tische in der Gasse, die von den Gästen auch gut angenommen werden. Auch einige Souvenir-Verkäufer sind hier inzwischen unterwegs und bieten ihre Waren feil.
    Ich gehe wieder zurück in die Kirche, erst jetzt fällt mir die herrliche, hölzerne Kanzel auf, sie wurde in Frankreich hergestellt.




    Vor der Kirche befindet sich noch ein großer Vorplatz, der durch einen hohen Zaun von der Straße abgetrennt ist. Auch liegt dieser Vorplatz mehrere Stufen oberhalb der Straße. Diese Stufen sind auch ein beliebter Sitzplatz bei der einheimischen Jugend.
    Ich umrunde den Platz nun wieder unter den Arkaden. Da ich meine Füße auch so langsam spüre, suche ich mir ein Café unter den oberen Arkaden. Überall stehen Kellner mit ihren Speisekarten um Touristen in die Restaurants zu locken.




    Ich suche mir ein Restaurant, das nicht ganz so aufdringlich wirbt. Es geht innen die Treppe hoch und oben wieder unter die Arkaden, wo auf voller Länge Stühle und Tische der Restaurants stehen, meist nur durch einige Blumenkübel getrennt. Ich setze mich an einen dieser Tische und bestelle mir ein Bier. Die Aussicht von hier oben ist sehr schön, man kann den ganzen Platz überblicken.
    Auf dem Platz kann ich sehen, wie eine ältere Frau von Sicherheitskräften verjagt wird, weil sie die Leute angebettelt hat. Doch kaum dreht der Sicherheitsbeamte ihr den Rücken zu, weil er sie verjagt glaubt, schleicht sie sich schon wieder hinter einem Gebüsch hervor, um auf der anderen Seite erneut zu betteln.




    Das Bier wird hier in kleinen 0,33 Liter Flaschen serviert, schnell ist die erste Flasche geleert. :beer: Da ich etwas Hunger verspüre, bestelle ich mir zu der nächsten Flasche noch ein Alpaka-Sandwich. Enttäuscht muss ich dann feststellen, das es in Wirklichkeit ein Alpaka-Burger ist, na ja, wenigstens das Fleisch schmeckt gut.




    Danach gehe ich zurück zu meinem Hotel und gönne mir eine ausgiebige Siesta. Nach diesem erholsamen Schlaf schreibe ich meine letzten zwei Karten und gebe alle zusammen an der Rezeption ab. Ich faulenze dann noch etwas auf der Dachterrasse, bevor ich mich auf den Weg zu dem Restaurant von gestern mache, um den doch inzwischen starken Hunger zu bekämpfen.
    Man erkennt mich natürlich wieder, und ich genieße ein ausgiebiges Abendessen, bei freundlicher Bedienung. Nach dem Essen mache ich noch einen langen Spaziergang durch die in der Nähe gelegene Fußgängerzone bevor ich wieder mein Hotel aufsuche. Gepäck für die nächsten zwei Tage in den Rucksack, der Rest bleibt im Trolley im Hotel.


    ….. continuará (… wird fortgesetzt)

    Gruß Jobo,


    Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben.
    - Alexander von Humboldt -


    (Links zu meinen Reiseberichten finden sich im Profil/über mich)


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