Ich weiß ja auch, dass Schafe im Allgemeinen Pflanzenfresser sind. Ich war mir nur nicht so ganz sicher, ob diese Schafe das auch wussten
Viele Grüße
Noschwefi
Ich weiß ja auch, dass Schafe im Allgemeinen Pflanzenfresser sind. Ich war mir nur nicht so ganz sicher, ob diese Schafe das auch wussten
Viele Grüße
Noschwefi
7. September – Tag 18
Einsame Straßen, trübe Aussichten und Tunnelerfahrungen der anderen Art
Obwohl Sonntag ist, fahre ich wieder früh los.
Weit und breit ist kein Mensch zu sehen (sogar auf dem Campingplatz war ich die Nacht ganz alleine; selbst der Besitzer war zu Hause ), es ist wind- und totenstill. Auch die Sitzbank am Fjord strahlt eine absolute Einsamkeit aus.
Daran ändert sich auch nichts, als ich bald darauf meinen ersten Tunnel erreiche. Er ist wieder einmal für Fahrräder verboten, was bei 3 Kilometer Länge auch nicht wirklich schlimm ist. Vorausgesetzt natürlich, dass es diesmal auch eine Umfahrungsmöglichkeit gibt.
Überraschenderweise gibt es wirklich eine Ausweichroute, nämlich die alte E6. Direkt vor dem Tunnel ist eine Zufahrt, die sogar auf Fahrradbreite verengt ist . Unmittelbar nach der Zufahrt komme ich an einem schönen Wasserfall vorbei; gefolgt von der Antwort auf die nicht gestellte Frage, warum hier ein Tunnel sinnvoll ist.
Wieder auf der normalen Straße angekommen, erscheint kurz darauf das nächste Tunnel-Hinweisschild; diesmal werden etwas über 2 Kilometer angegeben. Die Umleitung führt wieder über die E6, die diesmal allerdings als Hindernisparcour eingerichtet ist . Gut, dass ich alleine unterwegs bin – Gegenverkehr oder gar Überholen ist hier ein wenig problematisch
.
Noch 2 oder 3 Jahre, und die Umgehungsstraße ist komplett zugewachsen…
Weiter geht es ganz ruhig am Kåfjord entlang, wobei ich immer wieder schöne verwunschene Aussichten genießen kann.
Kurz vor der Einmündung des Kåfjord in den Lyngenfjord sehe ich auf der Gegenfahrbahn ein Fahrzeug (immerhin nach 2 Stunden das erste des Tages). Als ich näher komme, bemerke ich, dass es steht . Ich bin etwas erstaunt, da sich dort weder eine Haltebucht noch ein Parkplatz befindet – es steht mitten auf der Straße
. Zum Glück ist ja wenig los, zumal es nicht sehr weit hinter einer Kurve steht, dafür aber am Anfang eines langen geraden Stücks, das ich ungefähr zur Hälfte hinter mir habe. Langsam sehe ich, dass es sich um ein Wohnmobil handelt. Bald darauf kann ich auch das Kennzeichen erkennen – ein Lüneburger. Als ich dann aufschaue, was die da drin treiben (ausgestiegen ist keiner) erblicke ich nicht etwa das Gesicht des Fahrers
. Da, wo es sein müsste, erkenne ich einen kleinen schwarzen Kasten
. Dieser entpuppt sich kurz darauf als – Videokamera
. Anscheinend muss es wohl ausgesprochen spannend sein, einen einsamen Radfahrer auf einer einsamen Straße zu filmen…
Unmittelbar, nachdem ich den Fahrer beim Filmen „erwischt“ habe, gibt er – die Kamera noch in der Hand – Gas. Er befürchtet wohl, zur Rede gestellt zu werden, denn von hinten kommt immer noch kein weiteres Fahrzeug.
An der Einmündung angekommen erlebe ich im wahrsten Sinne des Wortes trübe Aussichten – die Berge verstecken sich wieder im Dunst.
Nichts desto trotz genieße ich die Fahrt am Lyngenfjord entlang, auch wenn hier ein relativ kräftiger Gegenwind weht.
In Skibotn komme ich am alten Marktplatz vorbei, der im Sommer als Freilichtmuseum genutzt wird. Dort sind dann Handwerker zugange, und das obligatorische Café gibt es natürlich auch. Jetzt ist allerdings alles geschlossen.
Weiter geht es entlang des Storfjord, der den südlichen Abschluss des Lyngenfjord bildet. Kurz zuvor mündet die E8, aus Finnland kommend, ein. Zum Glück ist Sonntag und es sind kaum LKW unterwegs. Die Wohnmobile, die hier zeitweise Stoßstange an Stoßstange fahren, reichen mir aber auch.
Kurz darauf fängt es an leicht zu regnen. So bin ich froh, als ich bald den Rastplatz in Storfjord erreiche, an dem ich direkt am Wasser ein zurückgezogenes Plätzchen für mein Zelt finde.
Fortsetzung folgt…
Hallo Noschefi,
jetzt habe ich deinen Reisebericht endlich auch bis hier gelesen und bin wieder aktuell dabei. Tolle Bilder hast du gemacht.
Ich bin auf meinen bisherigen Radtouren, was die verbotenen Tunnel betrifft, wenig zimperlich gewesen. Wenn es da nicht sofort sichtbar ne alternative für Radfahrer gegeben hat, bin ich da durch gefahren. Hatte da bislang nie Schwierigkeiten, außerdem weiß ich wieder mal meinen GPS-Empfänger am Lenker zu schätzen .
8. September – Tag 19 (Teil 1)
Ein perfekter Tag
Kurz nach 5 Uhr werde ich wach. Nach einem kurzen Blick aus dem Zelt bin ich hellwach – es ist keine Wolke am Himmel zu sehen!
Ich schnappe mir als erstes meine Kamera (nun ja, angezogen habe ich mich schon noch vorher ) und drehe erst einmal eine Runde. Ganz am Boden liegt Nebel; mit den ersten Sonnenstrahlen hebt er sich langsam.
Zum Frühstück zieht der Nebel weiter hoch. Immer wieder gibt es kurze Ausblicke auf die Berge. Erst als ich mein Zelt zusammengepackt habe und aufbrechen will, haben sich die Wolken wieder fotogen arrangiert .
Ich verlasse nun das Meer und folge dem Ballsfjordeidet gen Südwest.
In Øvergård weitet sich das Tal, und jetzt sind auch die ersten Herbstfarben zu sehen.
Jetzt dreht sich die Straße gen Nordwesten, während die Wolken immer höher steigen.
In Nordkjosbotn trennen sich die E6 (Richtung Narvik) und die E8 (nach Tromsø) wieder. Ich werde schon vorher abgeleitet und „muss“ die alte Brücke nehmen. Von dort aus habe ich in beiden Richtungen eine schöne Aussicht.
