Ein Ausflug zum Schiffshebewerk Niederfinow

  • Da wir am letzten Sonntag bei dem schönen Wetter gerne einen Tagesausflug unternehmen wollte, habe ich etwas im Internet gestöbert, was in Berlin / Brandenburg gerade so „im Angebot“ ist. Da meine Frau noch nie das Schiffshebewerk Niederfinow gesehen hat, fiel die Wahl auf Selbiges und wir machten wir uns auf den Weg dorthin. Niederfinow liegt nördlich von Berlin bei Eberswalde, knappe 70km von uns entfernt.


    Gegen 11:30 Uhr erreichten wir das Schiffshebewerk am Finowkanal, welches schon von weitem einen imposanten Eindruck macht. Es ist 60m hoch und knapp 100m lang. Erbaut wurde es zwischen 1927 und 1934. Es ist heute noch das Größte in Europa.


    Auf dem Weg vom Parkplatz zum Werk kreuzten wir einen Verkaufsstand, welcher Fahrkarten für eine Schiffstour durch das Hebewerk anbot. Zwei mal 6€ auf den Tisch gelegt, machten wir uns gleich auf den Weg zum Schiffsanleger, etwa 400m entfernt.


    Dort mussten wir allerdings erst mal etwa eine halbe Stunde warten, da sich das Schiff gerade oberhalb des Hebewerkes befand. Als es dann endlich soweit war, suchten wir uns ein Plätzchen auf dem Schiff und fuhren dann in den „Bauch“ des Hebewerks, die sog. Wanne. Diese ist 2,5m tief und ist incl. Wasser 4300t schwer (auf Hausfrauendeutsch: Viermillionendreihunderttausend Tüten Milch ;)). Gezogen wird sie von 256 Stahlseilen an denen ebenfalls 4300t Gewichte befestigt werden. So reichen gerade einmal 4 Motore mit je 55kW Leistung, um die Wanne mit Inhalt die benötigten 36m zu bewegen.


    Der Eindruck im Inneren des Hebewerkes war schon gewaltig. Wir staunten fast wie kleine Kinder über die Dimensionen und meine Kamera musste Höchstleistungen vollbringen. Es dauert 5 Minuten, bis die Wanne einmal hochgezogen bzw. herabgelassen wird. Insgesamt dauert eine Schleusung etwa 20 Minuten. Oben angekommen wendete das Schiff an der nächstmöglichen Stelle und fuhr zurück in die Wanne, um uns wieder an den Anleger im unteren Teil des Kanals zu bringen.



    Nachdem wir einmal mit dem Schiff durchgefahren sind, wollten wir das Bauwerk auch nochmal zu Fuß erkunden. Der Eintritt dafür kostete 1€ pro Person, ist also gerade noch erschwinglich . Vor dem Vergnügen hat der liebe Gott aber erst die Arbeit gesetzt und so mussten wir den Berg zum oberen Teil des Schiffshebewerkes hochkraxeln. Von dort aus gibt es einen Rundgang um das ganze Werk. Von dort konnte man ganz in Ruhe alles nochmal begutachten und alte Fotos von der Errichtung des Werkes sehen.



    Direkt neben dem Schiffshebewerk wird übrigens zur Zeit ein neues, noch größeres Werk gebaut, welches 2014 fertiggestellt werden soll. Informationen dazu findet Ihr hier .



    Insgesamt haben wir uns etwa dreieinhalb Stunden dort aufgehalten. Auf dem Heimweg sind wir noch in einem Lokal eingekehrt und uns unseren Hunger zu stillen, den wir während der Tour bekommen haben. Es gibt am Schiffshebewerk zwar auch einige Imbissstände, aber aufgrund des penetranten Geruchs des Frittenfett in der näheren Umgebung, nahmen wir davon Abstand.


    Fazit: Wer sich in der Nähe von Berlin und Brandenburg aufhält und etwas technisch interessiert ist, für den ist der Besuch des Schiffshebewerkes sehr zu empfehlen. Und selbst meine Frau, die von technischen Dingen eigentlich wenig Ahnung hat, war von den Dimensionen sehr beeindruckt.

  • Ist schon beindruckend, was damals schon gebaut werden konnte. Wenn man die Baugröße der Motoren sieht, denkt man wunders was sie für ein Leistung haben müssten. :thumbup:
    Ich war 1999 dort. Ein Besuch lohnt sich

  • .Danke für den interessanten Bericht! Bei der Höhe aber, bekomme ich mittlerweile Geleichgewichtsstörungen. Dessegen ist auch der Hamburger Michel nichts mehr für mich.
    Trotzdem interessante Fotos und hut zu sehen, dass es der Lobsterin auch noch gut geht!
    Herzliche Grüße
    Ronald

  • Trotzdem interessante Fotos und hut zu sehen, dass es der Lobsterin auch noch gut geht!

    Sie hat doch gar keinen Hut auf. ;)


    @Olli: Hab ich zu meiner Frau auch gesagt. Alle Achtung für die damalige Zeit. Um so erstaunlicher, daß es heute immer noch das Größte in Europa ist.

  • Superbericht - danke!


    Aber ich müsste da mal einen kleinen Einspruch erheben - das Schiffshebewerk Scharnebeck bei Lüneburg wurde 1975 als damals weltgrösstes Hebewerk gebaut (Hubhöhe 38m, Troggröße Länge/Breite/Wassertiefe: 105,4 m / 15,8 m / 3,4 m mit Gesammtgewicht 5800t).

    Meine Fahrten: FINNMARKEN - NORDLYS - NORDNORGE - KONG HARALD - VESTERÅLEN - LOFOTEN (5X) - FRAM

    Reiseberichte siehe Profil !


    s-event.png s-event.png

  • Ich hab mal grad ein bißchen danach gegoogelt. Stimmt, aber vielleicht unterscheiden die sich irgendwie in der Art der Förderung? Außerdem ist es schlecht für das Marketing, wenn man den Satz nicht mehr sagen darf. ^^


    Aber darüber brauchen wir nicht mehr lange zu diskutieren. Am Drei-Schluchten-Damm am Jangtse in China entsteht bis 2011 ein Senkrecht-Schiffshebewerk, das bis zu 113 m überwindet. Da sind alle anderen weit von entfernt :8o:

  • Du weisst doch wie das ist mit dem "nördlichsten"... ^^


    Betr. Yangtse - ich war 1984 da, da war ja an dieser Stelle bereits eine Staustufe mit Schleuse. Wir sind unterhalb der Schleuse aufs Schiff und ich war dann die ganze Nacht auf Deck um das Schleusen mitzubekommen. War eine sehr kurze, aber irre hohe Schleuse. War faszinierend.

    Meine Fahrten: FINNMARKEN - NORDLYS - NORDNORGE - KONG HARALD - VESTERÅLEN - LOFOTEN (5X) - FRAM

    Reiseberichte siehe Profil !


    s-event.png s-event.png

Participate now!

Don’t have an account yet? Register yourself now and be a part of our community!