Nachdem ich jetzt alle Fotos gesichtet habe und die Erinnerungen noch frisch sind, werde ich mal mit meinem Reisebericht anfangen.
Da es eine Art Reisetagebuch sein wird, kann es an der ein oder anderen Stelle etwas ausführlich werden. Wen das stört, der kann sich ja auf das Anschauen der Fotos beschränken .
Es kann allerdings etwas dauern, bis ich den Bericht abgeschlossen habe, es war ja schließlich eine etwas längere Reise
21. August – Tag 1
Erleichterung bei der Anreise
Nach ungefähr einem halben Jahr Vorbereitungszeit und einer halbwegs schlaflosen Nacht packte ich kurz nach 7 Uhr meine 3 Gepäckstücke ins Auto.
Das Fahrrad war gut verpackt (ein Foto gibt’s im Vorbericht), die Satteltaschen und meinem Rucksack hatte ich zusammen geschnürt und in eine stabile Plastiktüte verpackt (die erlaubten 23 kg habe ich ganz knapp verpasst), nur mein Fotorucksack blieb unverpackt.
Am Flughafen in Düsseldorf angekommen landete mein Handgepäck auf dem Rücken. Schwer bepackt ging es dann durch die Schalterhalle, wobei ich bei möglichen Kollisionen mit anderen Passagieren einfach stehen blieb (ich hatte ja zum Glück Zeit genug). Da das Fahrrad die Richtung bestimmte (und der minimale Kurvenradius einen gefühlten Kilometer ergab) und mir das restliche Gepäck bei jedem Schritt an die Beine schlug, hatte ich auch schon ca. 10 Minuten später die 100 Meter zum Schalter zurückgelegt .
Eingecheckt hatte ich schon am Vorabend, daher ging ich direkt zum Drop-Off-Schalter. Dort konnte ich endlich die Hälfte meines Gepäcks loswerden und meine 30 Euro für das Fahrrad bezahlen – dachte ich .
Obwohl ich keine Chance hatte, mein Fahrrad online einzuchecken (als Beleg hatte ich extra eine Hardcopy von der Aufforderung mitgebracht, es später zu versuchen), musste ich am Schalter 60 Euro bezahlen verbunden mit der Aufforderung, nach der Reise bei SAS zu reklamieren .
Außerdem musste ich mein komplettes Gepäck am Sperrgepäckschalter abgeben, da mein Rucksack nicht aufs Band passte. Der Haken daran war, dass ich natürlich ganz ans andere Ende der Halle musste. Keine halbe Stunde später war auch das geschafft… Zumindest konnte ich das Gepäck bis Kirkenes aufgeben – dachte ich, doch dazu später mehr.
Danach brauchte ich erst einmal ein paar Minuten, bis ich meine Finger wieder normal bewegen konnte .
Das Einchecken und der Flug über Stockholm (mit 90 Minuten Umsteigezeit) nach Oslo verliefen problemlos.
Dort kam ich als einer der letzten von Bord. Da noch ein Gepäckwagen am Flugzeug stand und ich über 2 Stunden bis zum Einstieg für den letzten Flug hatte, konnte ich in Ruhe dem restlichen Ausladen zuschauen. Der Gepäckwagen hatte nur einen Anhänger, auf dem ein unverpacktes Fahrrad lag, das meinem recht ähnlich war. Ich dachte, dass es da wohl noch einen Verrückten gibt, der in Norwegen Fahrrad fahren will. Als der Wagen unter mir durchfuhr (ich war noch im Gang zum Terminal), sah ich am Gepäckträger etwas Gelbes aufblitzen. Da ich mein Werkzeug in einer gelben Tüte auf dem Gepäckträger festgebunden hatte, wurde ich stutzig . Ich lief schnell auf die andere Seite ans Fenster und sah gerade noch, dass das Rad die gleiche Marke hatte wie meins, bevor der Wagen im Terminal verschwand. Das konnte doch jetzt kein Zufall mehr sein …
Auf dem Weg zum Anschlussflug wurde ich automatisch zur Gepäckausgabe geleitet. Ich wunderte mich ein wenig, dass nirgendwo ein Weg zu den Anschlussflügen ausgeschildert war, bis ich einen Hinweis sah, dass man erst durch den Zoll musste (und zwar mit allem Gepäck). So viel zum Thema durchgehende Gepäckaufgabe…
Zumindest hatte diese Aktion den Vorteil, dass ich direkt klären konnte, ob ich wirklich mein Fahrrad gesehen habe. Leider war dem so; irgendein Depp hat unterwegs mein Fahrrad um seine Verpackung erleichtert . Half ja alles nichts, zumindest konnte ich jetzt auf dem Weg zum Osloer Sperrgepäckschalter leichter rangieren…
Und ich hatte noch Glück, dass der Gepäckanhänger nicht am Karton befestigt war, dann wäre ich wohl ohne Fahrrad in Oslo gelandet. Ich hatte gerade noch rechtzeitig dran gedacht, am Morgen einen Befestigungsgurt als Tragegriff am Fahrrad zu befestigen, an dem der Gepäckanhänger dann auch befestigt wurde .