Fortsetzung folgt…
8. September – Tag 19 (Teil 2)
Ein perfekter Tag (Fortsetzung)
Der Radweg führt jetzt auf die alte E6 und aus dem Ort heraus an den Ballsfjord (an dessen Anfang Tromsø liegt).
Das Meer ist spiegelglatt (die Windstärke und -richtung dürft ihr jetzt raten ). Die Berge dahinter scheinen in einer anderen Welt zu liegen. Die Stimmung ist einfach traumhaft
. Nach jedem Fotostopp fällt es mir schwer, mich loszureißen und weiter zu fahren
.
Etwas später werde ich daran erinnert, dass der Winter hier von einem Tag zum anderen hereinbrechen kann – die Straße erhält ihren Winterschmuck.
Oberhalb von Sørkjos habe ich einen schönen Blick nach Nordwesten. Den Gebirgszug im Hintergrund will ich heute noch überqueren .
In Storsteinnes kann ich noch einmal einen traumhaften Blick auf den Ballsfjord genießen . Dann heißt es erneut, Abschied vom Meer zu nehmen.
Der Zufall will es, dass diese Straße die offizielle Fahrrad-Umleitungsstraße gen Westen ist. Die E6 darf man zwar theoretisch befahren, aber sie ist hier so verkehrsreich, dass es keinen Spaß macht das zu tun. Anscheinend hatte ich mit meiner Planung einen guten Riecher…
Die Straße steigt langsam, aber sicher an. Nach einigen Kilometern geht sie in einen unbefestigten Zustand über, ist aber trotzdem ganz gut befahrbar. Viel unangenehmer ist, dass die Straße jetzt, wo eine Höhe von ca. 150 Meter erreicht ist, in eine recht extreme Berg- und Talbahn übergeht . Aber die Ausblicke und das Wetter entschädigen dafür.
An dem Ort mit dem schönen Namen Østerli beginnt eine Kette von Seen, denen ich mal am Wasser und mal oberhalb des Ufers folge.
Nach gut 2 Meilen folgt die Straße ziemlich steil einem Bach hinunter zum nächsten Fjord. Hier bin ich froh, dass die Straße trocken ist, sonst könnte es hier arg unangenehm werden, zumal die Straße eng und kurvenreich ist (und ja immer noch ohne Asphaltdecke ).
In Aursfjord erreiche ich den Ausrsfjord (einen Nebenarm des Malangen, der bis zur Insel Senja reicht).
Ich folge dem Fjord einen Kilometer nach Norden, wo ich an der alten Sägemühle mein Zelt aufschlage.
Etwas später ziehen dichte Wolken auf, aber am Abend zeigen sich auch schon wieder Lücken.
Ich bin gespannt, wie sich das Wetter weiter entwickelt. Der Wetterbericht hört sich leider gar nicht gut an. Aber erst einmal kann ich nach einem wunderschönen Tag ganz entspannt einschlafen…
Fortsetzung folgt…
Habe jetzt erst richtig Zeit bekommen, deinen Reisebericht zu lesen.
Alle Achtung, was du da unternommen und gesehen hast.
Auch die Bilder geben uns einen Eindruck, was du erlebt hast.
Super
9. September – Tag 20
Eine unbeschilderte, eine eintönige und eine volle Straße
In der Nacht wache ich einmal kurz auf, es hat wirklich angefangen zu regnen . Da es noch dunkel ist, drehe ich mich auf die andere Seite und schlafe weiter.
Gegen 5.30 Uhr wache ich wieder auf – und es regnet immer noch. Der Wetterbericht hat genau dies auch vorhergesagt, zusätzlich ein Nachlassen des Regens gegen 9 Uhr. Daher versuche ich, mich noch einmal umzudrehen, aber ich kann nicht mehr einschlafen. So mache ich mich langsam frühstücksfertig und fange an zu packen. Als ich alles so weit vorbereitet habe, dass ich jetzt mein Fahrrad beladen muss, ist es erst kurz nach 7 Uhr – und es regnet immer noch . Ich krame mein Sudoku-Heft raus und begebe mich an die nächsten Rätsel. Außerdem schaue ich noch einmal genau, wie und wohin ich am Tag fahren will. Falls das Wetter doch noch besser wird, soll es bis nach Senja gehen – mein erster Besuch auf der Insel!
Gegen 8.30 Uhr geht der Regen in einen Nieselregen über. Da ich heute sowieso weiter muss (ich habe zum Frühstück mein letztes Brot verbraucht, und Milch habe ich auch keine mehr), bepacke ich jetzt mein Fahrrad.
Vor der Abfahrt „genieße“ ich noch einmal den gleichen Blick wie am Vorabend.
Um 9.30 Uhr (sehr spät für meine Verhältnisse) fahre ich dann los, es geht am Aursfjord entlang nach Süden. Am Fjordende erreiche ich den aus 3 Häusern bestehenden Ort Sørelvmo. Dort gabelt sich die Straße, aber ein Hinweisschild ist nicht zu sehen . Gut, dass ich eine wasserdichte Hülle für meine Karten dabei habe. So kann ich sehen, dass ich nach links fahren muss.
Der nächste Abzweig ist wieder beschildert; dort ist die Straße auch zu Ende. Ich stehe jetzt am Ufer des Målselv, dem ich 5 km nach Süden bis Olsborg folge, wo sich die letzte Brücke über den Fluss vor der Mündung befindet. Dort gibt es auch einen Supermarkt, wo ich neben meinen Einkäufen auch ein trockenes Fleckchen finde.
Als ich aus dem Supermarkt rauskomme, hat es aufgehört zu regnen. Dafür muss ich jetzt zur E6, um den Målselv zu überqueren. Auch hier werde ich über die alte Straße (und die alte Brücke) geführt. Der Weg unterquert dann die neue E6 und führt erst einmal auf eine Tankstelle und von dort aus direkt auf die Straße 855 Richtung Finnsnes.
Die Straße ist eng, (zu) voll und ausgesprochen eintönig; außer Bäumen ist nichts zu sehen . Nach 3 km beginnt zum Glück wieder ein Radweg, dem ich für 5 km folge, bevor er unpassierbar wird. Auf Schotter kann ich mit meinem Fahrrad nicht fahren, so muss ich auf die Straße zurück. Zum Glück ist jetzt weniger Verkehr. Dafür hat es wieder angefangen zu regnen.
Nach 12 km seit der E6 verlässt die Straße den Fluss und wendet sich bergauf und gen Westen. Die Umgebung bleibt eintönig. Zum Glück war am Vortag das schöne Wetter. Heute hätte ich – zumindest fotomäßig – nichts davon gehabt. Die Straße ist immer noch relativ eng, zum Ausgleich gibt es keinen Radweg mehr, dafür wieder viel Verkehr . Irgendwie ist es recht unangenehm zu fahren. So bin ich froh, als ich nach 8 km den Finnfjordvatnet erreiche, wo es wieder einen Radweg gibt. Vom See selber weiß ich nur, weil es auf der Karte eingezeichnet ist. Ich komme mir eher vor, als ob ich mich in der Stadt befinde – überall Häuser.
Gegen 14 Uhr erreiche ich oberhalb von Finnfjordbotn den Campingplatz von Finnsnes mit angeschlossenem Motel. Da es immer noch regnet, beschließe ich die Nacht hier zu verbringen. Ich fahre einmal um das Motel herum, ohne dass ich einen offenen Eingang sehe. Als ich noch einmal genauer hinschaue, bemerke ich eine Treppe – und oben ist auch eine Türe. Ich stelle mein Rad ab und sehe nach – es ist der Eingang. Zudem ist auch noch offen, so gehe ich rein und stehe in einem Raum im Dämmerlicht. Den Möbeln nach handelt es sich eindeutig um das Restaurant, aber alle Lichter sind aus und es ist auch niemand zu sehen.
Als ich ein paar Schritte reingehe, bemerke ich eine offene Tür, und dort sitzt auch tatsächlich jemand – der Eigentümer, wie sich schnell herausstellt.
Ich frage nach einer freien Hütte, aber es ist alles ausgebucht (aber nicht an Touristen, sondern ausschließlich an Handwerker, wie ich später erfahre). Ich bekomme stattdessen das letzte Zimmer im Motel angeboten, allerdings ohne eigenes Bad. Letzteres hätte ich in der Hütte ja auch nicht gehabt, so schaue ich mir das Zimmer an. Es reißt mich zwar nicht vom Hocker, aber es ist sauber und trocken; und eine Küche zur Mitbenutzung gibt es auch. Die nächste bezahlbare Unterkunftsmöglichkeit wäre ca. 30 km weiter auf Senja gewesen, also blieb ich hier. Da der letzte Wetterbericht, den ich kannte, für den Folgetag Sturm (und Regen) angesagt hat , frage ich sicherheitshalber nach, ob ich eventuell auch mehrere Nächte bleiben könne. Dies würde sich am Abend entscheiden, bekomme ich als Antwort, da das Zimmer ab dem nächsten Tag reserviert sei. Endgültig erhielte er gegen 21 Uhr Bescheid. Er würde sich dann bei mir melden und ich könne mir ja bis dahin überlegen, ob ich verlängern möchte. Falls es klappt, bekäme ich auch Rabatt.
Den Rest des Tages verbringe ich nach einer warmen Dusche mit Lesen und nutze das hoteleigene WiFi aus. Nach dem Abendessen erhalte ich von meiner Wetterfee den Wetterbericht für die beiden nächsten Tage – und er ist noch schlechter als befürchtet.
Eigentlich sieht mein Plan vor, dass es am nächsten Tag quer durch Senja geht und ich dort an der Westküste übernachten will (im Zelt, denn feste Unterkünfte gibt es in der Ecke keine). Das Wetter sieht vor, dass es am nächsten Tag mittags anfängt zu regnen und es an der Küste Südwestwind mit 10 – 12 m/sec gibt, in Sturmböen auch stärker. Irgendwie harmonieren die beiden Pläne nicht miteinander . Da ich ja so eine Nacht bereits im Zelt verbracht hatte (allerdings im Windschatten, den es hier nicht geben dürfte) und ich das nicht noch einmal brauche, entscheide ich mich wohl oder übel, wieder einmal auf einen Besuch auf Senja zu verzichten (man muss sich ja was für einen neuen Besuch aufheben). Ich bin gespannt, ob ich es jemals schaffe, die Insel zu betreten…
Nebenbei erhalte ich von meiner Göga noch den Tipp, doch am nächsten Tag in Finnsnes die schwimmende Bibliothek zum Büchertausch zu nutzen . Ich muss halt nur schauen, dass ich bis dahin die letzten 200 Seiten gelesen bekomme.
Gegen 21 Uhr erhalte ich tatsächlich Besuch, und ich kann das Zimmer behalten . Ich solle mich am Nachmittag bei ihm melden, dann würden wir das Finanzielle regeln. So kann ich beruhigt schlafen gehen, wohl wissend, dass ich am nächsten Tag „nur“ bis nach Finnsnes fahren muss.
Fortsetzung folgt…
10. September – Tag 21
Ein Besuch auf der schwimmenden Bibliothek
Nach einer angenehmen Nacht und einem gemütlichen Frühstück in normaler Sitzposition (nein, wieder dran gewöhnen musste ich mich noch nicht ) fahre ich bei trübem, aber trockenem Wetter in Richtung Finnsnes.
Der Radweg setzt sich fort, bis er auf einmal nach links abzweigt und sich von der Straße Richtung Finnsnes verabschiedet . Ca. 300 Meter später stehe ich auf der Straße Richtung Sørreisa (wo ich zwar auch noch hin will, aber nicht an diesem Tag). Ich fahre wieder zurück, allerdings auf der Straße, und biege wieder in Richtung Finnsnes ab. Die nächsten 7 km bis zur Stadt sind recht chaotisch, da die Straße voll und eng ist
. Ich bin froh, als ich in der Stadt wieder einen Radweg erreiche.
Ich suche jetzt erst einmal den Hurtigrutenkai, finde ihn aber nicht. Stattdessen sehe ich den Fährhafen für die Hurtigboote nach Tromsø und Harstad . Gegenüber ist die Stadtbücherei mit integrierter Touristinformation. Dort stellt sich heraus, dass ich gerade mal 100 Meter weiter muss. Das „Anlieger frei“-Verkehrszeichen hätte ich halt ignorieren müssen…
Ich überlege, ob ich über die Brücke nach Senja fahren soll (dann wäre ich zumindest mal auf der Insel gewesen), aber da der Wind schon recht kräftig weht und ich dann auf der Hinfahrt im Windschatten der Autos gewesen wäre, fahre ich statt dessen ein Stück die Küste entlang nach Norden. Hierbei ergeben sich ein paar schöne Motive, auch bei dem trüben Wetter.
Ich achte immer wieder auf die Uhr und überlege, wie viel länger ich wohl auf dem Rückweg mit Gegen- statt Rückenwind unterwegs bin. Ich will ja schließlich – wenn ich schon mal hier bin – auch das heutige Schiff besuchen.
Gegen 10.50 Uhr bin ich am Hurtigrutenkai. Ich habe gerade mein Fahrrad abgestellt, da höre ich auch schon das Typhon – die MS MIDNATSOL ist zu früh dran, aber gerade rechtzeitig für mich. So kann ich in aller Ruhe das Anlegemanöver beobachten.
Da das Schiff pünktlich abfährt, habe ich sogar 10 Minuten mehr Zeit als geplant, um das Schiff zu besichtigen. Als erstes gehe ich in die Bibliothek, um mein Buch zu tauschen. Ich werde sogar fündig. Anschließend sehe ich mich ein wenig um, zuerst gegenüber im Hamsun-Zimmer.