Beim Schalter angekommen wurde mir erst einmal gesagt, dass ich mein Fahrrad erst verpacken müsste , so könne es nicht aufgegeben werden
. Nach langer Diskussion (und Vorzeigen meines Flugtickets, aus dem hervorging, dass ich in Deutschland losgeflogen bin) glaubte mir die Dame bei der Gepäckaufgabe endlich, dass ich das Rad nicht in diesem Zustand eingecheckt hatte. Trotzdem wurde ich gezwungen, eine große Plastiktüte für NOK 50 zu kaufen
, die ich um das Hinterrad und die Kette machen sollte. Auf Nachfrage rückte sie dann auch Klebeband heraus. Nachdem sich das Band als reißfest entpuppt hat, zauberte sie sogar eine Schere aus einer Schublade, die sie aber nicht aus der Hand gab.
Zumindest hatte sich die Wartezeit so auf 60 Minuten reduziert.
Auch dieser Flug war pünktlich, so dass wir um 18 Uhr auf der Startbahn standen, der sich langsam ein Schauer näherte.
Leider war es bewölkt, so dass erst wieder etwas zu sehen war, als wir zur Landung in Kirkenes ansetzten. Obwohl es so aussieht wie in der blauen Stunde, war es noch fast eine Stunde bis zum Sonnenuntergang. Aber den Neidenfjord mit der E6 konnte man trotzdem gut erkennen.
In Kirkenes angekommen war es relativ frisch (8° C, dafür fast windstill und – zumindest von oben – trocken). Der Ausstieg fand über das Rollfeld statt, auf dem ein Weg zum Terminal abgespannt war.
Dort angekommen wartete ich nervös, in welchem Zustand ich wohl mein Fahrrad entgegennehmen musste…
Zuerst aber lief das Gepäckband an, und direkt das erste Gepäckstück war mein Rucksack. Schon mal eine Sorge weniger… Kurz danach wurde auch mein Fahrrad rausgestellt. Die Befestigungsstangen der Schutzbleche war an einigen Stellen eingedrückt, was ich aber ohne Probleme beheben konnte. Der Sattel war ebenfalls verstellt. Dank dem Werkzeug hatte ich das auch schnell wieder eingestellt. Nachdem ich meine Reifen aufgepumpt hatte, stellte ich fest, dass ich der letzte in der Halle war, so dass ich mein Gepäck in der Ecke stehen lassen und in der Ankunftshalle eine Proberunde drehen konnte.
Da es mit Treten, Schalten und Bremsen keine Probleme gab, war erst einmal die Erleichterung groß. Ich packte mein Gepäck aufs Rad und fuhr eine Stunde nach der Landung gegen 21 Uhr endlich los…
Eine halbe Stunde später erreichte ich Hesseng (7 km südlich von und auf halbem Weg vom Flughafen nach Kirkenes), wo ich die norwegischen Geschäftsöffnungszeiten ausnutzte und erst einmal fürs Frühstück einkaufte und zusätzlich einen Liter Milch, der aber keine 5 Minuten später nicht mehr existierte.
Dann hieß es weiter fahren und dabei Ausschau nach einem Platz für mein Zelt halten. Mit dem Verschwinden der blauen Stunde hatte ich um 22.20 Uhr am Bjørnevatn einen schönen Platz abseits der Straße gefunden. Schnell das Zelt aufbauen, Zähne putzen und dann nichts wie ab in den Schlafsack. Ich lag noch nicht richtig , da war ich auch schon eingeschlafen…
Fortsetzung folgt...