Oben auf dem Panoramadeck angekommen, sehe ich zum ersten Mal jemanden, der den Whirlpool auch nutzt . Nebenbei entdecke ich einen Troll (wobei ich unwillkürlich den Bordplan hervorkrame, ob ich mich nicht doch auf der MS TROLLFJORD befinde
).
Pünktlich gehe ich (als letzter) von Bord und gleich hinter einer beladenen Europalette gegenüber der Gangway in Schutz, denn es hat wieder angefangen zu regnen. Jetzt kommt mir der Wind zugute, denn der Regen weht über mich hinweg .
So kann ich noch in Ruhe beobachten, wie meine schwimmende Bibliothek die Brücke nach Senja passiert.
Anschließend gehe ich noch in einen der 3 Supermärkte, die sich mehr oder weniger direkt nebeneinander befinden. Auf dem Weg dorthin komme ich am Park vorbei, wo ich eindrucksvoll die Windstärke demonstriert bekomme .
Nach dem Einkaufen ist es leider immer noch nicht trockener. Trotzdem fahre ich (über die immer noch zu volle Straße) zurück zum Motel.
Den Rest des Tages verbringe ich mit Lesen und mit meinem Smartphone, nachdem ich dem Wetterbericht Tribut gezollt und für zwei weitere Nächte bezahlt habe .
Fortsetzung folgt…
11. September – Tag 22
Technische Probleme, eine unerwartete Lösung und ein neuer Plan
Als ich morgens aufwache, sehe ich dass sich das Wetter nur teilweise an den Wetterbericht gehalten hat – es windet, aber regnet nicht . So gehe ich ein wenig nach draußen.
Das hält aber nur ein paar Minuten an, und schon fängt es an zu regnen . So kehre ich um und lasse es ruhig angehen. Erst lese ich ein wenig, dann krame ich meine Karten und meine Reiseplanung hervor und überarbeite meine Tour für die nächsten Tage.
Wenn ich am folgenden Morgen losfahre, bin ich wieder genau im Zeitplan. Da ich aber auf den Vesterålen einen Wandertag geplant habe (der nach diesen Regenfällen nicht durchführbar ist ), überlege ich mir eine Alternative. Ich hatte vor, die Dronningruta (Königinroute) in der Nähe von Nyksund an der Nordspitze von Langøya zu laufen. Hierbei handelt es sich um eine grandiose Panoramawanderung, allerdings mit einem steilen Aufstieg über einen Grashang. Und da will ich lieber kein Risiko eingehen und schaue nach Alternativen, zumal ich den Weg schon einmal an einem wolkenlosen Tag gewandert bin.
Gegen 11 Uhr setze ich mich in den Aufenthaltsraum und nutze das WiFi aus – bis es ausfällt . Der Besitzer startet die Anlage neu und es läuft wieder für ungefähr eine Stunde
. So zieht sich das eine Zeitlang hin, bis er mir anbietet, dass ich mir den großen Fernseher aus dem Restaurant mit aufs Zimmer nehme, da er das Netz nicht ans Laufen bekommt. So räume ich das Sofa frei und bekomme den Fernseher ins Zimmer gebracht.
Bald darauf wird es dunkel – und es regnet immer noch. Schauen wir mal, was der nächste Tag so bringt…
Fortsetzung folgt…
12. September – Tag 23 (Teil 1)
Ein technisches Problem im Tunnel, ein echtes und ein Hurtig-Schiff der anderen Art
Ich werde wieder zeitig wach. Ein Blick nach draußen sagt mir, dass es nicht mehr regnet. Das ist doch schon mal ein Ansatz. Also packe ich nach dem Frühstück meine Sachen zusammen und um kurz nach 8 Uhr fahre ich endlich wieder weiter.
Es ist bedeckt, aber nur noch ein wenig windig. In Finnfjordbotn angekommen folge ich jetzt der Straße gen Süden. Als ich die erste Landzunge überqueren muss, ergibt sich ein schöner Blick.
In Sørreisa kann ich wieder meine Vorräte auffüllen und folge dann dem Reisenfjord. Hierbei kann ich die Schauer beobachten, wie sie von Südwest nach Nordost durchziehen.
Gegen halb elf erreiche ich Bakkejord, wo ich die Hauptstraße, die ins Landesinnere führt, verlassen und weiter der Küste folgen will. Ich habe allerdings jetzt ein kleines zeitliches Problem . Innerhalb der nächsten halben Stunde wird eine Sehenswürdigkeit vorbeikommen. Ich habe gerade einen Platz erreicht, von dem aus ich sie sicher, wenn auch relativ entfernt, sehen kann. Wenn ich weiter fahre setze ich mich der Gefahr aus, keinen schönen Vordergrund zu haben oder sie sogar ganz zu verpassen
. Ich gehe lieber auf Nummer Sicher und brauche auch nur eine Viertelstunde zu warten – und schon taucht ziemlich plötzlich die MS NORDKAPP auf.
Bei der Weiterfahrt merke ich, dass ich wohl die richtige Entscheidung getroffen habe, denn so hatte ich definitiv die besseren Vorder- und Hintergründe. Kurz vor der Einmündung des Reisen- in den Solbergfjord habe ich noch einen letzten Blick auf Finnsnes. Inzwischen reißt der Himmel sogar ein Stück weit auf.
Kurz darauf sehe ich den Hinweis auf den nächsten Tunnel mit der Südspitze der Insel Senja im Hintergrund. Da ich hier auf einer Nebenstraße unterwegs bin, ist nicht viel Verkehr. Vielleicht kann ich den Tunnel sogar ohne Autos durchfahren.
Kurz darauf sehe ich unmittelbar vor einer Kurve ein Hinweisschild auf eine Baustelle im Tunnel . Ich hoffe nur, dass die Straße nicht aufgerissen ist, dann hätte ich ein Problem. Ich fahre weiter und sehe ein schwarzes Loch vor mir – die Baustelle besteht in der Reparatur der Beleuchtung…
Ich überlege, was ich jetzt tun soll . Umkehren ist keine Alternative. Ich will heute noch mit der Fähre nach Harstad und würde ca. 3 Stunden verlieren, wenn ich wieder zurück zur Hauptstraße fahre. Dann könnte ich die geplante Abfahrt vergessen. Außerdem gibt es dort mehr Verkehr und einen 250 m hohen Pass.
Also befestige ich erst einmal meine Warnweste am Rucksack und hole meine Stirnlampe raus. Ich fahre langsam los und sehe nach ein paar Metern – nichts mehr…
Dadurch, dass ich nur ganz langsam fahre, wackelt das Licht hin und her, so dass ich ab und zu die unbehauene Felswand anstrahle, danach wieder die Straße, auf der es keinerlei Orientierung in Art einer Markierung gibt. Wenn ich schneller fahre, befürchte ich, dass ich nicht mehr rechtzeitig ausweichen oder bremsen kann, wenn ich der Wand zu nahe komme . So geht es aber auch nicht. Also steige ich ab. Ich schaue mich um und sehe den Eingang nicht mehr. Ich mache kurz die Lampe aus – so eine Schwärze habe ich noch nie erlebt
(von gesehen kann man hier nicht mehr wirklich sprechen). Ich mache die Lampe rasch wieder an. Jetzt sehe ich zwar auch nicht viel mehr, aber es gibt zumindest einen hellen Punkt, dem ich folgen kann.
Ich gehe langsam los, wobei ich mich immer an der Wegkante orientiere. Kurz darauf höre ich das typische Geräusch, das durch Gegenverkehr verursacht wird . Ich bleibe stehen und winke mit der Lampe. Es funktioniert, das Auto wird langsamer und fährt vorsichtig vorbei. Gefühlte 2 Stunden später passiert das gleiche noch einmal. Noch einmal gefühlte 1 ½ Stunden später wird es langsam hell vorne – der Ausgang ist erreicht.
Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich ziemlich genau eine Viertelstunde im Tunnel verbracht habe – irgendwie kommt es mir länger vor… Als Ausgleich scheint jetzt zumindest ein wenig die Sonne.
Ich folge jetzt noch eine Meile lang dem Solbergfjord, bevor ich ihn bei Espenes verlasse.
Fortsetzung folgt…
Puhh, ich bin froh, dass ich immer erst im Nachhinein erfahre, was Du so alles erlebst.
Ja, ja, ich weiß: Wenn Du nur dort hingehen würdest, wo ich auch hinginge, kämst Du nicht weit.
Hallo Noschwefi,
habe gerade Deinen Reisebericht gelesen. Meinen allerhöchsten Respekt zolle ich Dir hiermit. Ist ja Wahnsinn.
Die meisten fahren mit dem Postschiff, viele mit dem Wohnmobil, einige mit dem PKW und Du mit dem Fahrrad.
Tolle Leistung.
Danke für den sehr interessanten Bericht und die schönen Fotos.
Bin schon gespannt, wie es weitergeht.
Grüße vom Sveni (Alta-Connection)
12. September – Tag 23 (Teil 2)
Ein technisches Problem im Tunnel, ein echtes und ein Hurtig-Schiff der anderen Art (Fortsetzung)
Gegen 13.30 Uhr erreiche ich Brøstadbotn. Von hier aus will ich die Schnellfähre nach Harstad nehmen – aber dafür muss ich erst einmal den Hafen finden . Ich habe per Google Maps den Ort schon einmal begutachtet. Die einzige Stelle, die halbwegs nach Anlegestelle aussieht, habe ich ungefähr 3 Kilometer südlich vom Ort gefunden. Da ich Zeit genug habe (das Schiff fährt in 2 Stunden), fahre ich in die Richtung weiter, jetzt am Dyrøysund entlang.
Nach einer Viertelstunde erreiche ich die avisierte Stelle – und sehe tatsächlich einen Warteraum und ein Schild „Brøstadbotn“ . Also bin ich richtig. Inzwischen ist die Sonne richtig rausgekommen, nur scheint sie genau aus der Richtung, aus der auch der Wind kommt. Daher ist es zu kalt zum Hinsetzen
. Stattdessen erkunde ich ein wenig den Pier (mit Grillhütte) und die Umgebung.
Aus dem Warteraum habe ich einen schönen Blick auf die Brücke, unter der das Schiff – aus Finnsnes kommend – erscheinen muss.
Dann kommt auch schon das Schnellboot herangeschossen . Nachdem ich lange Zeit alleine am Anleger gewesen bin, haben sich inzwischen ca. 15 Personen und 6 Autos (mit wartendem Fahrer) versammelt.
Ich muss mit dem Fahrrad über eine kleine Stufe auf ein Plateau und unmittelbar darauf scharf nach links auf die Rampe, die zum Schiff führt . Da es etwas eng ist, lasse ich erst mal alle anderen Passagiere an Bord. Als ich das Schiff betreten will, hält mir ein Angestellter der Reederei ein Diktiergerät vor den Mund
. Als ich ihn verständnislos anschaue, sagt er ziemlich unfreundlich „Name, year of birth and destination“
. Nachdem ich die gewünschten Auskünfte aufs Band gesprochen habe, schickt er mich mit dem Rad nach hinten zu den Gepäckfächern. Der Platz, an dem ich mein Rad abstellen will, gefällt ihm nicht
; ich soll es nach links anlehnen, so dass es beim „Bremsen“ nicht umkippen kann. Nachdem das auch erledigt ist muss ich schleunigst nach drinnen; vorher darf das Boot nicht ablegen. Als ich frage, ob ich auch bei ihm bezahlen kann, verneint er und verschwindet.
Ich suche mir einen Sitzplatz und genieße die Aussicht. Leider ist fotografieren unmöglich , das die Scheiben von außen mit einer Salzkruste belegt sind und man während der Fahrt nicht nach außen darf. Die Fahrt ist zwar doppelt so schnell wie mit der Hurtigrute – aber bei letzerer hat man eindeutig mehr von der Fahrt.
Nachdem wir auf halbem Weg nach Harstad den Hafen von Engenes wieder verlassen haben, kommt jemand rum und fragt, wer noch bezahlen muss. Ich erhalte mein Ticket und eine Ausstiegskarte . Letztere muss ich beim Verlassen des Schiffs in Harstad abgeben, das wir nach insgesamt einer Stunde Fahrt erreichen. Wer keine Karte zum Abgeben hat, muss eine Strafgebühr in Höhe des doppelten Fahrpreises ab dem Ausgangshafen (in dem Fall Tromsø) bezahlen – eigentlich eine ganz geschickte Regelung gegen Schwarzfahrer
.
Wieder an Land genieße ich noch einmal den Blick auf den Vågsfjord mit der Insel Rolla im Hintergrund.
Ich kämpfe mich anschließend durch den Berufsverkehr (ohne Radweg) durch die Stadt nach Süden . Nach 5 Kilometern erreiche ich den Abzweig zum Campingplatz. Auf dem weiteren Weg wird es nicht nur ruhiger, sondern es gibt auch wieder schöne Ausblicke
.
Zum Sonnenuntergang hin kann ich noch einmal schöne Stimmungen genießen.
Beim abendlichen Telefonat habe ich dann den Wetterbericht für den nächsten Tag erhalten – und der sieht wieder alles andere als schön aus . Gegen Mittag soll erneut ein Sturmtief mit Regen aufziehen
, das aber nur bis zum übernächsten Morgen anhalten soll. In Harstad soll es nur eine schwache Form des Sturms geben, da es genau im Windschatten liegt. In Risøyhamn, in dessen Nähe ich die nächste Nacht verbringen will, soll er allerdings mit 12 – 14 m/sec zuschlagen. Das klingt nicht nach einer ruhigen Nacht im Zelt.
Da ich noch nie in Trondenes gewesen bin, entscheide ich mich dafür, hier auch wieder 2 Nächte zu bleiben und am nächsten Morgen nach Harstad in die Stadt zu fahren.
Als am Abend der Platzwart kommt, bezahle ich für 2 Nächte – und erhalte wieder Rabatt . Ich beschwere mich natürlich nicht; so kann man die Reise natürlich auch finanzieren…
Fortsetzung folgt…
13. September – Tag 24 (Teil 1)
(Un-) Erwartete Begegnungen und Ereignisse mit Hurtigruten
Pünktlich zum Sonnenaufgang bin ich wach. Es weht ein wenig Wind, aber noch ist nichts von einem drohenden Unwetter zu sehen.
Um 7 Uhr verlasse ich den Campingplatz und fahre zurück zur Hauptstraße. Jetzt folge ich einem Radweg, der nach ca. 200 Metern in einen (nicht ausgeschilderten) Weg übergeht. Bald darauf hört die Asphaltierung auf und er führt über eine (gefühlt fast senkrechte) Schotter-Abfahrt unter der Hauptstraße durch . Gut, dass ich jetzt nicht mit dem voll beladenen Rad unterwegs bin…
Anschließend lande ich auf einer ruhigen Nebenstraße, die parallel zur Hauptstraße direkt ins Zentrum führt.
Gegen 7.30 Uhr erreiche ich den Hafen, wo bereits die MS FINNMARKEN (auf mich ) wartet.
Ich nutze die Gelegenheit und besichtige das Schiff. Besonders angetan hat es mir die Einrichtung der Panorama Lounge (aber wahrscheinlich ist die Wirkung weg, wenn es hier von Passagieren wimmelt).
Zum Abschluss gehe ich nach vorne auf das Promenadendeck. Ich genieße es aus, dass man hier bis zum Bug gehen kann. Solche Motive kann kein anderes Schiff bieten, was ich auch direkt ausnutze, als die MS LOFOTEN am Horizont erscheint.
Allerdings habe ich dabei auch Glück, dass hier vorne gerade mal eine Handvoll Leute unterwegs ist. Wenn es voll wird, stelle ich mir das doch relativ unangenehm vor, wenn man ganz vorne steht und mal eben nach drinnen muss.
Ich warte noch ab, bis die MS LOFOTEN auf gleicher Höhe ist, dann gehe ich zum Ausgang zurück.
Ich verlasse das Schiff keine Minute zu früh. Unmittelbar nachdem ich festen Boden betreten habe, wird auch schon die Gangway eingefahren.
Während die MS LOFOTEN noch die Leinen festmacht, fährt die MS FINNMARKEN auch schon los.
Wie sich später herausstellt, ist Älbler an Bord der MS FINNMARKEN und wir haben uns beim Ablegemanöver exakt zur gleichen Zeit gegenseitig fotografiert…
Nachdem die Gangway an der MS LOFOTEN angelegt worden ist, bin ich froh dass ich heute nicht nach Risøyhamn fahren will. Das Schiff hat hier auf der anderen Seite angelegt als in Havøysund. Jetzt kommt man zwar beim Betreten des Schiffes am Scanner vorbei (und ich erhalte auch beim Betreten eine Gästekarte), allerdings ist der Zustieg so steil, dass ich ihn unmöglich mit dem beladenen Fahrrad hätte bewältigen können . Göga meinte abends am Telefon, dass vielleicht der Anleger vor der Abfahrt noch einmal neu angesetzt worden wäre, so dass ich doch ohne Abladen an Bord gekommen wäre. Das werde ich aber wohl nie – und definitiv nicht mehr in diesem Urlaub – erfahren. Dass ich mitsamt Fahrrad mitgekommen wäre, ist zumindest sicher, das hatte ich bereits in Havøysund von einem Hurtigrutenmitarbeiter erfahren.
So schaue ich mich nur ein wenig an Bord um. Neben der gut einsehbaren Brücke fällt mir vor allem die gut sortierte Bordbibliothek auf.
Ich gehe 10 Minuten vor der Abfahrt wieder von Bord, ich will ja nicht daran schuld sein, wenn der Fahrplan durcheinander kommt. Als ich mich draußen noch ein wenig umschaue, fällt mir eine Frau auf, die ebenfalls das Schiff betrachtet – außer mir die einzige Person auf dem Kai, die nicht berufsmäßig anwesend ist.
Sie betrachtet – genau wie ich – wie der Gabelstapler herangefahren kommt und die Gangway vom Schiff gelöst und weggefahren wird. In dem Moment, als die erste Leine gelöst wird, wird sie auf einmal ganz aufgeregt, läuft zum Schiff und fängt an zu winken – anscheinend will (oder muss) sie noch an Bord.
Eigentlich hätte ich jetzt erwartet, dass der Kapitän erscheint, freundlich winkt und das Ablegemanöver fortsetzt . Zumindest wurde uns genau dieses Verhalten bei unserer Februar-Reise auf der MS POLARLYS avisiert – weil: Norweger sind ja höfliche Menschen.
Stattdessen geht eine Luke (oder Tür?) auf und eine etwas säuerliche Hurtigrutenmitarbeiterin erscheint. Sie signalisiert der Frau, dass sie über die vorhandene Lücke hinweg an Bord kommen soll.
Nach einer hitzig geführten Diskussion (von der ich aber nichts mitbekomme) wird der Gabelstapler (der ja immer noch die Gangway auf seiner Gabel liegen hat) heran beordert und legt sie provisorisch in die offene Luke. Erst als sie komplett aufliegt traut sich die Frau an Bord, beobachtet von diversen Mitpassagieren.
Ich würde ja schon gerne mal wissen, ob diese Aktion ein Nachspiel nach sich gezogen hat…
Jedenfalls legt das uten-Schiff (Das Hurtigr ist ja bereits übermalt ) mit 5 Minuten Verspätung ab gen Risøyhamn.
Ich bin jetzt schon froh, dass ich den Tag in Harstad verbringe. Nicht nur, dass ich dem Einstiegsproblem entronnen bin; auch diese Aktion hätte ich ja dann nicht so hautnah mitbekommen (falls überhaupt).
Fortsetzung folgt…
Das Bootsmodell in Bild 96 hat die MS LOFOTEN anlässlich ihrer Jubeltour zum 50sten in Bodoe geschenkt bekommen.
13. September – Tag 24 (Teil 2)
(Un-) Erwartete Begegnungen und Ereignisse mit Hurtigruten (Fortsetzung)
Nach dem Auslaufen der MS LOFOTEN schwinge ich mich wieder auf mein Fahrrad und fahre durch die leere Stadt gen Norden. Es geht einen kurzen Anstieg rauf (den ich bei dem momentan herrschenden Rückenwind kaum wahrnehme; der Sturm hat inzwischen eingesetzt) und dann wieder nach unten, immer Richtung Trondenes.
Dort angekommen stelle ich mein Rad an der Friedhofsmauer ab, so dass es nicht umgeweht werden kann. Ich schaue in Richtung Kirche und sehe die Tür offen stehen . Das kann doch eigentlich nicht sein, die Saison ist doch vorbei? Ich gehe näher und komme tatsächlich in die Kirche, wo sich gerade eine Führung ihrem Ende nähert. Als ich mir die Leute näher anschaue, die mir da entgegenkommen, bemerke ich ein mir doch sehr bekannt vorkommendes Accessoire in Form eines um die Hälse baumelnden Bandes – und tatsächlich bin ich gerade auf die Vesterålen-Ausflügler der MS LOFOTEN gestoßen…
Nachdem sich die Ausflügler wieder verzogen haben, stehe ich wieder alleine vor der Kirche. Ich folge dem Weg, der von der Kirche weg nach Norden an der Küste entlang führt.
Hier stoße ich auf die Reste eines Kriegsgefangenenlagers aus dem zweiten Weltkrieg, wo insbesondere viele russische Gefangene als Zwangsarbeiter ausgebeutet wurden. Die gesamte Halbinsel sollte als Festung ausgebaut werden – und dazu waren die Gefangenen wohl noch gut genug…
Die Fotos und die teilweise noch erhaltenen Grundmauern geben einen Eindruck wieder, der mich recht nachdenklich zurücklässt.
Die hier begrabenen russischen Soldaten wurden nach Tjøtta (Beitrag 200) umgebettet, ein Gedenkstein erinnert hier noch an sie.
Ich laufe den Weg weiter, der immer wieder an schönen Ansichten vorbeiführt.
Ein paar hundert Meter hinter der Kirche ist ein Abzweig zu einem Aussichtspunkt ausgeschildert – von hier aus sieht man über den Bergsvågen hinweg nach Norden nach Grytøya.
Ich folge noch dem Wegweiser zur Festung Trondenes in der Hoffnung, dass ich sie besichtigen kann. Ich lande am Eingang einer Kaserne. Dort wird mir von einer freundlichen, aber bestimmten Wachsoldatin mitgeteilt , dass die Festung auf dem Militärgelände liegt. Es gibt jeden Tag um 14.30 Uhr eine geführte Bustour, die auf dem Parkplatz unterhalb der Kaserne startet. Da es gerade 10 Uhr ist, hilft mir diese Auskunft nicht wirklich weiter. So fahre ich erst einmalwieder zurück und gehe zum Abschluss noch in das Besucherzentrum, wo u.a. ein paar alte Ansichten von Trondenes zu sehen sind.
Ich fahre wieder zurück in die Stadt und schaue mich noch ein wenig im Zentrum um.
Gegen 11 Uhr fängt es an zu regnen, und ich kämpfe mich gegen den Wind (mit Unterbrechung in einem Supermarkt) den Weg wieder zurück, den ich gekommen bin . Auf dem letzten Stück zum Campingplatz weht der Wind in Böen so heftig, dass ich wieder ein wenig seitwärts über die Straße geschoben werde
. Es war wohl eine gute Entscheidung, in Harstad geblieben zu sein…
Wieder auf dem Campingplatz angekommen sichere ich mein Zelt noch einmal zusätzlich mit einer Sturmleine ab, bevor ich ein Foto von der windgeschützten ( ) Bucht mache.
Den Nachmittag verbringe ich weitgehend in der Küche des Campingplatzes, wo ich in Ruhe Tee trinken
, Radio hören und lesen kann (am nächsten Tag komme ich ja wieder an einer schwimmenden Bibliothek vorbei).
Gegen 19 Uhr ist der Regen vorbei, und der Sturm reißt die Wolken schon wieder auf
Fortsetzung folgt…
Huhu Noschwefi,
Mensch, warst Du fleißig! Da bin ich gerade mal drei Tage nicht online, und schon brauch ich eine "Ewigkeit", um bei Deinem tollen Reisebericht wieder den Anschluss zu kriegen.
Ein paar mal hab ich gedacht, ja, da waren wir damals (Nordkap-Reise 2012) auch. Ja, und das gleiche Wetter hatten wir auch auf Senja. Wir haben quasi nix gesehen , obwohl Senja ja so schön sein soll
Na, und über norwegische Tunnel haben wir uns ja schon mal unterhalten! Da hatten wir ja noch Glück, dass unser Auto beleuchtet war!!! Da hast Du Dich echt was getraut! Alle Achtung
14. September – Tag 25 (Teil 1)
Hurtigruten im Visier der Kunst
Da ich wieder um 7 Uhr losfahren will, stelle ich mir (das erste Mal in diesem Urlaub) den Wecker auf 5 Uhr . Der Sonnenwecker funktioniert inzwischen leider nicht mehr so zuverlässig. Kaum zu glauben, dass keine 3 Wochen zuvor in Vadsø um diese Zeit die Sonne schon 3 Stunden schien und jetzt erst der Beginn der blauen Stunde ist…
Ich bin kurz vor dem Wecker wach – ist mir auch recht . Der Wind hat deutlich nachgelassen und es sind noch die letzten Sterne zu sehen. Ein paar Wolken treiben am Himmel – entweder es gibt in 2 Stunden Nebel oder es wird ein schöner Tag. Ich lasse mich mal überraschen.
Gegen 7 Uhr komme ich tatsächlich los. Ich bleibe erst einmal auf der Hauptstraße (am frühen Sonntagmorgen werden wohl nicht so viele Autos unterwegs sein), da ich keine Lust habe den steilen Weg runter zu schieben. So komme ich am Jachthafen vorbei, in dem auch ein Hurtigrutenschiff festgemacht hat.
Ich fahre dennoch lieber weiter zum Zentrum und habe dort noch 15 Minuten Zeit, die MS POLARLYS zu besichtigen.
Vom Umlaufdeck habe ich einen schönen Blick auf das Hafengebäude und ein dort liegendes Schnellboot.
Wiederum legt das Schiff direkt ab, nachdem ich es verlassen habe . Die MS MIDNATSOL ist auch schon dabei, mit dem Anlegemanöver zu beginnen. Im Gegensatz zum Vortag legt das neue Schiff nicht hinter dem abfahrenden an, sondern nimmt exakt dessen Position ein.
Das Fähnchen an der Schranke zum Laderaum ist neu, vor 2 Wochen habe ich es noch nicht gesehen.
Ich fahre jetzt bis Sortland mit (ursprünglich wollte ich nur bis Risøyhamn mitfahren, aber durch den zusätzlichen Tag in Harstad habe ich wieder ein wenig umgeplant), so dass ich auch an Bord das Mittagsbuffet ausnutzen möchte . Dies wirft allerdings beim Einchecken Probleme auf.
Ich bekomme meine beiden Kärtchen für mich und mein Fahrrad sowie ein Faltblatt für die Sicherheitseinweisung. Allerdings wird auf meiner Karte der Lunch nicht ausgewiesen. Stattdessen steht dort ganz dick „KOST: No Package“ , wofür mir allerdings ein Dinner Package berechnet wird. Die freundliche Dame an der Rezeption ist genau so verwirrt wie ich
. Da noch einige andere Passagiere einchecken wollen, fragt sie mich ob sie das nach dem Ablegen in Ruhe klären könne, sie würde mich dann ausrufen.
So gehe ich erst einmal zur Bibliothek, wo ich erneut einen Büchertausch vornehme. Ich gehe dann raus, um einen letzten Blick auf die Kirche von Trondenes zu werfen.
Bald darauf werde ich ausgerufen (schon merkwürdig, den eigenen Namen über das Schiff schallen zu hören ). Wieder an der Rezeption werde ich noch einmal um Entschuldigung gebeten, und ich erhalte eine neue Rechnung. Jetzt ist das Mittagessen ausgewiesen. Die alte Rechnung wird angerechnet und ich zahle jetzt nur die Differenz. Sicherheitshalber bekomme ich noch einen Ausdruck mit, den ich am Restaurant vorzeigen kann, falls es dort Probleme geben sollte. Mir wurde aber versichert, dass für mich in der ersten Sitzung um 11.30 Uhr ein Tisch vorgemerkt sei.
Ich gehe noch einmal in die Bibliothek. Ich bin neugierig, ob mein Buch noch da ist – und tatsächlich hat es schon einen neuen Liebhaber gefunden . Die nächste halbe Stunde verbringe ich auf dem Umlaufdeck, bis die Wolken immer dichter werden.
Zur Durchfahrt der Risøyrenna eine Stunde später gehe ich trotzdem wieder raus.
Bei der Abfahrt aus Risøyhamn kommt einmal kurz die Sonne zum Vorschein. Da ich aber bald zum Essen muss, verschwindet sie rasch wieder hinter den Wolken.
Pünktlich um 11.30 Uhr stehe ich am Restaurant. Ebenso pünktlich wird geöffnet. Ich zeige der Dame am Empfang meine Karte und sage dazu, dass ich bezahlt habe. Ohne weitere Nachfrage geht sie zur Theke, holt den Block mit den Tischaufteilungen und zeichnet mir meinen Tisch ein. Das nenne ich doch perfekten Service!
Nach 50 Minuten fühle ich mich (halbwegs) gesättigt. Das ist auch keineswegs zu früh, denn das Schiff ist bereits dabei, den Hafen von Sortland anzulaufen. Als ich an Deck gehe, ist der Himmel wie blank geputzt . Nur noch am Horizont sind ein paar Wolken zu sehen – wie bestellt.
Ich hätte mir noch etwas Zeit lassen und etwas später von Bord gehen können, aber ich habe ja noch etwas vor, bevor das Schiff Sortland wieder verlässt . Gegen 12.40 stehe ich daher mit meinem Fahrrad an Land.
Ich sehe zwei Autos am Pier entlangfahren und folge ihnen, um das Hafengelände zu verlassen. Das einzige, was ich finde, sind verschlossene Tore . Als ich bis zum Ende gefahren bin, kehre ich um und fahre wieder am Hafengebäude und an der MS MIDNATSOL vorbei. Auf der anderen Seite sind aber ebenfalls nur geschlossene Tore
. Irgendwo müssen doch die Autos rausgefahren sein und irgendwo muss ich doch auch rauskommen?
Schließlich spricht mich ein Hafenarbeiter an, der wohl bemerkt hat was ich suche und signalisiert mir, dass ich – wie die Fußgänger – das Hafengelände durch die Halle verlassen soll…
Endlich bin ich aus dem Hafen raus, jetzt muss ich nur noch einen Weg durch die Baustelle finden . Kurz darauf ist das auch geschafft, und ich erreiche die Hauptstraße. Zum Glück weiß ich ja wo ich hin muss – und erreiche mein Ziel um 12.57 Uhr, genau passend um die MS MIDNATSOL noch an ihrem Liegeplatz zu erwischen
. 5 Minuten später ist sie schon im Sortlandsund.
Jetzt muss es schnell gehen, da das Schiff inzwischen dem Namen Hurtigruten alle Ehre macht: Ich möchte endlich einmal die Skulptur der Skulpturlandskap Nordland mit einem Hurtigrutenschiff erwischen. Diesmal klappt es wirklich, und das auch noch bei perfekten äußeren Bedingungen ! Zufrieden sehe ich, wie das Schiff kurz darauf im Dunst verschwindet.
Fortsetzung folgt…
14. September – Tag 25 (Teil 2)
Hurtigruten im Visier der Kunst (Fortsetzung)
Ich bin zwar noch satt vom Mittagessen, brauche aber auch noch ein paar Vorräte zum Abendessen. Am Platz direkt neben der Skulptur war früher einmal ein bunnpris, der auch sonntags geöffnet hatte – das Geschäft existiert aber leider nicht mehr . Ich fahre durch den Ort, aber alles ist verlassen. Ich frage einen Passanten, und dieser schickt mich zum Ortsausgang. Zum Glück in die Richtung, in die ich eh fahren muss.
Leider (aber erwartungsgemäß) hat der Supermarkt an der Sortlandbrua am Sonntag geschlossen . So fahre ich noch einmal 2 Kilometer zurück und hole mir an einer Tankstelle 2 Liter Milch.
Jetzt genieße ich das Wetter auf dem Weg nach Norden . Bei Sandstrand schwenkt die Straße langsam nach Westen, was ich am zunehmenden Gegenwind merke.
Bald darauf erreiche ich Jennestad, eine alte Handelsstation, wo ich erst einmal Abschied vom Meer nehme.
Eine halbe Meile später erreiche ich bei Frøskeland erneut das Meer, jetzt in Form des Eidsfjord. Diesen würde ich die nächsten Tage noch öfters zu sehen bekommen.
Nach weiteren 5 Kilometern erreiche ich den Bjørndalsfjord, an dessen Ende ich schon wieder eine Anhöhe queren muss.
Nun erreiche ich den letzten Fjord für diesen Tag, den Auenfjord.
Jetzt muss ich noch einen Tunnel durchqueren und bin am Ziel für den Tag. Allerdings befinde ich mich ja jetzt am Meer und der Tunneleingang liegt auf 200 Meter Höhe…
Schließlich erreiche ich aber auch den Tunnelausgang, neben dem sich direkt ein Rastplatz befindet, auf dem ich schon einmal mit dem Auto übernachtet habe. Mit dem Fahrrad ist komplette heutige Strecke Neuland für mich. Die Aussicht vom Rastplatz aus ist überwältigend.
Nach dem Abendessen kann ich noch einen farbenprächtigen Sonnenuntergang genießen.
Ich befinde mich jetzt im oberen Ryggedalen. Hier befindet sich der einzige Landzugang zur Kommune Bø, der westlichsten der Vesterålen. Gleichzeitig bin ich noch auf der gleichen Insel, auf der Sortland liegt. Allerdings ist die Landenge, die ich beim Verlassen des Bjørndalsfjord überquert habe, keine 500 Meter breit. Aber eine Landverbindung ist es trotzdem…
Fortsetzung folgt…
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